Pfaffenhofen
Opfer und Täter auf der Leinwand

Markus Stampfls Theaterprojekt über die Nazizeit in Pfaffenhofen feiert jetzt als Film Premiere

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Nazi-Bürgermeister Otto Bauer ergreift die Macht in Pfaffenhofen - Schauspieler Benedikt Ehrl trägt bei der Inszenierung sogar den Originalmantel. - Foto: Kathrin Schiffelholz

Pfaffenhofen (PK) Das Theaterprojekt "Opfer - Täter Denk!Mal!", das im vergangenen Herbst die Pfaffenhofener Nazivergangenheit aufgerollt hat, gibt es jetzt auch als Film: Die Mischung aus Kunst- und Dokumentarfilm wird im Pfaffenhofener Kino Cineradoplex gezeigt. Premiere ist am Freitag, 6. Mai, um 18.30 Uhr, Filmbeginn um 19 Uhr.

Weitere Vorstellungen sind voraussichtlich Mitte Mai angesetzt, die Termine finden Sie dann im aktuellen Kinoprogramm in unserer Zeitung.

Bei dem Stück, das der Hettenshausener Fernsehredakteur und Theaterwissenschaftler Markus Stampfl inszeniert hat, lassen rund 30 Laienschauspieler, Musiker und Bürger der Stadt das Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus an historischen Stätten lebendig werden: "Mein eigener Sohn hat mich nicht mehr erkannt!", so durchdringt ein Schrei den Pfaffenhofener Hauptplatz. Es ist Michael Amesberger in der Rolle des Juden und Kriegsveteranen Hermann Hamburger. In einem Monolog schildert er sein Entrinnen aus dem KZ Dachau. Kurz zuvor war an gleicher Stelle ein Pritschenwagen vorbeigefahren, voll beladen mit jungen Burschen - 15 Mann, bereit in München Hitler bei seinem Putsch 1923 zu unterstützen. Die Zeit, in der Pfaffenhofen bei den Wahlen mit den besten Ergebnissen für die Nationalsozialisten in ganz Oberbayern aufwartete, scheint zurückgekehrt zu sein. Nur eine Kamera hat an diesem Spätsommerabend im vergangenen Jahr verraten, dass hier offensichtlich nicht irgendwelche Nazis ihr Spiel treiben. Jetzt ist der Dokumentarfilm fertig und soll am Freitag Premiere feiern.

"Es ist mir ein Anliegen, das wohl in der Welt einmalige Denkmal am Haus der Begegnung, in dem Opfer und Täter gleichermaßen Mahnmal für zukünftige Generationen sind, in Bildern lebendig werden zu lassen", sagt Stampfl über sein Projekt. "Das Ziel ist, dass die Pfaffenhofener in Zeiten, in denen Flüchtlingsströme durchs Land ziehen und integriert werden wollen, in denen sich Pegida hartnäckig hält und in denen extrem rechts orientierte Parteien in ganz Europa Wahlerfolge feiern, in den Spiegel schauen und sich ihrer eigenen Geschichte erinnern." Es gehe nicht um kollektive Schuld, sondern um eine kollektive Verantwortung, zitiert Stampfl immer wieder Max Mannheimer, der sein gesamtes Leben nach dem KZ damit verbrachte, nachkommenden Generationen von seinem Schicksal zu berichten. "Augenzeugen gibt es nicht mehr lange", sagt der Theaterwissenschaftler Stampfl. "Jetzt liegt es an uns, den Stahlträger ins Gedächtnis der Stadt zu bohren." Die Inszenierung ist übrigens, wie auch das Denkmal selbst, auf Grundlage von Reinhard Haipliks Buch "Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz" entstanden. Die Schauspieler sind aus Pfaffenhofen und mehreren Theatervereinen in der Umgebung. "Wichtig war mir Authentizität", sagt der Hettenshausener Regisseur. "Deshalb habe ich zum Beispiel echte Rollstuhlfahrer zum Thema Euthanasie, echte Geistliche beim Thema Widerstand, aber auch Polen für das Thema Zwangsarbeiter besetzt."