Lobsing
Ohne die Bauern geht es nicht

Beim Lobsinger Bauernjahrtag gehen die Politiker auf die schwierige Lage der Landwirte ein

05.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:23 Uhr
  −Foto: Gschlössl

Lobsing - Die Gründung der Christlichen Arbeiter- und Bauernbruderschaft Lobsing und Umgebung geht auf das Jahr 1835 zurück.

Der Traditionsverein hat somit am Samstag sein 185-jähriges Bestehen gefeiert.

Der Tag begann traditionell mit einem Weißwurstfrühstück. Anschließend versammelten sich die Lobsinger Vereine mit ihren Fahnenabordnungen sowie die Ehrengäste bei frühlingshaften Temperaturen am Dorfgemeinschaftshaus, um unter den Klängen der Schambachtaler Blaskapelle gemeinsam zur Pfarrkirche St. Martin zu ziehen und das Jahrtagsamt zu feiern.

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in den Händen des Organisten Christoph Mödl und des Lobsinger Kirchenchors. "An diesem Tag ist für mich das ,christlich' von dieser Bruderschaft besonders in den Vordergrund zu stellen. Wir sind eine große starke Gemeinschaft, diese zu pflegen und zu erhalten, ist unser Ziel. Wo kommen wir hin, wenn das Miteinander sich immer weiter auflöst, dass jeder hauptsächlich auf sich schaut", so Pfarrer Michael Saller in seiner Predigt. Bei uns sei das nicht so. Er sei froh, dass in Lobsing Menschen seien, die sich für das Miteinander einsetzen, die Verantwortung übernehmen in Vereinen, Gruppen und Verbänden. Die Welt brauche engagierte Christen, sie brauche Menschen, die einen Draht nach oben haben und einen Sinn für das Gemeinwohl.

Im Anschluss fand die Jahresversammlung statt. Der Vorsitzende der Arbeiter- und Bauernbruderschaft, Stephan Feigl, hieß die zahlreichen Gäste aus Politik und Wirtschaft, von den Behörden sowie aus der Banken- und Geschäftswelt willkommen. Sein besonderer Gruß galt der stellvertretenden Landrätin Rita Böhm, Bezirksrat Reinhard Eichiner, Kreisrat Josef Kundler, Bürgermeister Alfred Paulus aus Mindelstetten, Bürgermeister Norbert Hummel aus Altmannstein, dem Bürgermeister des Marktes Pförring, Bernhard Sammiller und den beiden Kandidaten für die Landratswahl Alfons Frey (FW) und Alexander Anetsberger (CSU).

Schriftführerin Martina Birkenbach gab in ihrem Bericht bekannt, dass seit der Versammlung im Vorjahr sechs Mitglieder gestorben sind, vier Bürger die Mitgliedschaft gekündigt hätten und es acht Neuaufnahmen gibt. Der Verein zählt aktuell 523 Mitglieder. Kassierin Jutta Proger berichtete von einem zufriedenstellenden Kassenstand und bedankte sich bei allen Spendern und Förderern des Vereins.

Es folgten die Ehrungen. Mit Wilfried Böhm aus Imbath, Josef und Maria Eichinger aus Laimerstadt, Walter und Katharina Karl aus Ried, Michael und Rita Schultes aus Arresting und Sebastian und Elfriede Thoma aus Irnsing wurden neun Mitglieder für 40-jährige Treue zur Bruderschaft geehrt. Anwesend war Kreisbäuerin Rita Schultes. Feigl dankte ihr und den Entschuldigten für ihre langjährige Treue.

Rita Böhm freute sich, die Grüße des Landkreises Eichstätt überbringen zu dürfen. Im Landkreis Eichstätt fänden die Bauernjahrtage nur noch im östlichen und südlichen Bereich statt. Seit 185 Jahren werde diese beeindruckende Tradition hier in Lobsing gepflegt, was vor allem auch damit zusammenhänge, dass in dieser Ecke die dörflichen Gemeinschaften noch sehr stark seien. Viele würden sich hier noch ehrenamtlich betätigen. Sie wünschte, dass dies noch lange gelinge und meinte: "Bewahren Sie, was sie haben! "

Bezirksrat Reinhard Eichiner betonte in seiner Rede, er komme "alle Jahre wieder" zum Bauernjahrtag nach Lobsing, um die Tradition zu pflegen. Ihm sei besonders in Erinnerung, dass es hier eine Bürgerversammlung für Frauen gibt, hier würden sich die Frauen also aktiv in die Gemeindepolitik einbringen.

Bürgermeister Sammiller machte mit drastischen Worten anhand einer Parabel auf die Situation der Bauern aufmerksam. Uns gehe es gut, vielen zu gut, wie manche meinten. Wir hätten alles, würden mit allem versorgt. Im Supermarkt gebe es zu jeder Jahreszeit alles, ja fast alles zu kaufen. Deshalb würden viele denken, das sei selbstverständlich, so Sammiller. Es mag ja sogar Leute geben, die sagen: "Ich wüsste nicht, wem ich da danken sollte. Für mein gutes Geld möchte ich auch das Beste haben. Die Bauern sollen für ihre Umweltsünden, Massentierhaltung und Glyphosat bestraft werden. "

Landratskandidat Alfons Frey wies in seiner Rede darauf hin, dass die Tradition des Bauernjahrtags heute notwendiger sei denn je. Die Landwirtschaft sei zwischen große Mühlsteine geraten, immer mehr Vorschriften, Düngeverordnung, Pflanzenschutz und Vorschriften zur Tierhaltung machten den Bauern das Leben schwer. Jeder, der schon mal einen Mehrfachantrag ausgefüllt habe, der wisse, wovon er rede. Dazu eine Gesellschaft, die sich teilweise nicht nur ansatzweise vorstellen könne, mit welchem Einsatz Bäuerinnen und Bauern tagtäglich kämpfen würden. Deshalb sei es richtig, dass die bayerische Staatsregierung beschlossen habe, dass es ab nächstem Schuljahr an allen Schulen verpflichtend Projektwochen zum Thema "Alltagskompetenz" gebe, in denen die Schüler "fürs Leben" lernen sollen.

Landratskandidat Alexander Anetsberger betonte, dass die Kommunalpolitiker sehr wohl mitbekommen würden, was die Bauern bewegt und dass sie versuchten, den Druck, den sie bekommen, auf die Straße zu tragen und somit um Verständnis zu werben für ihre Situation. Die Kommunalpolitiker würden hier moralische Unterstützung leisten, um den Landwirten die Anerkennung zu geben, die sie momentan so massiv vermissten. Die Landwirtschaft sei nicht nur ein Wirtschaftsfaktor und sichere Arbeitsplätze, sondern erfülle auch noch eine ganze Reihe von wichtigen Funktionen. Leider gebe es Leute, die den Bezug zum ländlichen Leben, zum Bauernstand, verloren hätten, und die meinten, die künstliche Versorgung würde alles sicherstellen. Dies sei ein Trugschluss, dem man entgegenhalten müsse. Zwei Stände hätten sich in der Arbeiter- und Bauernbruderschaft vereinigt, die von ihrer Hände Arbeit lebten. Auch der Arbeiterstand sei unter Druck. Dies führe zum Fachkräftemangel und deshalb sei es gut, wenn sich beide hier verbündeten und darauf aufmerksam machten, dass sie Unterstützung bräuchten in diesen schwierigen Zeiten.

Vorsitzender Stephan Feigl bedankte sich zum Abschluss der Versammlung bei Pfarrer Saller, den Mesnern und den Ministranten, dem Organisten und Chor, der Musikkapelle, bei allen Vereinen mit ihren Abordnungen, den Beitragseinhebern und Ortsvorsitzenden sowie dem Fahnenträger und Fahnenbegleitern. Er wies darauf hin, dass ein Fahnenträger für Lobsing gesucht sei, ebenso eine Betragseinheberin für Lobsing, sonst müsse auf Bankeinzug umgestellt werden. Ebenso sollen bei Beerdigungen immer zwei Personen die Fahne begleiten. Dies könne jeder machen, da es keine Kleiderordnung gebe. Im Anschluss an die Versammlung wurde das gemeinsame Mittagessen eingenommen. Am Nachmittag spendierte die Bruderschaft Kaffee und Kuchen. Die Tanzgruppe Irma trug mit ihrem Auftritt zur Unterhaltung bei. Musikant Hans Oberbauer aus Hüttenhausen spielte zum Tanz auf und unterhielt mit seiner Musik, bis der 185. Jahrestag seinen Ausklang fand.

DK



Carola Gschlössl