Ingolstadt
Parkhaus in Flammen

Auto abgefackelt: 25-Jähriger muss sich wegen vorsätzlicher Brandstiftung am Hauptbahnhof vor dem Amtsgericht verantworten

28.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr

Feuerwehreinsatz im Parkhaus am Hauptbahnhof: Ein Auto war dort im vorigen Sommer in Brand gesetzt worden. Der mutmaßliche Täter steht nun vor Gericht. - Foto: Berufsfeuerwehr

Ingolstadt (reh) Was den Reuefaktor betrifft, gibt es für die Prozessbeteiligten eine satte Auswahl: "ein Aussetzer", "Bockmist produziert, "irgendwie im Kopf ausgesetzt". Warum ein 25-Jähriger seit Mittwoch vor dem Amtsgericht steht, das ist ihm klar.

Warum er allerdings die Wahnsinnstat begangen hat, die ihn wieder in die Mühlen der Justiz katapultierte, das vermag er dennoch nicht zu sagen. Vielleicht ist es auch nicht zu erklären, warum jemand in einem Parkhaus ein völlig fremdes Auto in Brand steckt.

Eine absolute Zufallsauswahl war das Ziel, so sagt es der Angeklagte, als er dem Schöffengericht am Ingolstädter Amtsgericht mit dem Vorsitzenden Michael Fein seinen Weg zum Brandstifter offenlegt. Es war das Bürgerfestwochenende letztes Jahr und der arbeitslose Deutsche aus dem Ingolstädter Südosten in der Nacht zum Sonntag um kurz nach Mitternacht gerade auf dem Heimweg vom Feiern - wobei "Frustsaufen" nach einem wiederholten Streit mit der Ex-Freundin näher rankommt. Seit Samstagvormittag sei er unterwegs gewesen. Habe entsprechend viel getrunken. Zunächst auf dem Viktualienmarkt ein halbes Dutzend Bier bestimmt, dazu Schnäpse. Und vor dem Kreuztor angeblich auch noch einige Cocktails. "Wesentlich mehr als ich normal trinke", beteuert der 25-Jährige. Er sei "benebelt vom Alkohol" gewesen.

Auf dem Heimweg zu Fuß in den Südosten wollte er am Hauptbahnhof einem menschlichen Bedürfnis nachgehen. In der Herrentoilette des Parkhauses Hauptbahnhof-Ost sei dann aber kein Toilettenpapier mehr gewesen. Er sah sich kurzerhand die Damentoiletten an. Dort habe er nach Erledigung des Geschäfts noch Klopapier unters T-Shirt geschoben, angeblich vorsorglich für den restlichen Heimweg. Wie es von diesem Schritt dann für ihn ein Stockwerk nach oben zu einem vorschriftsmäßig abgestellten BMW ging, darauf hat der Angeklagte keine Antwort. Schon gar keine Erklärung. Er hat aber offensichtlich das Toilettenpapier auf dem Vorderreifen des Wagens deponiert und mit dem Feuerzeug in Brand gesetzt. Die herbeigeeilte Berufsfeuerwehr und die Ringseer Feuerwehr konnten das Feuer zwar schnell unter Kontrolle bringen. Der Schaden durch den 25-Jährigen ist aber beträchtlich: Die Staatsanwaltschaft geht von 15 000 Euro beim BMW aus, am Parkhaus, wo rund 60 Quadratmeter stark verrußt waren und zwei Dutzend Stellplätze einige Tage gesperrt werden mussten, von 25 000 Euro.

Das Ergebnis kennt der 25-Jährige von Fotos, die ihm die Polizei nach der Festnahme vorgelegt hat. "Wie dumm muss ich gewesen sein, um das anzustellen", so sei es ihm durch den Kopf gegangen. Er sitzt in Untersuchungshaft, da er unter offener Bewährung stand und mehrere Vorstrafen mitbringt. Für den Angeklagten geht es folglich um sehr viel in dem Prozess.

Ein wichtiger Faktor für das Urteil ist seine Alkoholisierung, die der örtliche Landgerichtsarzt als Sachverständiger bewerten soll. Mit dem Rückrechnen auf Basis der angeblich getrunken Alkoholmenge tut sich der Gutachter mit Blick auf die vielen gefeierten Stunden schwer. Aber es soll eine Videoaufzeichnung aus dem Parkhaus gegeben. Womöglich ist der Gangstil des Täters aufschlussreich. Den Film will sich das Gericht am Freitag in einer Woche, am 6. April, anschauen.