Gastspiel in Krefeld
Panther gegen Pinguine: Torfestivals, Buhrufe, grüner Tisch

Duelle zwischen ERC und Krefeld waren oft unterhaltsam - auch an diesem Freitag?

02.12.2021 | Stand 23.09.2023, 22:06 Uhr
Warnt vor Überheblichkeit: Panther-Coach Doug Shedden (rechts) mit seinen Spielern Fabio Wagner, Louis-Marc Aubry und Frederik Storm (von links). −Foto: Traub

Ingolstadt - Nur mit drei Gegnern hat der ERC Ingolstadt häufiger die Schläger gekreuzt: An diesem Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) treffen die Panther und die Krefeld Pinguine in der Yayla-Arena zum 87. Mal in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) aufeinander. Ingolstadts Trainer Doug Shedden warnt sein am Sonntag spielfreies Team vor Überheblichkeit.

Die Krefeld Pinguine lösen im geneigten Ingolstädter Eishockey-Fan selten die ganz großen Emotionen aus, vielmehr rangieren die Rheinländer auf der Attraktivitätsskala irgendwo zwischen den Grizzlys Wolfsburg und den Pinguins Bremerhaven. Sogar der damalige ERC-Geschäftsführer Karl Schapfl gab sich vor dem (verlorenen) Play-off-Viertelfinale gegen die Pinguine im Jahr 2013 kaum Mühe, seine Enttäuschung über den vermeintlich unpopulären Gegner zu verbergen. Die mitreißende Viertelfinal-Revanche im Jahr darauf vermochte an der - aus Panther-Sicht - Krefelder Graumäusigkeit wenig zu ändern, und die sportlich miserablen Jahre, die die Rheinländer in der Folge durchlitten, schon gar nicht. Jedoch zu Unrecht: Neben den stets giftigen Auseinandersetzungen mit den Straubing Tigers gehörten die Spiele gegen die Pinguine in den vergangenen Spielzeiten häufig zu jenen mit dem größten Unterhaltungswert.

In der Saison 2018/19 etwa feierten die Panther zwei spektakuläre 7:4-Siege, einmal holten sie dabei sogar einen Drei-Tore-Rückstand auf. Im Jahr darauf das umgekehrte Bild: Binnen fünf Tagen gewannen die Pinguine zweimal mit 4:1. ERC-Trainer Doug Shedden, der die erste Niederlage in unserer Zeitung scherzhaft mit "Mitleid" gegenüber den von der Pleite bedrohten Krefeldern begründet hatte, wurde beim zweiten Duell ob dieser "Respektlosigkeit" von den schwarz-gelben Fans ausgebuht und vom Stadionsprecher beschimpft. Die Corona-Saison 2020/21 erlebte dann die Tor-Rache inklusive "Schweigt-still-Jubel" von ERC-Stürmer Daniel Pietta an seinem Ex-Klub Krefeld, der ihn auf schäbige Weise abserviert hatte. Das zweite Aufeinandertreffen endete 6:5 für die Panther - wurde allerdings mit 5:0 gewertet, weil die Krefelder einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt hatten.

Und was passiert an diesem Freitag? Shedden weiß zumindest, was aus Ingolstädter Sicht nicht passieren sollte: dass seine Mannschaft den Gegner unterschätzt. "Bei allem Respekt: Krefeld war in den vergangenen Jahren kein Spitzenteam. Aber sie spielen in derselben Liga wie wir, also können sie so schlecht nicht sein", erklärte der 60-Jährige am Donnerstag. "Deswegen habe ich meine Jungs gewarnt: ,Fangt ab sofort an, dieses Team zu respektieren, seid bereit.' Dieses Spiel wird im Kopf entschieden."

Als mahnendes Beispiel nannte Shedden die beiden Niederlagen gegen Aufsteiger Bietigheim: "Krefeld wartet auf Fehler der Gegner und lauert auf Konter. So haben sie zuletzt München geschlagen. Wer sind wir also, dass wir sie auf die leichte Schulter nehmen?"

Diese Gefahr besteht laut Frederik Storm nicht. "Wir wissen, dass es nicht leicht wird. Krefeld hat ein paar gute Konterspieler. Wir müssen also den Puck gut kontrollieren und dürfen uns keine Scheibenverluste in den gefährlichen Zonen leisten", sagt der ERC-Stürmer. Das gelang im ersten Saisonduell Mitte Oktober beinahe perfekt: Die Panther gewannen daheim mit 3:1 und gestatteten den Pinguinen nur zwölf Torschüsse.

Storm steuerte damals zwei Vorlagen zum Sieg bei. Insgesamt ist der Däne bislang der konstanteste Panther-Angreifer und mit 24 Punkten zweiterfolgreichster Scorer. Zudem weist der 32-Jährige die mit riesigem Abstand beste Plus-Minus-Bilanz (+13) im Team auf - Beleg für seine verantwortungsvolle Defensivarbeit. Kein Wunder, dass Storm auch in der Gunst der Fans weit oben rangiert: Beim 3:4 gegen den EHC München am Dienstag hatten ein paar von ihnen den Dannebrog gehisst, die rot-weiße Nationalflagge Dänemarks. "Das hat mich sehr gefreut", berichtet der so Geehrte.

In Krefeld trifft Storm auf einen Landsmann, der auch einer seiner engsten Freunde ist: KEV-Verteidiger Jesper Jensen Aabo. "Wir spielen im Nationalteam zusammen. Aber wenn wir gegeneinander antreten, fechten wir immer ein paar interne Kämpfe aus. Manchmal gibt's auch einen Extra-Stockschlag", verrät Storm lachend. Und wer weiß: Vielleicht fügt das Dänen-Duo der Geschichte von Panthern und Pinguinen ja sogar das nächste erinnerungswürdige Kapitel hinzu.

DK

Personal: Nach neun Einsätzen in Folge erhält Torwart Kevin Reich an diesem Freitag eine Pause, Neuzugang Danny Taylor soll laut Trainer Doug Shedden in Krefeld sein Debüt für den ERC Ingolstadt feiern. Die Youngster Simon Gnyp, Louis Brune und Davis Koch werden bis Dienstag drei Spiele für den Kooperationspartner Ravensburg Towerstars in der DEL2 bestreiten. Die Langzeitverletzten Karri Rämö und Samuel Dubé stehen Shedden nicht zur Verfügung.

Gegner: Die Pinguine stecken mit 30 Punkten aus 24 Saisonspielen mittendrin im Rennen um die Pre-Play-offs. Von den vergangenen sechs Partien gewann die Mannschaft von Trainer Igor Zakharkin vier. Oleg Shilin zählt mit knapp 93 Prozent Fangquote zu den sichersten Torhütern der Liga, Topscorer mit 28 Punkten ist Jeremy Bracco (9 Tore/19 Vorlagen). Die Pinguine, bei denen der ehemalige Ingolstädter Laurin Braun verletzt fehlt, sind das fairste Team der DEL.

alp

Alexander Petri