Eichstätt
Perfektioniertes Zusammenspiel

Das preisgekörnte Aris Quartett brilliert bei Pro Musica im Eichstätter Spiegelsaal

12.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Begeistert im barocken Spiegelsaal: das Aris Quartett, das in diesem Jahr beim prominenten Musikwettbewerb der ARD gleich fünffach ausgezeichnet worden ist. - Foto: Greck

Eichstätt (EK) Im Rahmen der Pro-Musica-Konzerte gastierte das Aris Quartett in Eichstätt und begeisterte mit Technik im doppelten Sinne: Die Musikerinnen und Musiker präsentierten die teilweise extravaganten Kompositionstechniken Schuberts, Beethovens und Bartóks mit perfekter spielerischer Technik im barocken Spiegelsaal.

Beim Quartettsatz in c-Moll von Franz Schubert stellte das in diesem Jahr beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD gleich fünffach ausgezeichnete Aris Quartett die beiden gegensätzlichen Themen prägnant vor: Ein donnerndes Tremolo-Motiv stand einem mit weichen Bogenstrichen geführten lyrischen Thema gegenüber, das die Musiker geschickt ineinander verstrickten.

In der Einleitung des ersten Satzes von Ludwig van Beethovens Streichquartett in C-Dur breiteten die vier Streicher einen Klangteppich aus, dessen Motive sich beim Hören kaum fassen lassen konnten. Mit dem schnellen Teil dieses Satzes wurde die Rhythmik dann konkret und die Bögen der vier Streicher huschten gleichmäßig über ihre Saiten. Anna Katharina Wildermuth entlockte ihrer Geige im langsamen Andante eine seufzend schöne Melodie über dem prägnanten Pizzicato von Lukas Siebers Cello, in die schließlich nach und nach alle Musiker einstimmten.

Im Menuetto mit Trio ließen die Streicher ihre Bögen in gekonntem Spiccato über ihre Saiten hüpfen, so dass der tänzerische Satz lebendig wirkte, während im rasanten letzten Satz besonders ihre Fingertechnik gefragt war. Ein halsbrecherisch schnelles Motiv wanderte von Caspar Vinzens' Bratsche durch die anderen Instrumente und setzte an die für Beethovens Zeit experimentelle, quasi-sinfonische Komposition für Streichquartett einen fulminanten Schlusspunkt.

Noch herausragender zu seiner Zeit war Bela Bartóks 5. Streichquartett. Es vereint unglaublich komplexe Klänge mit anspruchsvoller Spieltechnik. Um ein Scherzo alla bulgarese gruppierte Bartók sehr symmetrisch zwei langsame und zwei schnelle Sätze. Der erste, ein Allegro, beginnt unisono mit einem Rhythmus auf einem Ton, den das Aris Quartett mit gekonnt kräftigen und energiereichen Martelé-Strichen anging. Dieses Motiv steht anderen Figuren mit großen Tonsprüngen und synkopischen Rhythmen gegenüber, die die Musiker perfekt zusammen intonierten. Der langsame zweite Satz verlangte noch mehr spielerische Extravaganzen von den vieren: Beginnend mit einem fast harmlosen Triller-Thema, spannten sich Frage-Antwort-Motive über fahle Sul-Ponticello-Klänge, die Noémi Zipperling mit ihren Bogenhaaren ganz nah am Steg ihrer Geige in den Raum hauchte. Aber auch gleichzeitiges Streichen und Zupfen der Saiten forderte der Satz sowie sphärisch klingendes Flageolett-Spiel, das das Quartett blitzsauber meisterte.

Im Scherzo verwoben die Musiker gerade mit ungeraden Rhythmen ineinander und präsentierten damit Bartóks Idee, Motive der Volksmusik des Balkans in die westeuropäische Tradition zu integrieren, gekonnt. Das Andante begannen die Musiker mit prägnanten Pizzicati, die sie anschließend mit Glissandi schleifen ließen, und erzeugten so Hinhörer. Die versteckte Bartok auch in seinem Finalsatz: Das repetierende Thema des ersten Satzes tauchte mit kräftigen Strichen wieder auf. Aber auch ein verfremdetes Motiv, das an eine Leierkastenmelodie erinnert, in die Bartók "falsche" Töne hineinkomponierte, sind Teil dieses feinen aber auch dramatischen Streichquartetts.

Die Wirkung dieser Effekte ist nur mit ausgefeilter Technik möglich. Das preisgekrönte Aris Quartett hat diese im Zusammenspiel perfektioniert, denn nur so konnten sie einem gut besuchten Spiegelsaal Stücke mit solch technischen Tücken so gelöst und entspannt präsentieren.