Hilpoltstein
Ohren und Seele verwöhnt

Chorandacht mit den Windsbachern in der voll besetzten Auhofkapelle Lang anhaltender Applaus

10.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

Den musikalischen Auftakt der Andacht mit den Windsbachern bestreitet Rainer Bartke, Cellist der Nürnberger Philharmonikern. - Foto: Klier

Hilpoltstein (mkl) Die Glocke der Kapelle "Zum Guten Hirten" im Auhof erklingt und unter Applaus zieht der Windsbacher Knabenchor in den voll besetzten Kapellenraum ein. Auf dem Programm steht eine Chorandacht. Bereits seit 15 Jahren bestehen freundschaftliche Bande zwischen dem Auhof und den weltberühmten Windsbachern, die seit fünf Jahren von Martin Lehmann geleitet werden.

Einmal jährlich fahren die "Auhöfer" am Buß- und Bettag nach Windsbach und alle zwei Jahre kommen die "Windsbacher" trotz aller nationalen und internationalen Verpflichtungen zum Gegenbesuch in den Auhof.

Rainer Bartke ist Cellist bei den Nürnberger Philharmonikern. Er sorgt mit Johann Sebastian Bachs "Gavotte en rondeau" für den melodiösen und temperamentvollen musikalischen Auftakt. Dynamisch, mitreißend und gestenreich dirigiert Martin Lehman seinen Chor, der das "Kyrie", eine fünfstimmige Motette von Wolfgang Amadeus Mozart, ergreifend interpretiert.

Andreas Ammon, der Leiter des Auhofs, erinnert daran, dass der Chor schon vor dem Papst und dem Bundespräsidenten und in vielen Ländern aufgetreten ist. "Diese Stimmen entführen uns in eine andere Welt", sagt Ammon. "Danke dafür, dass ihr eure Verbundenheit mit den Menschen im Auhof so beeindruckend zeigt."

Flehentlich erklingt die vierstimmige Motette "De profundis" von Christoph Willibald Gluck, der im Jahre 1714 in Erasbach bei Berching zur Welt gekommen ist. Rund 250 Jahre später wurde Vytautas MiÅ¡kinis in Litauen geboren. "Miserere mei Deus - Gott sei mir gnädig" ist seine sechsstimmige Motette überschrieben. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es dem Chorleiter gelingt, selbst die jüngsten Sänger für diese anspruchsvollen und ernsten Gesänge zu begeistern.

Vier Sänger haben sich nun im Hintergrund postiert, um gemeinsam mit dem Chor auf der Bühne als geheimnisvolles Echo aus der Tiefe der Kapelle die Motette "Wenn mein Stündlein vorhanden ist" von Johann Staden darzubieten. Es ist Fastenzeit; man wird immer wieder daran erinnert.

Diakon Gerhard Lechner hält die Ansprache. Er berichtet von einem Schauspieler, dem beim Beichten keine Sünden einfallen. Manche Menschen sagen: "Ich habe keine Sünden, aber wenn mir einer dumm kommt . . ." Jesus hat die selbstgerechten Pharisäer angeprangert. Dagegen haben die Sünder gebetet: "Herr, erbarme dich meiner!" Sünde sei alles, was uns von Gott und den anderen Menschen trennt. Die meisten Menschen würden sich gegebenenfalls über ein ehrliches Gespräch und über eine Entschuldigung freuen.

Nun sitzt Christa Büttner auf der Orgelbank, um das Choralvorspiel zum Passionslied "O Mensch bewein dein Sünde groß" eindrucksvoll und zart anzustimmen. Der Komponist Johann Roth ist ein ehemaliger Pfarrer und Organist aus Neustadt an der Aisch. Voll in die Tasten greift die Organistin, als der Choral im Wechsel mit Chor und Gemeinde beeindruckend erklingt.

Aus den Reihen der Sänger tritt jetzt Joschka Nehls ans Dirigentenpult, um seine Chorkameraden bei Emanuel Vogts "In deine Hände befehle ich meinen Geist" perfekt zu leiten. Vogt, ein ehemaliger Windsbacher, hat diesen Psalm für vierstimmigen Männerchor eigens für die "Windsbacher Psalmen" geschrieben.

Noch einmal, sogar ohne Notenunterlage, lässt Rainer Bartke sein Cello meisterlich erklingen, als er Bachs Suite III in C-Dur vorträgt. Zwei fünfstimmige Chöre von Johann Christoph Bach und Johann Erasmus Kindermann in gewohnt perfekter Interpretation folgen.

"Die Nacht ist kommen", steht am Beginn von Max Regers "Nachtlied". Erst aufbrausend, dann immer leiser werdend, stimmt diese fünfstimmige Motette auf die Nacht ein und endet mit der eindringlichen Bitte "Lass uns einschlafen mit guten Gedanken und fröhlich aufwachen." Der lange aufgesparte Applaus belohnt Sänger und Musiker für dieses meisterliche Konzert, das "Ohren und Seele verwöhnt" hat.