Neuburg
"Optische Katastrophe" am Finkenstein

Polderbauten verändern die Landschaft - "Wir machen nicht alles kaputt"- 2020 Fertigstellung

19.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:50 Uhr

Neuburg (r) "Das ist ein Gigantismus sondergleichen." Die Polderbaustelle am Finkenstein macht den Natur- und Donaukenner Horst Schwark wütend und traurig zugleich. An diesem sensiblen Punkt greift der Polderbau Riedensheim am stärksten in die Landschaft ein.

Momentan arbeiten Bohrtrupps direkt unterhalb des Finkensteinfelsens am Fundament für ein Auslassbauwerk. Sollte eines Tages das Riedensheimer Becken mit acht Millionen Kubikmeter Donauwasser geflutet werden, läuft das Wasser über diesen Bau und den Umlaufgraben (nach der Staustufe) wieder zurück.

Dieses Konzept führt dazu, dass der verrohrte E-Graben am Finkenstein aufgerissen wird. Zuvor hatte eine Spezialfirma zwei Jahre lang den Weg aufwendig mit Betonbohrpfählen in die Donau verlegt. Der Auslassbau - Beton mit beweglicher Klappe - soll heuer fertiggestellt sein, gleichzeitig beginnt im August die Verstärkung des Damms Richtung Antoniberg. "Das wird auch 2019 die größte und letzte Maßnahme", beschreibt Bauoberrat Holger Pharion (Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt) die Erhöhung des Damms auf vier Kilometer Länge und den Einbau einer Trennwand zwischen Polder und Donau.

Die massiven Betonbauten speziell am Finkenstein liegen den Einheimischen schwer im Magen. "Eigentlich ist dort die Natur kaputtgemacht worden", findet Werner Fischer, Zillenfahrer und Fischergaßler. Für Horst Schwark, Verfasser eines Donau-Buches, ist die ruhige Ecke am Finkenstein mit Rastplatz jetzt verschwunden. Er trauert 300-jährigen Buchen am Fuße des Felshanges nach und beurteilt das derzeitige Bild als "optische Katastrophe". Andererseits ist ihm klar, dass die Verrohrung für den Ablauf von Millionen Kubikmetern Wasser zu eng war. Dennoch, so Horst Schwark, "will ich da eigentlich gar nicht mehr hingehen."

Die Wasserwirtschaftler nehmen die harte Kritik nicht an. Man habe versucht, Eingriffe und Schaden so gering wie möglich gehalten, betont Holger Pharion. Es handle sich um ein technisches Bauwerk, das seinen Zweck erfüllen müsse, sagt der Abteilungsleiter der Ingolstädter Fachbehörde. Und im übrigen: "Wir machen nicht alles kaputt." Er verweist auf erhebliche Aufwendungen im Öko-Ausgleich, die später geplanten ökologischen Flutungen im Auwaldstreifen und die Renaturierung des E-Grabens auf Riedensheimer Flur. Der früher schmale, kerzengerade Graben schlängelt sich jetzt in breiten Mäandern über die Flur.

Davon wird sicher die Rede sein, wenn an diesem Freitag um 15 Uhr die interessierten Bürger insbesondere aus Rennertshofen zu einer Führung eingeladen sind. Treffpunkt ist am Info-Pavillon Weber-/Auenstraße in Riedensheim.

Die Betonbauten und Veränderungen der Landschaft waren aus den Planungen zum Flutpolder herauszulesen, aber wie gravierend sie ausfallen, sieht man erst in natura. Zehn Jahre hat es bis zum Planfeststellungsbescheid des 35-Millionen-Projektes gedauert. Es dient der Entlastung der Unterlieger. 2020 ist Fertigstellungstermin und ein(e) Staatsminister(in) wird wohl ein Band durchschneiden.

Ob der Polder Riedensheim in Zukunft überhaupt komplett geflutet wird, entscheidet die Hochwasserlage. Unter 2000 Kubikmeter Wasserführung pro Sekunde wird die Donau nicht "angezapft". Das soll erst bei Fluten in der Kategorie des Jahrhunderthochwassers 1999 geschehen.
 

Winfried Rein