Pfaffenhofen
Opernvergnügen der anderen Art

Bei der Winterbühne erleben die Besucher "Carmen" und die "Zauberflöte"im neuen Gewand

10.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:55 Uhr
Perkussionist Philipp Jungk vom "Musikensemble Opern auf Bayrisch" trommelt auf allerlei Haushaltsgegenständen. Die Gruppe unter der Leitung von Andreas Kowalewitz verbindet die Opernmelodien mit alpenländischer Musik oder Dixieland. −Foto: Bornemann

Pfaffenhofen (PK) Ausverkauft war am vergangenen Freitag die 4. Veranstaltung im Rahmen der Winterbühne der Stadt Pfaffenhofen, "Opern auf Bayrisch" lockte die Besucher in die Aula der Mittelschule. Witzig, liebevoll respektlos und urbayrisch werden bekannte Opern, in einem vollkommen neuen Gewand präsentiert.

Den Auftakt macht die Oper "Carmen", die in der bayrischen Variante frei nach Schorsch Bizet erzählt wird. Die Schauspieler Conny Glogger, Gerd Anthoff und Michael Lerchenberg, lesen den Text in schönstem Bayrisch und in verteilten Rollen. Dabei hauchen sie den verschiedenen Charakteren individuell und unverwechselbar Leben ein. Die Carmen darf die Carmen bleiben, aus Don Jose wird selbstverständlich der Sepp, das Drama um Liebe und Eifersucht geht dann aber auch in der bayrischen Variante leider nicht gut aus.

Die "Zauberflöte" wird der Einfachheit halber und für das bessere Verständnis an den Königssee verlegt. Papageno heißt hier Ignaz Eberle und ist Förster von Beruf - ein gestandenes bayrisches Mannsbild, dem zu seinem Glück nur noch die passende Frau fehlt und der die Unmengen an "Preißn", die seine schöne Heimat heimsuchen, mit Inbrunst hasst. Doch dann kommt es wie es kommen muss: Nach einer wilden Geschichte mit allerlei Irrungen und Wirrungen, in denen König Watzmann und die Blaueisgletscherkönigin eine wichtige Rolle spielen, findet er sein Glück bei Wiebke, die nur einen kleinen Makel hat, sie ist eine waschechte Preußin.

Auch der "Fliegende Holländer" treibt sein Unwesen in Bayern, wird er doch kurzer Hand an den Starnberger See verlegt. Hier kann er sich alle sieben Jahre auf die Suche nach einer Jungfrau machen, was sich als schier unlösbares Problem entpuppt. Aber auch für den Holländer findet sich eine Lösung und zum Schluss auch die erhoffte Erlösung.

Die Opern auf Bayrisch begeistern mit ihrem Wortwitz und durch ihre Reimform, die stark gekürzten Geschichten werden alle in Versform vorgetragen. Manche Geschichte hat nur noch entfernte Ähnlichkeit mit dem Original, mit vielen verrückten, teils vollkommen absurden Ideen, bekommen sie aber einen ganz eigenen Charme.

Das eingespielte Team aus Conny Glogger, Gerd Anthoff und Michael Lerchenberg liest und lebt die Geschichten mit spürbarer Freude. Der Auftritt in Pfaffenhofen macht ihnen sichtbar Spaß, so lobt Conny Glogger das Publikum: "Is scho schee bei eich".

Herrlich ergänzt die Musik das Geschehen auf der Bühne, das "Musikensemble Opern auf Bayrisch" musiziert hervorragend und mit großem Spielwitz. Da werden Opernmelodien mit alpenländischer Musik verwoben, da klingt Dixieland ebenso durch wie Stubenmusik, federleicht und vielseitig begeistern die Musiker unter der Leitung von Andreas Kowalewitz. Ein besonderes Vergnügen ist es, dem Perkussionisten Philipp Jungk zu zuschauen und zu zuhören. Der trommelt auf einer Vielzahl von Haushaltsgegenständen, gibt mit Kastagnetten den Rhythmus vor oder bläst von der Vogelpfeife bis zur Vuvuzela alle möglichen Instrumente.

Das begeisterte Publikum hätte sich über eine endlos lange Zugabe, wie den zuerst scherzhaft angekündigten "Ring der Nibelungen" gefreut. Aber auch die Kurzversion der "Madame Butterfly" bildet einen krönenden Abschluss eines rundum vergnüglichen Abends mit Opern auf in einem vollkommen neuen Gewand.
 

Dorothee Bornemann