Pfaffenhofen
Paradiesisches Kulturfestival

Von 8. Juni bis 5. August gibt es wieder Festspiele zu Ehren von Joseph Maria Lutz

13.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:54 Uhr
Der Pfaffenhofener Schriftsteller Joseph Maria Lutz wäre heuer 125 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren finden von Juni bis August wieder Paradiesspiele mit gut 25 Kulturveranstaltungen statt ? allen voran eine Freilichtinszenierung des bekanntesten Stücks aus der Feder des Pfaffenhofeners: das Volksstück "Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies". −Foto: Stadtarchiv

Pfaffenhofen (PK) Der Pfaffenhofener Volksschriftsteller Joseph Maria Lutz wäre heuer 125 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren gibt es wieder Paradiesspiele: Mit Lesungen, Konzerten, Ausstellungen, Freilichttheater und anderen Kulturveranstaltungen steht der Stadt acht Wochen lang ein paradiesischer Sommer bevor.

Unter dem Namen Paradiesspiele, der dem berühmtesten Werk von Joseph Maria Lutz ("Der Brandner Kaspar schaut ins Paradies") entliehen ist, findet des Kulturfestival heuer zum zweiten Mal statt. Von Juni bis August finden dabei gut 25 Kulturveranstaltungen in Pfaffenhofen statt. Ein Großteil davon ist bei freiem Eintritt, für die Übrigen beginnt am Montag der Vorverkauf, unter anderem in der Geschäftsstelle des Pfaffenhofener Kuriers. Alle Termine finden Sie in der gedruckten Wochenendausgabe des PK.

Drei große Themen gibt es bei den Paradiesspielen: Zum einen geht es natürlich um Lutz, sein Leben und sein Werk. Thema zwei ist Bayern als Heimat. "Ein Großteil seines Werkes basiert auf der lebenslangen thematischen und sprachlichen Auseinandersetzung mit seiner Heimat Bayern", erklärt der städtische Kulturmanager Sebastian Daschner. Und so finde sich im Programm auch moderne bayerische Volkskultur. "Wobei natürlich auch das traditionelle Element in der Volkskultur nicht fehlen darf", so Daschner. "Lutz war bekanntermaßen Bewunderer volkstümlicher Bräuche und Traditionen." Das dritte große und namensgebende Thema ist das Paradies, dem sich die meisten geplanten Veranstaltungen widmen.

Und so ist das Herzstück der diesjährigen Paradiesspiele die Freilichttheateraufführung des besagten Lutz-Volksstücks "Der Brander Kaspers schaut ins Paradies" am Oberen Hauptplatz. Die Stadt Pfaffenhofen stemmt die vielversprechende Inszenierung Hand in Hand mit dem Theaterspielkreis, drei professionellen Schauspielern und weiteren Partnern - unter der Leitung des Ingolstädter Regisseurs Falco Blome, der in Pfaffenhofen aufgewachsen ist. "Theater ist ein Gesamtkunstwerk", unterstreicht Steffen Kopetzky, Kulturreferent des Stadtrats. Und so sind auch der gebürtige Pfaffenhofener Lichtkünstler Markus Jordan und die Stadtkapelle am Großprojekt beteiligt. "Das ist also eine Produktion, an der drei Pfaffenhofener Kulturförderpreisträger beteiligt sind: Falco Blome, die Stadtkapelle und wir vom Theaterspielkreis", ergänzt dessen Vorsitzender Steffen Wagner (ausführlicher Bericht folgt).

Für die Paradiesspiele wird zudem der Hauptplatz durch Hör-Stationen, ein Open-Air-Museum und Kunst-Installationen zum Aktionsraum. "Ziel ist es, Joseph Maria Lutz, sein Werk und seine Biografie, wieder stärker in die Öffentlichkeit zu rücken", sagt Kulturmanager Daschner. "Und wo ginge das besser als am Hauptplatz?"

Das im Geist von Joseph Maria Lutz im Jahr 2013 eingerichtete Lutz-Stipendium für Schriftsteller geht 2018 ins fünfte Jahr: Anlässlich dieses kleinen Jubiläums lädt die Stadt zum Symposium. Die bisherigen Stipendiaten treffen sich mit weiteren dazu eingeladenen Schriftstellern unter Leitung des aus Pfaffenhofen stammenden Lyrikers Nico Bleutge in Pfaffenhofen und geben im Anschluss an das Symposium eine Abschlusslesung. "Es haben schon alle bis auf einen zugesagt", berichtet Kopetzky. "Das wird eine schöne Mischung aus Stipendiaten und etablierten Autoren." Bei letzteren wird es sich übrigens um Thomas von Steinaecker sowie Rabea Edel handeln. Neben dieser außergewöhnlichen Literaturveranstaltung locken einige weitere Lesungen - von Heimatkrimi bis Ovid.

"Hinzu kommen mehrere Open-Air-Konzerten und einigen kleineren Veranstaltungen, die immer einen der Themenkomplexe Paradies, Lutz und bayerische Volkskultur - manchmal durchaus gebrochen oder satirisch hinterfragt - aufgreifen", kündigt Daschner an. Der Neue Pfaffenhofener Kunstverein zeigt beispielsweise im Sommer die hochkarätig besetzte Ausstellung "MyPrivateParadiese", bei der Wolfgang Ellenrieder und Thomas Rentmeister, beide Professoren an der Hochschule der Künste in Braunschweig, zehn ehemalige Studierende zu einer gemeinsamen Ausstellung in die Kunsthalle eingeladen haben.

Es gibt außerdem eine Konzertreihe im Bürgerpark, einige Kultursommer-Veranstaltungsformate wie die Internationale Nacht und die Lange Nacht der Kunst und Musik oder auch das Abschluss-Open-Air, das mit einem Konzert der Keller Steff Big Band das Thema neue bayerische Pop-Musik aufgreift.

Premiere der Paradiesspiele war bekanntlich vor fünf Jahren - anlässlich des 120. Geburtstags des Pfaffenhofener Ehrenbürgers Lutz - mit insgesamt über 10000 Besuchern bei rund 25 Veranstaltungen. 2013 dient insofern als Vorbild für die diesjährige Neuauflage. "Die Paradiesspiele sollten keine einmalige Angelegenheit sein", blickt Steffen Kopetzky, Kulturreferent des Stadtrats, zurück. Vielmehr eine feste Konstante im Kulturleben: "Die Paradiesspiele sollen alle fünf Jahre Pfaffenhofens großes kulturelles Ereignis sein." Sie sollen etwas Langfristiges sein zu Ehren des "unumstrittenen Schutzheiligen der Pfaffenhofener Kultur", wie Kopetzky Lutz scherzhaft nennt. "Er hatte kein unproblematisches, aber ein sehr emotionales Verhältnis zu Pfaffenhofen." Das Thema Paradies sei noch lange nicht ausgereizt, biete Provokanz und könne gesellschaftlich gedeutet werden: "Unser Paradies auf Erden, das zumindest wir hier haben, ist mannigfaltig gefährdet", sinniert Kopetzky über künftige künstlerische Ansätze. "Vielleicht müssen wir nur erwachen, um es zu retten und zu bewahren."

Michael Kraus