Eichstätt
"Opfer einer verkorksten Studienreform"

07.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Sozialdemokraten auf dem Weg durch die Katholische Universität: Im Bild von links SPD-Ortsvorsitzender Stefan Schieren, Landtags-Vizepräsident Franz Maget, MdL Diana Stachowitz, Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer und MdL Achim Werner. - Foto: aur

Eichstätt (aur) An der Reform der bayerischen Universitäten besteht erheblicher Nachbesserungsbedarf: Diese Erkenntnis dürfte Landtags-Vizepräsident Franz Maget von einem Besuch der Katholischen Universität in Eichstätt am Freitagvormittag mit nach München nehmen.

Maget war zusammen mit der Abgeordneten Diana Stachowitz auf Einladung des regionalen SPD-Abgeordneten Achim Werner an die Uni gekommen. SPD-Ortsvorsitzender Stefan Schieren und Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer sprachen mit den Gästen über die Bedeutung und Situation der Uni, anschließend stand ein langes Gespräch mit knapp 25 Studenten an. Zu dieser Runde hatte die Juso-Hochschulgruppe unter Vorsitz von Jan Heiermann eingeladen.

Die SPD-Fraktion im Landtag habe die Vorgänge an der Katholischen Universität im vergangenen Jahr "sehr unaufgeregt verfolgt", sagte Maget und fasste seinen aktuellen Eindruck zusammen: "Es läuft jetzt ruhig. Uns ist die Katholische Universität immer als in der bayerischen Hochschullandschaft hervorragend erschienen." Schieren, selbst an der Uni als Professor tätig, wollte das nur bestätigen: "Bei der Ausbildung sind wir an der Spitze, aber bei der Forschung müssen wir aufholen." Maget empfahl, die vielen positiven Aspekte der Eichstätter Uni noch stärker zu bewerben. Hier seien die Studienbedingungen in vielfacher Hinsicht sehr viel günstiger als an großen Hochschulen.

In der anschließenden Diskussion mit den Studenten im Studihaus wurde dieses Bullerbü-Bild allerdings relativiert. Die Studienbedingungen seien in Eichstätt zwar wirklich gut, aber die Umstellung der Studiengänge auf Bachelor sei auch hier für die Studenten ein riesiges Problem. "Es ist nicht alles so organisiert, wie es sein sollte", beklagten mehrere Studenten. Es sei nur noch ganz schwer möglich, sich die Zeit für ehrenamtliches Engagement zu nehmen oder sich nebenbei Geld zur Finanzierung des Studiums zu verdienen. Eine Studentin erklärte, das stark verschulte Bachelorsystem mit strengen Anwesenheitspflichten mache Müttern ein Studium kaum noch möglich. "Ich kenne viele Mütter, die ganz verzweifelt sind."

Letzteres ließ insbesondere die Abgeordnete Diana Stachowitz aufhorchen: "Das ist ganz bitter. Das werde ich auf jeden Fall in den parlamentarischen Ablauf mitnehmen."

Die Studenten forderten mehr Freiheit bei der Auswahl von Kursen, mehr Flexibiliät bei der Zeiteinteilung und ein Freihalten der Semesterferien. Befürchtet wurde auch, dass der Bachelor-Abschluss auf dem Arbeitsmarkt "nichts wert" sein könnte. Maget sagte hier: "Die Bachelorstudenten dürfen nicht Opfer einer verkorksten Studienreform sein." Es müsse gelingen, das Bachelor-System als "lernendes System" laufend zu verbessern: Dazu brauche es aber auch die "entsprechende Bereitschaft" der Dozenten.

Im Verlauf des Freitags besuchten Maget und Stachowitz den Markt Gaimersheim und besichtigten dort die Gymnasiumsbaustelle, sprachen mit den SPD-Bürgermeistern aus dem Landkreis und diskutierten mit Vertretern der Bürgerinitiativen über die Nordumfahrung von Gaimersheim. (Bericht folgt).

Der Besuch im Landkreis ist Teil einer bayernweiten "Regionaloffensive" der SPD-Landtagsfraktion, die über das ganze Jahr 2010 läuft.