Eulenried
Pakete und eine Maschinenpistole

Irmgard Schlittenbauer trägt seit 40 Jahren in Eulenried die Zeitung aus – ihr Mann hilft ihr genauso lange dabei

14.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:47 Uhr
Dank für eine Lebensleistung: Beate Redl (l.), Vertriebsinspektorin des DONAUKURIER, übergibt einen Präsentkorb an Irmgard Schlittenbauer (r.), die in Eulenried seit 40 Jahren die Zeitung austrägt. −Foto: Spindler

Eulenried (jsp) „Noch mal 40 Jahre tue ich es nicht mehr“, sagt Irmgard Schlittenbauer aus Eulenried und lacht. Aber ans Aufhören denkt sie, obwohl die 63-Jährige bereits seit 40 Jahren jeden Tag pünktlich die Zeitung in dem Hohenwarter Ortsteil austrägt, noch nicht. „Ganz früher haben die Walters die Zeitung ausgetragen“, erinnert sich Irmgard Schlittenbauer noch an ihre Anfänge als Zustellerin.

Die eingefleischten Boten seien dann aus dem Dorf weggezogen und hätten ihr gesagt, sie solle doch den Job übernehmen. So einfach sei sie dazu gekommen. Ganz unvorbereitet war Irmgard Schlittenbauer nach eigenen Worten damals natürlich nicht, hatte sie doch schon immer mal ausgeholfen.

Und da kommt dann ihr Mann Simon mit ins Spiel: „Wenn mein Mann nicht als erster die Zeitung liest, dann ist er unzufrieden.“ Darum hat Simon Schlittenbauer sich dazu entschlossen, seiner Frau bei ihrer frühmorgendlichen Beschäftigung zu helfen. Und das geht so: Beide stehen gemeinsam auf. Simon Schlittenbauer geht an die Ablagestelle für die zu verteilenden Zeitungen und bereitet für seine Frau Irmgard die tägliche Tour vor. Wenn sie sich dann durch den Ort auf den Weg macht, setzt er sich an den Tisch, trinkt Kaffee und liest die Zeitung.

Während seine Frau Irmgard wenig Überraschendes in den 40 Jahren Zustellerdienst erlebt hat, ist es ihrem Mann da schon ganz anders ergangen. Simon Schlittenbauer erinnert sich durchaus noch an eine Begegnung mit der Polizei vor etlichen Jahren. Damals habe es viele Einbrüche in Lagerhäuser gegeben. Als er die Zeitungspakete von der Ablagestelle holen wollte, sei ein Auto vorbeigefahren, habe angehalten und gleich den Rückwärtsgang eingelegt. Plötzlich sah sich Schlittenbauer zwei Polizisten gegenüber – einer mit einer Maschinenpistole bewaffnet. Natürlich fragten die Ordnungshüter, was er da mache. Schlittenbauer: „Ich habe einfach die Zeitungspakete hochgehalten.“ Dann war die Kontrolle auch schnell beendet.

Beate Redl, Vertriebsinspektorin des DONAUKURIER, findet es aller Ehren wert, wenn in der Familie so zusammengeholfen werde. Es sei doch ein schönes Gefühl, wenn die Familienmitglieder so hinter einem stünden. Beachtung findet bei Redl auch, dass Irmgard Schlittenbauer bereits seit 40 Jahren in Diensten der Zeitung stehe und jeden Tag dafür sorge – egal bei welchem Wetter –, dass die Leser ihr Blatt immer pünktlich im Briefkasten fänden. Das werde immer seltener sagt Redl mit Blick auf die jahrzehntelangen Dienste von Irmgard Schlittenbauer: „Das ist eine Lebensleistung.“ Noch seltener werde es auch, dass die Aufgabe des Zeitungsaustragens innerhalb der Familie von der einen auf die andere Generation übertragen werde, sagt Redl: „Da gab es quasi ganze Dynastien, die die Zeitung ausgetragen haben.“

Eine Nachfolge im Hause Schlittenbauer ist offensichtlich noch nicht in Sicht. So wird Irmgard Schlittenbauer weiterhin jeden Morgen gemeinsam mit ihrem Mann Simon den Tag in aller Frühe beginnen, auch wenn sie ihm jedes Mal sagt, er solle doch ruhig noch schlafen. Für das Quasi-Doppeljubiläum hat Beate Redl einen der größten Präsentkörbe des DONAUKURIER herausgesucht. Den hat Irmgard Schlittenbauer alleine in Empfang genommen.