Ingolstadt
Pausenhof statt Strafraum

Die Stadt löst vom FC Ingolstadt zwei Fußballfelder für den Bau der Mittelschule Südost ab

07.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:27 Uhr

Ingolstadt (DK) Der Nachwuchs des FC Ingolstadt wird voraussichtlich Mitte nächsten Jahres die Trainingsplätze des Vereins bei der Paul-Wegmann-Halle verlassen, weil dort eine Mittelschule gebaut wird. Die Stadt, der das Grundstück gehört, hat mit dem FCI eine Vereinbarung über einen Ersatz getroffen. Die Schanzer legen nun zwei neue Trainingsplätze neben ihrem Stadion an.

Die Räume sind eng. Fußballer kennen das. Und Bauherren im rasch wachsenden Ingolstadt auch. Selbst die eigentlich üppig begüterte Kommune muss immer wieder auf Grundstückssuche gehen, um Bauvorhaben zu verwirklichen. Hier ist Kulturreferent Gabriel Engert weit vorne mit dabei, denn er treibt ein umfassendes Schulbauprogramm voran. Die Arbeiten für die neue Heimat der Emmi-Böck-Schule (sie zieht von der Straße Auf der Schanz nach Zuchering) laufen schon, ein weiteres Gebäude für FOS und BOS (anstelle der alten Emmi-Böck-Schule) ist auf dem Planungsweg weit fortgeschritten. Auf Engerts To-do-Liste stehen außerdem zwei neue Mittelschulen: im Südosten und in Friedrichshofen; vielleicht werden es sogar drei, aber für einen Mittelschulbau in Oberhaunstadt gibt es (noch) keinen Stadtratsbeschluss. Die erste Mittelschule wird im Südosten entstehen: am ESV-Gelände, nördlich der Paul-Wegmann-Halle.

Bei der Entscheidung für diesen Standort genoss die Stadt einen Vorteil, der jedoch mit einer kleinen Schwierigkeit verbunden war: Das Grundstück gehört ihr. Aber darauf befinden sich zwei Trainingsplätze des FC Ingolstadt. Und der besitzt dafür ein Nutzungsrecht. Das musste die Stadt ablösen, um bauen zu können. So ist es geschehen.

Es kursieren Gerüchte über eine fast erstligareife Summe, die der FCI für seine Fußballfelder erhalten haben soll. Aber Engert kontert sofort: "Das ist ein ganz normales, hochkorrektes Verfahren gewesen, denn sonst hätten wir das nie gemacht." Er darf natürlich über den Wert städtischer Liegenschaften und finanzielle Regelungen nichts sagen. So viel aber schon, um verzerrten Vorstellungen zu begegnen: "Die Stadt kommt auf diese Weise an ein Grundstück, das sie sonst teuer hätte erwerben müssen." Es ist rund 15000 Quadratmeter groß: eben zwei Fußballfelder plus Grünstreifen.

Die Stadt hat mit allen Ingolstädter Sportvereinen Verträge abgeschlossen, erklärt der Kulturreferent. Auch mit dem FC. Er ist 2004 aus der Fusion der Fußballabteilungen von MTV und ESV hervorgegangen. So kamen die Schanzer an das Nutzungsrecht für die früheren Trainingsplätze der Eisenbahner an der Asamstraße. Der Vertrag laufe noch ziemlich lang, deshalb habe das Rechnungsprüfungsamt der Stadt den finanziellen Wert des Nutzungsrechts berechnet, sagt Engert. So kam jene Summe für die Überlassung der Felder heraus, die der FCI kassierte.

Der legt als Ersatz zwei weitere Fußballplätze neben dem Sportpark an. Engert bietet noch eine Einordnung der finanziellen Dimension dieser Transaktion: "Das Rechnungsprüfungsamt ist wirklich nicht dafür bekannt, dass es mit Geld um sich wirft."

Nach dem aktuellen Stand der Planung verlässt der FC die Plätze an der Asamstraße (hier trainiert die Jugend) Mitte 2019. Dann rückt aber noch lang nicht der Bagger an, denn zuvor müssen auf dem Gelände einige Bäume gefällt werden. "Das geht wegen der Vogelschutzverordnung aber erst im Oktober", berichtet Engert (der damit unter Beweis stellt, was man als Kulturreferent so alles draufhaben muss).

Sind die Bäume weg, stehen Probebohrungen an, denn hier, in der Nähe des Hauptbahnhofs, ist das Risiko besonders hoch, in der Erde auf nicht detonierte Bomben aus dem Krieg zu stoßen. Wenn diese Vorbereitungen erledigt sind, können die Bauarbeiten für die Mittelschule Südost beginnen. Geplante Fertigstellung: 2022. Dann trainieren die Nachwuchshoffnungen des FCI vermutlich längst alle im Umfeld des Stadions. In welcher Liga die Schanzer bis dahin spielen, ist eine spannende Frage.

Christian Silvester