Ingolstadt
PCB oder heiße Luft?

Kein Hinweis auf Belastung nach Messungen im Theater - Aufregung gibt es trotzdem

18.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:03 Uhr
Das Ingolstädter Stadttheater vom Neuen Schloss aus gesehen. Nun gab es wieder Aufregung um die Sanierung. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt - Und monatlich grüßt das Stadttheater: In Zeiten von Corona liegt die Spielstätte zwar brach, doch das Thema Theatersanierung behauptet seinen Platz in der öffentlichen Diskussion Ingolstadts.

Auch am Wochenende kochte die Suppe mal wieder hoch. Diesmal das Thema: Gift am Bau. Konkret ging es um die Frage, ob und wie der in den 1960er-Jahren errichtete Bau durch PCB belastet ist. PCB ist die Kurzform für Polychlorierte Biphenyle; das sind chemische Verbindungen, die bis in die 1980er-Jahre industriell in großem Stil verwendet wurden, wegen ihrer Giftigkeit aber seit 2001 nahezu weltweit verboten sind. Am Bau wurden PCB vor allem zur Abdichtung von Fugen eingesetzt.

Der Verdacht liegt somit nahe, dass solche PCB auch beim Bau des Stadttheaters Verwendung fanden. Laut Mitteilung der Stadt wurde daher im vergangenen Jahr die Ingolstädter Kommunalbauten GmbH (INKoBau), eine Stadttochter, damit beauftragt, zu untersuchen, ob in den Räumen des Stadttheaters eine Belastung durch gesundheitsschädliche Baustoffe aus der Vergangenheit gegeben sei. Also führte die INKoBau entsprechende Raumluftmessungen in dem Theaterbau durch.

Das Ergebnis der Messungen vom November 2020: Es ergäben sich "keine Hinweise auf Gesundheitsgefährdungen", so die Mitteilung der Stadt. Pressesprecher Michael Klarner zitiert aus dem Gutachten: "Die in der PCB-Richtlinie als tolerabel anzusehenden Werte (Vorsorgewert) werden an den Messpunkten (Büro Beleuchtungsmeister, Kassenbüro) sicher eingehalten. " Nicht ganz so perfekt sieht es allerdings im Foyer aus: "Im oberen Foyer wird der Vorsorgewert knapp überschritten; es wird davon ausgegangen, dass unter Nutzungsbedingungen (laufende Lüftungsanlage, regelmäßiges Reinigen bzw. Absaugen) die Konzentration niedriger liegt. " Um Genaueres zu erfahren, wird wohl noch einmal gemessen.

Diese Ergebnisse wurden bereits den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Theaters mitgeteilt und den Mitgliedern des INKoBau-Aufsichtsrates in einer nichtöffentlichen Sitzung vorgestellt. So erläutert es die Pressestelle der Stadt.

Am Wochenende nun aber brodelte dennoch die Gerüchteküche, ausgelöst durch einen Kommentar des Ingolstädter Publizisten Hermann Käbisch. "Hinter vorgehaltener Hand" würden Stadträte darüber sprechen, dass es sich bei dem Theater um einen "hochgiftigen Bau" handele, hieß es darin. Dazu muss man wissen, dass über eine offenbar notwendige große Theatersanierung seit über 15 Jahren heftig diskutiert wird und dass diese nun wohl erst frühestens im Jahr 2025 starten kann, wenn als Ausweichspielstätte die wegen ihres Standorts zwischen Donau und ehemaliger Donau-Kaserne umstrittenen Kammerspiele gebaut sind. Wobei es bis jetzt weder für Kammerspiele noch die Theatersanierung belastbare Kostenschätzungen gibt. Richtig vorangekommen sind in der Angelegenheit weder der alte, bis vor rund einem Jahr amtierende Stadtrat noch der neue.

So liegen offenbar bei dieser Gemengelage die Nerven der Kommunalpolitiker blank. CSU und Freie Wähler betonten sogleich, dass ihnen von so einer katastrophalen Lage am Theater nichts bekannt sei. Sowohl Alfred Grob für die CSU als auch Hans Stachel für die Freien Wähler (FW) forderten eine schnellstmögliche Aufklärung des Sachverhalts. Auch andere Stadträte äußerten ihr Befremden darüber, dass sie von der brisanten Problematik nichts wüssten.

Am Sonntag schließlich sahen sich Stadtverwaltung und INKoBau zu einer Klarstellung veranlasst. Wie bereits zitiert weist diese Verlautbarung darauf hin, dass zum einen es nach dem jetzigen Stand keine Hinweise auf eine Gesundheitsgefährdung gebe und zum anderen die Mitglieder des INKoBau-Aufsichtsrates ausreichend darüber informiert wurden. Dennoch herrscht nach wie vor Unklarheit darüber, ob und wann weitere Gutachten endgültige Aussagen treffen werden - und Ärger darüber, dass das Thema nicht vom gesamten Stadtrat diskutiert wird. Hans Stachel (FW) hat daher schon formell beantragt, das Thema auf die Agenda der nächsten Stadtratsitzung zu setzen.

DK

Markus Schwarz