Gaimersheim
Organisierte Nachbarschaftshilfe

Bürgergesellschaft Gaimersheim bringt seit fünf Jahren Helfer und Hilfesuchende zusammen

13.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:55 Uhr

Der Vereinsvorsitzende Wilhelm Bois (links) und Schriftführer Otto Hauf vor der Geschäftsstelle der Bürgergesellschaft Gaimersheim an der Oberen Marktstraße 8. - Foto: Schmidl

Gaimersheim (DK) Bei einer ständig wachsenden Zahl älterer Menschen wird Nachbarschaftshilfe immer wichtiger. Die Bürgergesellschaft Gaimersheim (BGG) spricht nicht nur davon, sie praktiziert und vor allem organisiert sie auch - und zwar ehrenamtlich.

Wilhelm Bois, der Vorsitzende der Bürgergesellschaft, macht freilich keinen Hehl daraus, dass dies nicht immer einfach ist. Der vor fünf Jahren gegründete Verein ist zwar relativ rasch auf aktuell 148 Mitglieder gewachsen, doch es mangelt vor allem an Menschen, die Hilfeleistungen anbieten. Bois hat deshalb einen Flyer entworfen, der in den nächsten Wochen verteilt wird und auf dessen Titelseite ganz groß das Hauptproblem der Bürgergesellschaft zu lesen ist: "Helfer gesucht!"

Laut Bois und BGG-Schriftführer Otto Hauf sind die meisten Vereinsmitglieder passive, die weder Hilfeleistungen benötigen noch anbieten, dann kommen die Hilfesuchenden, und der zahlenmäßig geringste Anteil sind diejenigen, die ihre Dienste anbieten.

Diese Angebote reichen vom Rasenmähen über das Schneiden von Bäumen und Hecken sowie das Erledigen von Einkäufen oder in Ausnahmefällen auch mal die Fahrt zum Arzt. Aber, so Bois: "Wir wollen kein Taxiunternehmen sein." Zudem wolle die Bürgergesellschaft auch keine Konkurrenz zu ansässigen Firmen darstellen. Deshalb "bauen wir keine Häuser um und machen auch keine Komplettumgestaltung eines Gartens", zieht Bois klare Grenzen. Aber für alltägliche Arbeiten im und um das Haus - "Vorhänge waschen und aufhängen, Schränke entsorgen, Briefkästen leeren, Gräber pflegen oder einfach nur reden" - versuchen Bois und Hauf, entsprechende Helfer zu finden. Bei aktuell rund 15 Helfern wollen die beiden aber gleich "Erwartungshaltungen reduzieren". Es könne nicht immer alles, vor allem wenn es sehr kurzfristig nachgefragt und angemeldet werde, funktionieren.

Laut Bois besteht das Gros der aktuellen Helfer aus "Mittvierzigern bis Endfünfzigern", darunter viele Frührentner. Doch bereits nach fünf Jahren BGG muss Bois feststellen, dass ein Problem unterschätzt worden sei: "Alle Helfer werden älter."

Nicht zuletzt deswegen werden jetzt eben neue Hilfskräfte gesucht. Damit sie für die Bürgergesellschaft tätig werden können, müssen sie (aus Versicherungsgründen) wie auch die Hilfesuchenden Mitglied des Vereins werden. Allerdings bekommen sie pro geleistete Arbeitsstunde - neben dem Stundenlohn in Höhe von 6,80 Euro - einen Euro rückvergütet, maximal jedoch die 34 Euro Jahresmitgliedsbeitrag.

Wer Hilfe beansprucht, muss dafür pro Stunde 8,20 Euro bezahlen. Die Differenz zum Lohn für die Helfer verwendet die Bürgergesellschaft zur Finanzierung verschiedener Dinge. So wurde beispielsweise ein Anhänger, der preisgünstig an Mitglieder verliehen wird, angeschafft.

Doch daneben hat die Bürgergesellschaft auch schon andere Projekte in Angriff genommen. Sehr praktisch und möglicherweise lebensrettend ist eine Notfallkarte, die allen Bürgern zur Verfügung gestellt wird und auf der für den Rettungsdienst oder den Arzt wichtige Daten vermerkt sind.

Ein Anliegen ist Bois und Hauf auch das Projekt "Wohnen für Hilfe", das allerdings bisher noch nicht auf großes Interesse gestoßen ist, was beide zum einen bedauern, zum anderen nicht ganz verstehen. Die (aus England kommende) Idee dahinter: Anstatt Kaltmiete zahlen zu müssen, können Mieter diese Summe mit einfachen Tätigkeiten, wie sie eben die BGG vermitteln will, abarbeiten. Gedacht ist an monatlich eine Stunde pro Quadratmeter Wohnraum. Obwohl in der Region großer Wohnungsdruck besteht, ist die Nachfrage - beispielsweise von Studenten - bisher nicht da, bedauern die beiden. Und dass andererseits nicht irgendwann einmal in einem größeren Haus ein Zimmer frei und daraufhin auch angeboten wird, wundert sie ebenfalls. Noch aber hofft Bois, dass das Projekt ins Rollen kommt.

Vielleicht kommt ein solches Angebot ja einmal bei einem der regelmäßigen Treffen auf den Tisch, die die BGG nicht nur für Mitglieder, sondern für alle Bürger ins Leben gerufen hat. So kommen Interessierte an jedem letzten Donnerstag eines Monats um 14.30 Uhr im Marktmuseum (Pebenhauserstraße 2) bei Kaffee und Kuchen zusammen, während an jedem zweiten Dienstag eines Monats um 19 Uhr in der Pizzeria Colosseo (Martin-Luther-Straße 2) ein Stammtisch anberaumt ist. Maximal 20 bis 30 Leute kommen zu den Treffen, laut Bois und Hauf einfach wegen der Geselligkeit oder zum Austausch von Informationen.

In unregelmäßigen Abständen bietet die Bürgergesellschaft zudem Vortragsveranstaltungen zu Themen wie Ernährung, gesunder Schlaf oder Erbschaftssteuer an.

Allgemein ist die Bürgergesellschaft jeweils dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr in ihrer Geschäftsstelle an der Oberen Marktstraße 8, Telefon (0 84 58) 3 88 90 93, erreichbar. Weitere Informationen gibt es zudem unter www.bg-gaimersheim.de.