Pförring
Open Air nur noch einmal komplett kostenlos?

Explodierende Kosten, sinkende Einnahmen: Lustige Kumpels Pförring ziehen ab 2021 Eintritt für einen Festivaltag in Erwägung

24.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:46 Uhr
Können die Rockfans beim Open Air am Pförringer Baggersee - zumindest an einem der beiden Tage - nur noch gegen Eintritt ihren Favoriten, wie hier der AC/DC-Tribute-Band She's got Balls, zujubeln? Ab 2021 ist dies nicht mehr ausgeschlossen. −Foto: Schmidl (Archiv)

Pförring (DK) "Wir schauen es uns nächstes Jahr noch einmal an und verlangen 2020 definitiv keinen Eintritt.

Aber wenn es nicht funktioniert, werden wir wohl danach künftig einen Tag mit Eintritt und einen kostenlosen machen müssen. " Wenn Klaus Kügel, Vorsitzender der Lustigen Kumpels, die seit 30 Jahren das Open Air am Pförringer Baggersee veranstalten, über die Zukunft des Festivals spricht, ist er alles andere als lustig. Zu sehr drücken die in den vergangenen Jahren teils explosionsartig gestiegenen Kosten bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen aufs Gemüt (und den Füllstand der Vereinskasse) der Kumpels. Angesichts dieser Entwicklung gerät das von den Kumpels von der ersten Auflage des Festivals an verfolgte Prinzip des "Umsonst & Draußen" erheblich in Gefahr.

Doch der 100 Mitglieder starke "Verein für Musik und Kultur" will - solange es irgendwie geht - daran festhalten, denn, so Kügel, "wir wollen kein Open Air werden wie jedes andere". Sprich: eines, bei dem man Eintritt zahlen muss. Bisher hat es das am Pförringer Baggersee erst zweimal gegeben: 2015 beim Starauftritt von Heino und dieses Jahr bei dem wegen des Jubiläums "30 Jahre Open Air am Pförringer Baggersee" um einen Tag verlängerten Festivals für das Gastspiel der Spider Murphy Gang am Donnerstag vor den üblichen Festivaltagen Freitag und Samstag.

"Technik, Sicherheitsauflagen, Bands - alles wird teurer", fasst Kügel zusammen. Und ohne Details aus Verträgen zu nennen, wird er dennoch deutlicher. Die Kosten für die Technik hätten sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt, die für die Gagen der Bands in den vergangenen fünf Jahren. Die Sicherheitsauflagen würden ebenfalls immer kräftiger zu Buche schlagen, und auch die Preise für die Hotels, in denen die Musiker übernachten, für Catering und Toilettenwagen würden nicht stagnieren.

Ganz im Gegensatz dazu würden jedoch die Einnahmen aus dem Verkauf von Speisen und Getränken - der einzigen Einnahmequelle der Kumpels - deutlich zurückgehen. "Über alles gerechnet" liege der damit erzielte Umsatz nur noch bei gut der Hälfte dessen von vor zehn Jahren.

Da stößt es Kügel und den Lustigen Kumpels doppelt sauer auf, wenn es Klagen über die Essens- und Getränkepreise auf dem Festival gibt. "Die Leute sollten umdenken", sagt er deshalb. Denn: "Wir müssen uns blöd anreden lassen, wenn wir für ein Bier vier Euro verlangen. Aber auf jedem Volksfest zahlen die Leute bereitwillig mehr. Und wenn sie nach München zu einem Konzert von nur einer Band fahren, legen sie klaglos 80 Euro oder noch mehr für den Eintritt und teils sechs Euro für ein Bier hin. "

Dass die Fans dennoch zumindest im kommenden Jahr noch zwei Tage Musik kostenlos erleben können, begründet der oberste Kumpel zum einen damit, dass "dafür alles weitgehend in trockenen Tüchern" sei, aber auch mit der diesjährigen Ausnahmesituation, die als Vergleich im Prinzip nicht herangezogen werden könne.

Dennoch sagt Kügel, dass heuer ohne das Konzert der Spider Murphy Gang, für das Eintritt verlangt wurde, ein Minus angefallen wäre. So aber seien die Lustigen Kumpels "noch einmal davon gekommen". Rund 12000 Besucher an drei Tagen - bei bestem Festivalwetter - seien ebenfalls unter den Erwartungen. Es seien auch schon über 10000 Fans an zwei Tagen gekommen. Das heuer gleichzeitig stattfindende Bürgerfest in Ingolstadt habe den Kumpels "3000 bis 4000 Zuhörer" und damit auch die entsprechenden Umsätze gekostet. "Wir haben unser Festival schon immer in der 29. Kalenderwoche veranstaltet, andere springen mit ihren Terminen hin und her, und dann kommt so etwas raus", beklagt er deshalb.

An zwei Dingen wollen die Kumpels aber trotz aller für sie negativen Entwicklungen festhalten. "Wir haben einen gewissen Anspruch an die Musikqualität", so Kügel. Und daran solle auch nicht gerüttelt werden. Ebenso wenig an der Spende für wohltätige Organisationen, die die Kumpels immer machen, wenn nach dem Festival etwas übrig bleibt. So bekommt heuer die Aktion "Sternstunden", wie von den Kumpels schon vor dem diesjährigen Festival versprochen, 10000 Euro.

Unabhängig von allen Entwicklungen ist für Kügel aber eines klar: "Ohne Sponsoren geht schon längst gar nichts mehr. " Deshalb werden die Kumpels in Kürze einen neuen Info-Flyer auflegen und diesen an potenzielle Unterstützer verteilen in der Hoffnung, einige zusätzliche Gelder zu bekommen. Nur so könnten sich die Kumpels "aus dem Korsett, in dem wir gefangen sind" - man könnte es auch einen Teufelskreis nennen -, befreien. Denn Kügel weiß auch: "Als Ehrenamtliche werden wir von allen Seiten gelobt, aber gleichzeitig wird uns die Luft abgedreht. "

Da würde es sich gut treffen, wenn die Lustigen Kumpels den Bayerischen Popkulturpreis 2019, für den sie nominiert sind und der demnächst vergeben wird, bekommen würden. Nicht nur wegen der Dotierung in Höhe von 2000 Euro, sondern auch wegen des dadurch steigenden Bekanntheitsgrads und Renommees, was wiederum zusätzliche Sponsoren anlocken könnte.