Pfaffenhofen
Oldtimer-Ausfahrt am autofreien Sonntag

Timing der Klimaschutzinitiative irritiert Veranstalter - Wolf fühlt sich bestätigt

15.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:47 Uhr
Die Wolnzacher Hopfenmeile läuft wie geplant ab - trotz des autofreien Sonntags. −Foto: Trouboukis/PK-Archiv

Pfaffenhofen (PK) Bei einem sind sich alle einig: Grundsätzlich ist der Aufruf zum autofreien Sonntag im Landkreis Pfaffenhofen eine gute Idee.

Klimaschutz und dafür aufrüttelnde Aktionen müssen sein. Nur das wann - das sorgt dann doch für reichlich Unmut.

Für das kommende Wochenende, am 21. Juli, hat der Kreistag auf Initiative von Landrat Martin Wolf (CSU) alle Landkreisbürger dazu aufgerufen, das Auto zu Hause in der Garage stehen zu lassen. Die Aktion des autofreien Sonntags ist Teil des Klimaaktionsprogramms, mit dem die Bürger im Landkreis für ein umweltbewussteres und nachhaltigeres Auftreten sensibilisiert werden sollen. Nun aber gibt es Kritik an der Maßnahme. Ausrichter von lange geplanten Veranstaltungen fürchten, dass die Besucher ausbleiben könnten. Der Landrat weist alle Vorwürfe entschieden zurück.

Besonders die Veranstalter der Wolnzacher Hopfenmeile zeigten sich irritiert über die Ansetzung des autofreien Sonntags im Landkreis - schließlich steht die Oldtimer-Ausfahrt quer durch die Hallertau den Vorgaben der Kreistagsaktion diametral gegenüber. Die Motorradfreunde Wolnzach sahen sich daher zu einer Klarstellung genötigt, dass die Ausfahrt dennoch stattfinde. Der Vorsitzende Jürgen Winter erklärte, unter den Teilnehmern habe es große Verunsicherung gegeben, das Telefon sei nicht mehr stillgestanden. Schließlich meldeten sich viele Oldtimerfreunde schon ein Jahr im Voraus für die Veranstaltung an und hätten bereits ihren Beitrag bezahlt. Die Hopfenmeile werde in diesem Jahr bereits zum 34. Mal an eben diesem Sonntag im Juli ausgerichtet. Dabei stellt Winter den autofreien Sonntag im Landkreis Pfaffenhofen gar nicht grundsätzlich infrage. Das sei "eine gute Idee und ja auch keine Verpflichtung", aber der Landkreis hätte vorher die Veranstaltungen im Landkreis checken sollen. "Das ist wohl alles eher etwas unglücklich gelaufen, aber wir müssen unsere Veranstaltung durchziehen", erklärte Winter.

Ähnlich äußerte sich der Geisenfelder USB-Vorsitzende Manfred Niebauer. Die politische Gruppierung veranstaltet am kommenden Sonntag einen großen Flohmarkt in Geisenfeld und den autofreien Sonntag findet Niebauer "nicht lustig". Es sei grundsätzlich eine "ganz tolle Geschichte", aber man habe erst vor Kurzem davon erfahren, sagte er. Zu diesem Zeitpunkt seien schon alle Flyer und Plakate gedruckt gewesen, eine Verschiebung sei daher nicht mehr möglich, auch wenn es entsprechende Überlegungen gegeben habe. In den vergangenen Jahren seien immer tausende Besucher zum USB-Flohmarkt gekommen. Dass das Besucherinteresse diesmal auch so hoch ist, daran zweifelt er. Denn viele Menschen kämen nicht aus Geisenfeld, sondern von weiter weg. "Wir wollen natürlich, dass auch die Pfaffenhofener kommen und die Wolnzacher und die Manchinger. Diese könnten aber nicht so einfach zu Fuß oder mit dem Rad kommen. Ein Problem sei der Autoverzicht zudem für die Händler. "Ich weiß nicht, wie die Leute reagieren", sagte er.

In Rohrbach, wo am Sonntag mit einem Bürgerfest das 1150-jährige Bestehen des Dorfs gefiert wird, nimmt man die Situation etwas entspannter. Der dritte Bürgermeister Hans Vachal (BGR) erklärte, die meisten Leute erwarte er ohnehin mit dem Rad oder zu Fuß. Und wer von weiter weg komme, der lasse sich vermutlich auch durch den autofreien Sonntag nicht aufhalten. Zudem habe Rohrbach "einen klimaschonenden Pendelverkehr", sagte er mit Blick auf die Hallertauer Lokalbahn, die am Wochenende zwischen Pfaffenhofen, Rohrbach und Wolnzach pendeln wird. Generell hält Vachal den Juli aber für einen eher ungünstigen Zeitpunkt für eine Aktion wie den autofreien Sonntag, denn "im Juli gibt es mit die meisten Feste im Landkreis". Die Idee sei aber gut, sagte Vachal. Er erinnere sich noch an die autofreien Sonntage in den 70er Jahren, als er auf den Staatsstraßen spazieren gegangen sei. Das bleibe in Erinnerung und sei auch ein Anreiz, über andere Beförderungsmöglichkeiten nachzudenken.

Auch die Stadt Pfaffenhofen, die am Sonntag auf dem Hauptplatz zum Klassik-Open-Air einlädt, macht sich keine allzu großen Sorgen über einen Besucherschwund. Man könne vorher ohnehin nicht sagen, ob sich der autofreie Sonntag auswirke, sagte Kulturmanager Sebastian Daschner. Zudem gebe es ja die Möglichkeit, mit dem Rad zu kommen und auch die Pfaffenhofener Bimmelbahn werde im Einsatz sein.

Landrat Wolf sagte, er habe zwar Verständnis für alle Veranstalter, zugleich wies er die Kritik aber deutlich zurück. Das Thema sei seit dem Frühjahr im Gespräch, sagte er zu den Vorwürfen mancher Organisatoren, dass die Ankündigung zu kurzfristig gekommen sei. Dass der Juli ausgewählt wurde, liege daran, dass der autofreie Sonntag mit der derzeit laufenden Aktion Stadtradeln zusammenfallen sollte. Zudem hätte es auch im August Terminkollissionen gegeben, da dann viele Volksfeste begännen. Zudem betonte Wolf noch einmal die Freiwilligkeit der Aktion, es gebe keine gesetzlichen Vorgaben, dass man das Auto nicht benutzen dürfe oder dass Veranstaltungen verschoben werden müssten. Wenn die Organisatoren ihr Festhalten an dem Termin gut begründen könnten, habe er damit kein Problem.

Zugleich verteilte Wolf noch einen kleinen Seitenhieb in Richtung Kreistagskollegen. Denn aus der Politik sei angezweifelt worden, dass seine Idee eines Klimaschutzaktionsprogramms überhaupt etwas bringe und die Menschen interessiere. Dabei sei es genau das Ziel gewesen, die Menschen zu berühren und Diskussionen auszulösen. "Das ist genau das, was wir wollten", sagte Wolf. Er fühle sich durch die Kritik daher bestätigt.

Daniel Wenisch