Hilpoltstein
Oskar Kratochvil gibt den Takt vor

30-jähriger Hilpoltsteiner wird Nachfolger von Michael Leisinger als Dirigent der Stadtkapelle

10.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:41 Uhr

Der entscheidende Tag: Beim Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Hilpoltstein unter dem Motto "Wir sind Wir" liefern Oskar Kratochvil und die Stadtkapelle ein überzeugendes Konzert in der Stadthalle ab. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Die Stadtkapelle Hilpoltstein hat wieder einen Dirigenten. Der bisherige Interimsdirigent Oskar Kratochvil hat die Nachfolge des im November zurückgetretenen Michael Leisinger angetreten. Damit regelt die Kapelle die Neubesetzung dieses Mal intern.

Es hat sich angedeutet, dass Kratochvil vielleicht doch ein bisschen mehr ist, als eine Übergangslösung. Er war bereits Stellvertreter und hat in dieser Funktion den Dirigentenstab übernommen, als Leisinger nach dem Benefizkonzert im November aus persönlichen Gründen aufgehört hat. "Ich habe schon vorher kleinere Auftritte übernommen und von daher war das klar", sagt Kratochvil. Allerdings nur für die Übergangszeit. "Ich dachte, jetzt wird ein Nachfolger gesucht, dann ist die Sache für mich vorbei." Dass es ganz anderes kommen könnte, habe er nicht geahnt.

Die Beweggründe, warum Kratochvil den Dirigentenposten gerne schnell wieder loshaben wollte, werden umso klarer, wenn man weiß, dass er auch Vorsitzender der Stadtkapelle ist. "Das sind zwei Fulltime-Jobs", sagt er. Ehrenamtliche wohlgemerkt, denn einen Beruf hat der 30-Jährige natürlich auch, er ist Biologe und arbeitet bei Schwan Cosmetics in Heroldsberg in der Sicherheitsbewertung und im Großkundenservice. Die Kapelle, das gemeinsame Musizieren diente auch als Ausgleich - als Dirigent sieht das ein wenig anders aus. "Seit ich nicht mehr Musik mache, fehlt mir die Entspannung in der Kapelle."

Also hat er sich mit seinen Vorstandskollegen auf die Suche nach einem Nachfolger Leisingers gemacht. "Wir hatten zwölf Bewerbungen, da war alles dabei, von der südamerikanischen Austauschstudentin bis zu Vollprofis aus Deutschland und Ungarn." Zwei sind am Ende übrig: "Wobei der eine nicht unsere Preisklasse war." Somit blieb ein Kandidat, von dem man aber nicht zu einhundert Prozent überzeugt war. Immer öfter sei er nun beiseite genommen und gefragt worden: "Willst du dir das nicht überlegen", sagt Kratochvil.

Zumal einiges für ihn sprach: So hatte er sich die Qualifikation für den Dirigentenposten im Laufe der Jahre bei verschiedenen Fortbildungen geholt. Und er ist ein Kind der Hilpoltsteiner Stadtkapelle. In Nürnberg 1986 geboren kam er via Hessen 1995 nach Hilpoltstein und vier Jahre später zur Stadtkapelle. Unterrichtet hat ihn an der Klarinette zunächst sein Vorstandsvorgänger Gerd Fackelmeyer und dann Susanne Czieharz. Ein wenig Erfahrung als Chefdirigent bringt er auch mit, stand er doch für knapp zwei Jahre - der sich damals allerdings langsam auflösenden - Heidecker Stadtkapelle vor. "Das war für mich trotz allem ein guter Einstieg."

Endgültig hinter das Pult rückte ihn dann das Frühlingskonzert. "Da haben wir auch relativ anspruchsvolle Sachen gemacht", sagt Kratochvil. Wo er sich manchmal gefragt habe, ob das nicht zu viel sei - für ihn. "Dass die Kapelle das kann, wusste ich." In der Zeit habe er unheimlich viel dazu gelernt. Das merkten offensichtlich auch die anderen, denn die Stimmen wurden noch lauter. Der Durchbruch sei dann letztlich das Konzert gewesen. "Das ist überragend gelaufen und da habe ich gewusst: Ich kann das."

Im Mai hat er sich mit seinen Vorstandskollegen und der Kapelle besprochen. Man verständigte sich, ihm die Stelle anzubieten. Ende des Monats ist die Entscheidung gefallen: Oskar Kratochvil wird der neue Dirigent der Stadtkapelle Hilpoltstein. Den Vorsitz der Kapelle wird er abgeben, allerdings erst im September. Man habe da schon jemanden im Auge, der auch von der Kapelle akzeptiert sei, aber der könne das Amt nicht vorher übernehmen, so Kratochvil.

"Ich bin in einer Kapelle groß geworden, die eine Riesenbandbreite abdeckt", sagt er zu seinen Plänen. Diese Bandbreite werde wieder größer als bei Leisinger. Das heißt, es wird auch wieder klassische und Operettenmelodien geben. Nicht nur fürs ältere Publikum. "Auch die Jungen wollen klassische Stücke." Und die Kapelle habe viele junge Musiker. "Ich gehöre ja altersmäßig zur Top Ten" - mit 30! Mehr Aufmerksamkeit und Aufwand werde er auch den Platzkonzerten zukommen lassen. Einen Vorgeschmack hat es schon vor Fronleichnam gegeben. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon einmal Pauken auf den Marktplatz geschleppt haben."

Wer die Truppe in großer Aktion erleben will, der muss nicht lange warten. Vom 1. bis 3. Juli gibt es das Jubiläumskellerfest mit großem Programm und ganz viel Stadtkapelle.