Schrobenhausen
Optimismus zum Abschied

Bei der Schließung des Kunstladens überwiegt die Freude auf den Neuanfang

01.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:39 Uhr

 

Schrobenhausen (SZ) „Wem Gott will rechte Kunst erweisen, den schickt er in den Kunstladen hinein“, singt Richard Gruber, „er soll die Kunst nicht nur loben und preisen, er soll auch ein Käufer sein.“ Das bleibt auch weiter möglich. Die Tage in der Lenbachstraße sind gezählt, die des Kunstladens an sich aber nicht.

Eigentlich müsste den Künstlern diese Gefühlsachterbahn vertraut sein. Mit dem Kunstladen verhält es sich schließlich kaum anders als mit dem Kunstschaffen. Da gibt es die anfängliche Euphorie ob der tollen Idee, dann das Anpacken, Realisieren. Meist dauert es nicht lange bis zu den ersten positiven Resonanzen von außen. Und dann kommt plötzlich einer, der etwas zu bekritteln hat – ob zu Recht oder nicht, sei dahingestellt, nur: Jetzt ist er drin, der Wurm. Nicht selten kommt dann der Punkt, an dem man das liebe Werk nur allzu gerne in die nächste Ecke knallen möchte. Aus, vorbei, Feierabend. Doch siehe da – auf einmal tut sich eine ganz neue, oft sogar noch bessere Variante auf.

Rappelvoller Laden

Mit Pauken und Trompeten wollten die Künstler das vermeintliche Ende des Kunstladens begehen. Es war fast klar, dass man das bei Richard Gruber wörtlich zu verstehen hat. „Ihr könnt’s mei Auto stehl’n, Ihr deaft’s alles doa, nur: Macht’s ma net den Kunschtladen zua!“, singt er gewohnt mitreißend und spricht damit ganz offensichtlich den vielen Leuten im rappelvollen Kunstladen aus der Seele.

Unter ihnen ist der Schrobenhausener Unternehmer Michael Reich. Er hatte die Idee, dem Kunstladen in dem in Kürze entstehenden neuen Hauptquartier des Bürocenters Reich in der Regensburger Straße ein neues Domizil anzubieten. Der Gedanke, ihre Arbeiten auch weiterhin präsentieren und verkaufen zu können – und das auch noch für sie kostenlos –, kam bei den Künstlern an. „Die Galerie wird direkten Zugang zur Dachterrasse haben. Das bietet den Künstlern die Möglichkeit, ihre Kunst auch im Freien zu präsentieren“, erklärt Reich, „Bei einer Raumhöhe von sechs bis sieben Metern wird es auch möglich sein, größere Objekte zu zeigen“.

Von dem Vorhaben erhofft sich der Geschäftsmann Synergieeffekte, beide Seiten, meint er, werden profitieren, die Firma wie auch die Künstler. Selbst an die Übergangszeit bis zur Fertigstellung des Gebäudes, die für etwa Mitte 2013 ins Auge gefasst ist, hat Reich gedacht: „Damit der Laden nicht ein Jahr stillsteht, stellen wir in unserem Geschäft in der Bahnhofstraße ein komplettes Schaufenster zur Verfügung.“

Und noch jemand hatte eine ganz ähnliche Idee. „Pikanterweise jemand aus der gleichen Branche“, erzählt Richard Gruber. Auch in den Geschäftsräumen von Büro- und Informationstechnik Claus Huber wird es künftig sozusagen eine Zweigstelle des Kunstladens geben. „Er hat uns gleichzeitig und parallel Herberge angeboten. Aus Fairnessgründen soll das nicht untergehen“, bekräftigt Gruber.

Kunst und Kommerz

Die Freude darüber, dass es mit dem Kunstladen weiter geht, ist Initiator Lothar Hofmann deutlich anzumerken. Hofmann bedauert, dass der Laden nach anfänglicher Begeisterung zum Politikum mit anschließender Neiddebatte geworden sei – „das war den Künstlern gegenüber nicht fair“. Und Hofmann ist sich sicher: „Künstler haben das Recht, Geld zu verdienen. Kunst und Kommerz schließen sich nicht aus.“ Schließlich sei auch das Finanzamt dieser Meinung. Und es nütze auch niemandem, wenn ein Künstler seine Werke im Keller stehen hätte.

Ins gleiche Horn stieß auch stellvertretender Bürgermeister Werner Lemal: „Kunst und Kommerz – meines Erachtens gehört das zusammen.“ Er sieht den Fortbestand des Kunstladens als einen „wichtigen Punkt, dass Schrobenhausen vorne bleibt“.

Zunächst wird es mit unveränderter Mannschaft weitergehen, berichtet Brigitte Schuster. „In den neuen Räumen werden wir separate Inseln mit Kunst haben. Unsere Arbeiten werden dort also nicht nur Deko-Objekte sein“, freut sich die Künstlerin. Keine Spur von Depression also beim Kunstladen-Team. Aufbruch statt Untergang. Ein Anliegen hätten sie dann doch noch, die Künstler. Mit seinem Kunstladenlied bringt es Franz Schießl auf den Punkt: „Mia san a netter Haufa, uns bringt nix aus der Ruah, aber nix verkaffa, da kriang ma langsam gnua.“