Wie
Originelles Denkmal volkstümlicher Kultur

17.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:42 Uhr

Wie ein Landsitz wirkt es, das wohl ehemals schlichte Jurahaus aus dem frühen 18. Jahrhundert am Aufgang zum Buchtal. Drei Reliefs schmücken die prächtige Portalanlage mit ihrem von Säulen getragenen Vorbau: mittig die Mutttergottes mit dem Jesuskind, flankiert von jeweils zwei Engeln, deren Spruchbänder auf Maria als die Patrona Bavariae, die Schutzfrau Bayerns verweisen.

Das Anwesen gehörte dem 1854 in Holzkirchen südlich von München geborenen, königlichen Realschullehrer Professor Oskar von Seidl, der 1892 mit seiner Ehefrau nach Eichstätt übersiedelte. Von Seidl, ein erfolgreicher Sammler vor allem kirchlicher Kunst, erwarb 1896 das damals noch als Schreinerei genutzte Gebäude und unterzog es umfangreichen Umbauten. So errichtete er unter anderem einen Kapellenanbau und den Portalvorbau mit Erker, den die stuckierten Engel mit der Muttergottes schmücken.

Damit wurde das Gebäude zu einem „originellen Denkmal volkstümlicher Kultur“, das von seinen Besitzern, den Nachfahren von Seidls, bis heute sorgfältig in Ehren gehalten wird. Von Seidl dürfte den Eichstättern auch als Namensgeber des Seidlkreuzes bekannt sein. 1905 hatte er „in schwerem Leid“ auf dem Kugelberg ein sieben Meter hohes Kreuz mit Christusfigur errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ er es in Erinnerung an seinen in einem Heimatlazarett an der damals wütenden Grippe verstorbenen Sohn Ansgar nochmals erneuern. Oskar von Seidl selbst, der als „frommer Mann“ charakterisiert wird, starb 1948 im gesegneten Alter von 94 Jahren. Claudia Grund