Opa Hermanns unkonventionelle Methoden

01.12.2008 | Stand 03.12.2020, 5:23 Uhr

 

Thalmässing (HK) Gags, Kalauer, kuriose philosophische Weisheiten und viel Lokalkolorit jagen einander beim Theaterstück des TV 06 Thalmässing "Im Dunkeln ist gut munkeln". Kein Wunder, dass die Zeit wie im Fluge vergeht.

Das Problem ist ernst: Die Schule in Thalmässing soll geschlossen werden, weil es zu wenig Kinder gibt. Zwar registriert Apothekerin Ulrike von Schönberg (Doris Medl) im Unterdorf dank der Familie Lederer eine leicht steigende Tendenz bei der Geburtenzahl, im Kolbenhof bleibt sie wenigstens gleich ("jedes Jahr ein Kind), aber im Oberdorf geht sie nach unten. Während Bürgermeister Toni Hammer (Hans Peter Brüchle) und sein Gemeinderat, der Bauunternehmer Michael Gleichauf (Uwe Helbig), die Schule schließen wollen, entwickelt die neue Interessengemeinschaft mit der Apothekerin an der Spitze einen Fünf-Punkte-Plan gegen die Schließung, der unter anderem Kinderprämien vorsieht.

Die Mitglieder der Interessengemeinschaft wollen alles tun, damit ihre Schule weiterbesteht, der stotternde Hausmeister Sepp Meister (Werner Wagner), der mit so viel Leidenschaft bei der Sache ist, dass ein "Mensch, Mensch, Mensch" das andere jagt, die Gattin des Bürgermeisters, Marianne Hammer (Sandra Morbach), die deswegen sogar mit ihrem Mann streitet, die absolut schräge Hausfrau Elfriede Bayer (Helga Muhr-Zenk), die meistens mehr als schwer von Begriff ist, und schließlich Pater Bonifaz (Georg Schabdach), der mit getragenen Worten eigentümliche philosophische Weisheiten verbreitet ("Wenn Gott gewollt hätte, dass der Mensch Wasser trinkt, hätte er nicht so viel davon versalzen").

Der diplomatische Weg zur Lösung von Problemen ist dem angeblich so schwerhörigen Opa Hermann Hammer (Alfred Harlas), dem Vater des Bürgermeisters, viel zu langweilig. Er hat ganz andere Ideen, wie die Geburtenzahl wieder nach oben geschraubt werden kann. Zusammen mit der neugierigen Nachbarin Babette Eisenreich (Anna Schnitzer) geht er recht unkonventionelle Wege. Aber für den Stromausfall, der Thalmässing ins Dunkel hüllt, ist ja ein Biber verantwortlich, behauptet jedenfalls der Nachrichtensprecher im Fernsehen. Die Thalmässinger vermuten zwar, dass die Oberdorfer Kerwabuam daran schuld sind, aber auf den wirklichen Täter, der nachts mit dem Beil unterwegs war, kommt keiner. Unterstützt wird der schlitzohrige Opa von Babette Eisenreich, die den Gästen vom Stammtisch in der Krone potenzfördernde Mittel ins Bier mischt ("Des braucht a Mo, wenn er nemmer ko, dass er wida ko"). Die Begriffe Stehbier und Standpauke bekommen damit für den Bürgermeister, Gemeinderat Gleichauf und sogar Pater Bonifaz eine ganz neue Bedeutung. Noch verwirrender wird die Situation, weil der Opa die neue Redakteurin des Hilpoltsteiner Kurier, Sylvia Buch (Michaela Schuster), eigentlich die neue Freundin seines Enkels Robert (Ambros Schwarz), für die Geliebte seines Sohnes hält.

Wie richtig der Bürgermeister und Gleichauf liegen, als sie plötzlich umschwenken und die Forderungen der Interessengemeinschaft als ihre eigenen verkaufen ("Da kann man neue Baugebiete ausweisen. Feinschluck und Ohlangen müssen zusammenwachsen"), zeigt sich spätestens, als Marianne und Toni Hammer doch tatsächlich noch Zwillinge erwarten. Vom Schließen der Schule ist plötzlich nicht mehr die Rede, vielmehr spricht man bereits von einem Anbau, der nötig wird.

Viel zu schnell ist das gut zweistündige Stück vorbei, das das Publikum an drei Abenden begeistert. Mehr als 700 Besucher haben im Minutentakt über Sprüche, Mimik, Gestik, Witze und Gags gelacht. Gut in das Ensemble integriert haben sich auch die neuen Mitglieder. Unterstützt wurde die neue Spielleiterin Doris Medl von Regisseur Klaus Hübner, Maskenbildnerin Ute Emmerling, Souffleuse Andrea Fellner und Claus Lederer, der für Ton und Licht zuständig war.