Ingolstadt
Olé, nur der ERC

Saturn-Arena gleicht einem Tollhaus – nur einer bleibt ganz cool: Trainer Niklas Sundblad

13.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:49 Uhr

ERC-Trainer Niklas Sundblad bleibt trotz Finaleinzug ganz ruhig. - Foto: Groothuis/Witters

Ingolstadt (DK) Es war nur ein ganz kurzer Augenblick, in dem Niklas Sundblads Mundwinkel nach oben zuckten. Der Schwede ballte die Faust, klatschte mit seinem Co-Trainer Petri Liimatainen ab und umarmte ihn – dann hatte sich der 41-Jährige wieder unter Kontrolle.

Kein Lächeln mehr, kein Freudentanz, alles unter Kontrolle.

Dabei hatte Sundblad auch persönlich gerade seinen größten Erfolg als Trainer gefeiert – gleich in seinem ersten Jahr als Chefcoach steht er mit den Panthern im Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft. „Wir freuen uns über den Einzug in die Finalserie, aber wir sind noch nicht fertig“, sagte Sundblad gewohnt nüchtern und machte deutlich, dass er mehr will. „Wir treffen im Finale auf einen sehr starken Gegner, aber wir haben eine gute Form und einen Lauf“, gibt sich Sundblad selbstbewusst.

Hinter der Bande ist der ERC-Trainer hoch konzentriert. Selbst nach Travis Turnbulls erlösendem Treffer zum 5:3 eine gute Minute vor Schluss huschte nur ein kurzes Lächeln über sein Gesicht, während alle um ihn herum jubelten. Die Spieler herzten sich, aber Sundblad gab bereits wieder Anweisungen.

So ging es das ganze Schlussdrittel über. Der Schwede schrie Kommandos, gestikulierte, zupfte seine Spieler am Trikot oder flüsterte – wobei von flüstern im wörtlichen Sinn bei dem Höllenlärm im Stadion keine Rede sein konnte – ein paar ganz persönliche Infos ins Ohr. Dabei verlor Sundblad nie den Blick aufs Eis, ab und zu wanderte er auch kurz auf die Uhr, ansonsten hatte der Coach nur Augen für das Spiel.

Derweil standen alle im Stadion, klatschten, sangen „Olé, nur der ERC“ und genossen einfach den bislang größten Moment in der Vereinsgeschichte. Busfahrer Andreas Weinzierl und Betreuer Thomas Rohbier behielten aber den Überblick und holten ein paar Flaschen Sekt auf die Spielerbank, für die aber zunächst keiner ein Auge übrig hatte – alle stürmten nach der Schlusssirene aufs Eis und gratulierten sich und Torwart Timo Pielmeier gegenseitig zum grandiosen Erfolg. In der Kabine gab’s erst mal zwei Kästen Bier, während im VIP-Raum die Prominenz feierte.

„Von diesem Finale haben wir immer geträumt“, sagte der frühere Media-Saturn-Chef Leopold Stiefel, der 1998 mit dem Einstieg des Unternehmens als Sponsor des ERC Ingolstadt den enormen Aufschwung der Panther eingeleitet hatte. Dass der Verein nun ausgerechnet in der Jubiläumssaison zu seinem 50-jährigen Bestehen erstmals um die deutsche Eishockey-Meisterschaft spielt, hätte niemand besser inszenieren können. „Jetzt nimmt diese lange Zeit relativ schwache Saison noch ein tolles Ende“, meinte Stiefel, der sich diesen Verlauf mit der Verpflichtung Sundblads erhofft hatte. „Wir wollten einen jungen Trainer mit Perspektive. Es war von Anfang an das Ziel, in den Play-offs eine gute Rolle zu spielen. Jetzt ist es so gekommen“, sagte Stiefel.

Die ERC-Spieler sind aber noch nicht zufrieden, auch nicht Benedikt Schopper, der erstmals ein Finale erreichte und trotz seiner sechs verlorenen Zähne, die ihm der Hamburger David Wolf im vierten Halbfinale ausgeschlagen hatte, schon wieder lachen konnte. „Das ist für Hamburg Strafe genug. Unser Ziel ist jetzt mehr. Ab Dienstag denken wir nur an das Spiel am Donnerstag.“