Panther verspielen den Gruppensieg

Vorrunde der Champions Hockey League

05.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:50 Uhr

Glasgow (DK) 144 Sekunden fehlten zu Platz eins: Der ERC Ingolstadt hat am Samstag durch ein 4:6 (1:0, 1:2, 2:4) beim Braehead Clan den Gruppensieg in der Champions Hockey League (CHL) verspielt. Die Panther ziehen als Gruppenzweiter hinter Växjö ins Sechzehntelfinale ein.

Fassungslos stand Benedikt Schopper im engen Kabinengang der Braehead-Arena und starrte auf den Einkaufswagen mit den Pizzakartons, den ein schottischer Betreuer dort abgestellt hatte. Einen nach dem anderen klappte der Verteidiger des ERC Ingolstadt auf, nur um ihn nach einem kurzen Blick auf den übersichtlichen Inhalt kopfschüttelnd wieder beiseitezulegen. Schließlich entschied sich Schopper für die Variante mit Salami – und damit hatte der 30-Jährige noch Glück: Die Gastgeber hatten lediglich elf Pizzen für den mehr als zwei Dutzend Personen umfassenden ERC-Tross geliefert.

Es war schwer auszumachen, was die Panther am Samstagabend am meisten nervte. Das Pizza-Desaster? Die fehlenden Getränke? Die enge Kabine ohne vernünftige Möbel und Handschuhtrockner, die mit dem Wort Verschlag treffender beschrieben wäre? Die bevorstehende lange Rückreise mit einem mehrstündigen Zwischenstopp in London? Oder doch das unnötige 4:6 beim abgeschlagenen Letzten Braehead Clan, durch die der ERC den Gruppensieg vermasselt hatte?

Eines war sicher: Mit der glanzvollen Bühne Champions Hockey League hatten die Zustände in der äußerlich schmucken Arena in einem Einkaufszentrum am Rande Glasgows wenig zu tun. Als Ausrede für die Niederlage wollte das allerdings kein Panther bemühen. „Die Umstände haben uns zwar nicht nach vorne gebracht“, sagte Kapitän Patrick Köppchen, „aber an der Niederlage sind wir selbst schuld.“ Björn Barta ergänzte: „Wir haben nur phasenweise gut gespielt und waren teilweise nicht richtig drin.“

Damit hatte er zweifellos recht: Nach gutem Start und dem frühen 1:0 durch Petr Taticek investierten die Panther zu wenig, die Schotten kämpften sich – unterstützt von den knapp 3400 Fans der „Purple Army“ und Maskottchen Clangus in Lederhose – immer besser ins Spiel und gingen zweimal in Führung. Trotzdem schipperten die Gäste nach einem Doppelschlag von CHL-Topscorer John Laliberte (zehn Punkte) und Benedikt Schopper im Schlussdrittel zur 4:3-Führung klar auf Kurs Gruppensieg – bis der Ex-Ingolstädter Matt Keith 144 Sekunden vor Schluss in Überzahl zum 4:4 ausglich. „Diese dumme Strafe war einfach unnötig“, ärgerte sich Trainer Manny Viveiros über Thomas Greilinger, der sich zuvor einen unfairen Bandencheck geleistet hatte.

Da selbst ein Sieg in der Verlängerung nichts genutzt hätte, nahm Viveiros Torhüter Marco Eisenhut zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis. Dass die Schotten dadurch noch zu zwei Treffern ins leere Tor und ihrem ersten CHL-Erfolg überhaupt kamen, war am Ende zweitrangig.

Vielleicht hätten nach dem sicheren Einzug in die K.-o.-Runde, den die Panther am vergangenen Donnerstag mit einem 5:3 gegen Växjö besiegelten, ein paar Prozent Bereitschaft und Spannung gefehlt, mutmaßte Viveiros. „Wir waren teilweise nicht bei 100 Prozent, die Intensität war nicht so da. Trotzdem müssen wir das Spiel normalerweise nach 60 Minuten gewinnen.“ Der 49-Jährige ließ mit Timo Pielmeier und Eisenhut beide Torhüter spielen, zudem agierten die Panther durchgängig mit acht Verteidigern, sodass alle Profis reichlich Eiszeit erhielten. „Simon Schütz hat sehr gut gespielt“, lobte Viveiros seinen Jüngsten.

Schon kurz nach der Schlusssirene gingen die Gedanken der Panther voraus zum Start der Deutschen Eishockey-Liga am kommenden Freitag (19.30 Uhr) in Hamburg. „Wir wissen, dass wir es besser können. Gegen Hamburg sehen wir eine andere Mannschaft“, sagte Köppchen. Und vielleicht gibt’s dann auch eine ganze Pizza für jeden.

 

ERC Ingolstadt: Ti. Pielmeier (31. Eisenhut) - Schopper, Friesen; Kohl, McNeill; Köppchen, Wagner; Kronthaler, Schütz - Lebler, Ross, Irmen; Elsner, Taticek, Laliberte; Greilinger, A. Barta, Kubalik; Schmidpeter, B. Barta, Th. Pielmeier. – Tore: 0:1 Taticek (4.), 1:1 Keith (29.), 2:1 Brooks (30.), 2:2 Kubalik (35.), 3:2 Bruton (45.), 3:3 Laliberte (46.), 3:4 Schopper (47.), 4:4 Keith (58.), 5:4 Leavitt (60.), 6:4 Götz (60.). – Strafminuten: 14/14. – Zuschauer: 3398.