Kevenhüll
Opferbereitschaft ist erforderlich

23.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:04 Uhr

Die Kreisstraßen in Kevenhüll sollen ausgebaut werden. Ob mit oder ohne Gehwege ist noch nicht entschieden. - Foto: Behringer

Kevenhüll (ehm) Eifrig diskutiert wird in Kevenhüll seit Monaten der Ausbau der Kreisstraßen im Ortsbereich. Vor allem die erforderliche Abgabe von Grundstücksflächen für das Anlegen von Gehwegen ist umstritten. Auf einer Bürgerversammlung wurde das Projekt beleuchtet.

Zur Realisierung ist der Erwerb von Privatflächen Voraussetzung. Kreis und Stadt rührten bei Eigentümern die Werbetrommel. Eine von den Behörden gewünschte "Tendenzabstimmung" konnte nicht gestartet werden, da einige der Bürger Bedenken hatten, sich öffentlich festzulegen.

Ortssprecher Georg Harrer sprach sich einleitend für den Ausbau der beiden betroffenen Kreisstraßen aus. Diese "große, hauptsächlich vom Kreis getragene Investition" würde Kevenhüll ein neues, noch besseres Gesicht verleihen und seine Attraktivität steigern – wichtig in Zeiten, in denen der ländliche Bereich Probleme mit dem Zuzug habe. Er bat um eine "gewisse Opferbereitschaft bei den Grundstücksabtretungen" und darum, "das Ganze für Kevenhüll zu sehen".
 

"Um die Bürger zu informieren, damit sie mit der Angelegenheit ins Reine kommen können, sind wir heute hier", betonte Bürgermeisterin Brigitte Frauenknecht (BL/FW) und bezeichnete diese "Angelegenheit" als Chance und als Gewinn für die Sicherheit und das optische Erscheinungsbild in Kevenhüll.

Gehwege geplant

Franz Xaver Böhm vom Landratsamt erklärte das Straßenausbauprojekt und verwies auf einen Grundsatz des Landkreises: "Wird vom Landkreis eine Straße ausgebaut, dann nur noch bei ausreichender Fahrbahnbreite, mit mindestens einseitig einem Gehweg. Das hängt auch mit den Zuschüssen der vorgesetzten Stellen zusammen. Und ohne Fördermittel kann es sich der Kreis auch nicht leisten." "Wirklich sinnvoll und nützlich ist ein Gehweg nur auf beiden Seiten, lieber wird er schmäler. Ohne Gehweg laufen die Leute eher auf der Straße, bevor sie die überqueren", meinte der Kevenhüller Michael Graf. Böhm hatte seine Vorbehalte, dass die Regierung einen zweiten Gehweg nicht mitfinanzieren werde, und Bürgermeisterin Frauenknecht meinte scherzend: "Jetzt ist noch nicht mal ein Gehweg da, schon wird der zweite gefordert. Die Meisten und der Kreis wären froh, wenn es wenigstens einen geben wird." Wegen des noch bevorstehenden Grunderwerbes könne heute dazu noch nichts Genaueres gesagt werden, fügte sie wieder ernster an.

"Mauern und Zäune, alles wird wieder so hergestellt wie es im Moment ist, nur dementsprechend zurückgesetzt", ging Franz Xaver Böhm auf die Grundstückseinfriedungen ein. An den Ortseingängen seien Fahrbahnüberquerungen vorgesehen, welche dann zusätzlich für eine Geschwindigkeitsreduzierung sorgten.

Risiko für Kinder

Zur "Sinnhaftigkeit des Projektes" brachte der Kreisvertreter mehrere Beispiele. "Der Fahrbahnaufbau ist ungenügend, die Fahrbahnbreite entspricht nicht mehr dem, was man heute braucht, fehlende Gehwege sind vor allem ein Risiko für die schwächsten Verkehrsteilnehmer, Kinder und ältere Leute. Die neue Straße hält wieder 25 oder 30 Jahre, und dann ist vielleicht mal ein neuer Deckenbelag notwendig", sagte er. Ohne die Bereitschaft sämtlicher betroffener Grundstückseigentümer im Dorf, Flächen zu verkaufen, könne das Vorhaben nicht realisiert werden.

Böhm und Frauenknecht versicherten übereinstimmend, es werde keinesfalls Druck aufgebaut und keine Zwangsmaßnahmen geben. Eine Sorge plagte die Kevenhüller: Durch eine drohende Herabstufung der beiden jetzigen Kreisstraßen würde eine Umgehung zur Kreisstraße aufgewertet. Franz Xaver Böhm beruhigte: "Die nächsten fünf oder zehn Jahre steht so was gar nicht zur Debatte." Einer Abstimmung, so wie es sich Landkreis und Gemeinde vorgestellt hatten, um ein Stimmungsbild zu erhalten, ob es überhaupt sinnvoll sei, in Grundstücksverhandlungen zu treten, standen viele der Anwesenden ablehnend gegenüber. Somit war diese hinfällig. Harald Biedermann machte den Vorschlag einer "Separierung". Fehlten ein oder mehrere Flächen bei nur einer Straße, sollte man "zumindest die Möglichkeit offen lassen, wenigstens die andere auszubauen", fand der Sprecher. "Der Sache könnten wir dann näher treten", antwortete Franz Xaver Böhm.