Oberammergau
Passionsspiele für Hotels bald nicht mehr so lukrativ

Jahrelang gab es Karten für Oberammergau nur bei Übernachtung im Ort Das hat der Gemeinderat nun geändert

15.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:32 Uhr

Besuchermagnet Passionsspiele: Die Geschichte vom Leiden Christi lockt viele Zuschauer in die Gemeinde Oberammergau. Ab dem Jahr 2020 gibt es die Tickets nur noch im Einzelverkauf. - Foto: Widmann/AFP

Oberammergau (DK) Die nur alle zehn Jahre stattfindenden, auf einem Gelübde aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges basierenden Passionsspiele in der oberbayerischen Gemeinde Oberammergau sind ein Ereignis von Weltrang. Rund eine halbe Million Gäste aus den USA, Japan, China und natürlich aus Deutschland bevölkern dann an den mehr als 100 Spieltagen die Kommune und verfolgen die dramaturgische Bearbeitung vom Leiden und der Kreuzigung Jesu.

Davon wollen natürlich auch die Hoteliers im Ort profitieren. Seit den 1930er-Jahren war es üblich, dass die Karten für das Passionsspiel nur in Verbindung mit einem festen Hotel- und Restaurantarrangement zu bekommen waren. Diese wiederum kaufte die Gemeindeverwaltung, der offizielle Veranstalter, in großen Mengen bei der örtlichen Gastronomie. Doch für die Zuschauer wurde das Arrangement ein teurer Spaß: Mindestens 650 Euro, je nach Hotelkategorie, kostete zuletzt ein Ticket bei der Aufführung im Jahr 2010.

Trotzdem war es oft nur ein durchwachsenes Geschäft für den Ort. Zwar verkauften die Oberammergauer vorab im Schnitt mehr als 300 000 solcher Arrangements - aber ein Drittel davon wurde meist durch die Gäste vorab zurückgegeben. Die so übrig gebliebenen Karten gelangten dann notgedrungen als - deutlich billigere - Tageskarten an die Kassen. Für die Hotels nicht weiter schlimm, sie hatten ihr Geld ja schon bekommen. Blöd war es aber für die Kommune, die draufzahlte.

Die Bevölkerung machte Druck, die mehr als 80 Jahre alte Regelung abzuändern. Für die nächsten Spiele im Jahr 2020 gibt es dann nur noch Karten im Einzelverkauf. Das beschloss der Oberammergauer Gemeinderat. Um Übernachtung und Verpflegung müssen sich die Besucher künftig selbst kümmern. Damit sind allerdings auch keine verbindlichen Preise mehr garantiert und dem jeweiligen Verhandlungsgeschick der Gäste und Hoteliers Tür und Tor geöffnet. Andere weltweit populäre Kulturveranstaltungen - beispielsweise die Bayreuther Festspiele - zeigen, dass es auch so geht.

Derzeit sucht die kleine, nur gut 5000 Einwohner zählende Kommune, nach einer Agentur, der sie den Kartenverkauf künftig anvertrauen kann. Der Vorverkauf soll schon gut drei Jahre vor der Premiere beginnen, also im Frühjahr 2017. Ein Großteil soll wohl an Reiseveranstalter gehen, die dann wiederum Kontingente mit Beherbergungsbetrieben der Region aushandeln werden - also auch mit solchen aus den Nachbarorten. Zornig darüber sind nun die einheimischen Wirte - denn sie verlieren auf diese Weise ein äußerst lukratives Geschäft.