Ingolstadt
Optimismus im Duett

Franziska Hölscher und William Youn spielen Werke von Beethoven, Ravel, Janá?ek und Faure beim Konzertverein Ingolstadt

07.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:10 Uhr
Franziska Hölscher im Ingolstädter Festsaal. −Foto: Schaffer

Ingolstadt - Die Stimmung im Festsaal war gut, die Künstler zutiefst dankbar: Seit langer Zeit dürften sie endlich wieder unter fast normalen Bedingungen Konzerte geben, erzählte die Geigerin Franziska Hölscher zu Beginn ihres Duoabends zusammen mit dem Pianisten William Youn.

 

Auch wenn das Konzert letztlich doch unter etwas anderen Vorzeichen stattfand als ursprünglich vom Konzertverein geplant. Offenbar konnten einige Besucher lediglich einen normalen Corona-Test vorlegen nicht aber wie gefordert einen PCR-Test. So mussten weiterhin im Saal Masken getragen werden. Die 3Gplus-Regel soll allerdings beim nächsten Konzert des Konzertvereins gelten, am 22. Oktober, wenn das Zadig Klaviertrio gastieren wird.

Gute Stimmung bedarf der passenden Musik: Wie selten standen diesmal beim Konzertverein durchweg nur optimistische Werke auf dem Programm. Etwa die Violinsonate von Leo? Janá? ek, die der kriegs- und russlandbegeisterte Komponist 1914 schrieb, um den Einmarsch der russischen Armee in der ungarischen Ebene zu feiern. Das Pathos und der verwegene Optimismus sind in der viersätzigen Sonate allerdings nur verhalten wahrzunehmen. Eher ist der Satz von russisch-volkstümlicher Melodik geprägt. Der zweite Satz wirkt wie ein verträumtes Nocturne, allerdings ohne alle Melancholie. Hölscher und Youn interpretierten die Sonate mit klarer Dramaturgie, ansprechender Dynamik und vermieden allzu große Gefühlswallungen. Überhaupt arbeitet Hölscher mit einem eher schlanken, nüchternen Ton, Vibrato setzte sie durchweg sparsam und sehr kontrolliert als Stilmittel ein. Das erlaubte es ihr, den Notentext klanglich stark zu differenzieren. Dennoch könnte ihr Zugang zu den Werken noch etwas individueller, noch etwas deutlicher mit Persönlichkeit aufgeladen sein.

Das war auch beim zweiten Stück des Abends spürbar, der "Frühlingssonate" von Ludwig van Beethoven, die die beiden Künstler mit klarer Tonsprache ohne alle Extreme gestalteten.
Nach der Pause folgte ein musikalischer Ausflug nach Frankreich. William Youn, der in Korea geboren wurde und inzwischen in München lebt, hatte nun Gelegenheit, bei zwei Werken aus Maurice Ravels "Miroirs" sich allein als Pianist zu präsentieren. Besonders die quirligen Wasserspiele in "Une barque sur l'océan" mit den fein darüber schimmernden Melodiebögen gelang eindrucksvoll.
Gabriel Faures erste Violinsonate stand am Ende des Programms: Das Stück bedeutete für den jungen Komponisten der künstlerische Durchbruch, er wurde in Frankreich gefeiert. Vielleicht auch deshalb, weil ihm ein ganz eigener, vermeintlich französischer Tonfall gelang. Hölscher blieb hier vielleicht etwas zu verhalten, das große Pathos, der schwelgerisch orgelnde Violinton der Romantik scheint ihr letztlich nicht zu liegen. Sie schlängelte sich geschickt durch die manchmal endlosen Themen und machte Strukturen hörbar. Auch in diesem so gefühlsbetonten, leidenschaftlichen Werk war Klarheit und Übersichtlichkeit zu spüren, kaum allerdings ein besonderer, sinnlich leuchtender Geigenton. Viel Beifall am Ende für ein Konzert, in dem die Künstler einen guten Geschmack bewiesen und letztlich alles richtig machten, ohne dass es ihnen gelang, den Werken die Aura des Außergewöhnlichen zu verleihen.

DK

Jesko Schulze-Reimpell