Neuburg/Karlskron
Ohne Aufmerksamkeit "macht's bumm"

Mit Förster Andreas Ploner im Revier Klosterberg unterwegs: Der Borkenkäfer schlägt immer wieder zu

07.09.2020 | Stand 23.09.2023, 13:58 Uhr
Einer der großen Borkenkäfer-Einschläge im Revier Klosterberg liegt bei Aschelsried. −Foto: Schneider

Neuburg/Karlskron - Schon aus der Ferne ist das riesige Loch am Waldrand zu entdecken: Der Einschlag nahe Aschelsried (Gemeinde Karlskron) ist nicht die Folge eines kräftigen Winds, sondern eines massiven Borkenkäferbefalls.

Das rund ein Hektar große nahezu leere Waldfeld, auf dem nur noch einige Kiefern stehen, ist aber nur eines der wenigen größeren Käferlöcher im Forstrevier Klosterberg, das Andreas Ploner seit 15. Juli betreut. Hier hat er die Nachfolge des langjährigen Revierleiters Alfred Siebert angetreten.

Alles in allem sieht er, auch wenn die Flugzeit des Baumschädlings noch nicht vorbei ist, die Region aber besser davon gekommen als das in den Vorjahren der Fall war. Dabei habe man im Frühjahr schon befürchtet, dass es wieder ein massives Käferjahr werden könnte. "Der April war sehr trocken", berichtet Ploner, der bisher als Förster in Freising gearbeitet hat. "Erste Einzelwürfe" habe es bereits gegeben. "Das sind immer erste Alarmzeichen. " Aber dann sei doch vermehrt Niederschlag gekommen. Ploner habe, gerade bei seinem Hobby Fliegenfischen, festgestellt, dass heuer ein durchwegs niederschlagsreicheres Jahr gewesen sei. Daher war es bis Juni eher ruhig, so der Förster, der in seinem Revier rund 9000 Hektar Wald betreut. "Anfang, Mitte Juli sind dann die ersten Löcher sichtbar geworden. "

Die entdecke man bei der regelmäßigen Kontrolle. Das Wichtigste beim Waldbesitzer sei in diesem Zusammenhang "die Aufmerksamkeit": Bei Fichtenbeständen muss man alle zwei Wochen kontrollieren. Denn ohne diese Nachschau "macht's bumm". Wer die ersten Käferspuren entdecke, müsse handeln, sonst schade er womöglich auch den Nachbarn, die die Waldflurstücke nebenan besitzen. "Immer am Ball bleiben", heißt die Devise für Ploner. Neben einigen größeren Borkenkäfer-Einschlägen sind im Revier des neuen Försters gut zwei Hand voll "lokale Geschehen" mit nicht so sichtbaren Folgen wie etwa in Aschelsried zu beobachten, berichtet er. Aber: "Das Revier ist letztlich so groß, alles bekomme ich dann auch nicht mit. " Will heißen: Es könnte schon noch anderswo zu Borkenkäferbefall gekommen sein und die Waldbesitzer haben sich hier selbst geholfen.

In dem Karlskroner Ortsteil, in dem der 35-Jährige den Treffpunkt für den Pressetermin gewählt hat, sei die Zusammenarbeit der betroffenen Waldbauern gut gelaufen. "Die helfen sich gegenseitig", stellt Ploner fest. Auch die Kooperation mit der Waldbesitzervereinigung müsse man loben: Sie habe "hervorragend" funktioniert. Diese war mit ihrem Geschäftsführer Ludwig Schön sozusagen als Vermittler für ein Unternehmen mit zwei großen Harvester, die das Holz herausgeholt haben, mit im Boot. Das ist vor allem auch bei Privatwaldbesitzern wichtig - und immerhin 5000 Hektar von Ploners Revier Klosterberg ist in diesem Sektor anzusiedeln. "Der durchschnittliche Besitz liegt bei etwa zweieinhalb bis drei Hektar pro Waldbesitzer", erklärt der gebürtige Lichtenauer, der mit seiner Frau momentan noch im Kreis Freising wohnt, aber sich schon um eine entsprechende Bleibe, am besten ein Haus, in der Umgebung der Heimat umsieht. Denn da wollen die beiden - Ploners Frau stammt aus Kösching - wieder hin.

Dass es den 35-Jährigen überhaupt in die Forstwirtschaft verschlagen hat, war eher ein Zufall. Nach der Realschule in Ingolstadt, Fachoberschule und Zivildienst hat sich auch für Ploner die Frage gestellt: Was will ich? "Damals, mit 19, 20, war ich viel mit dem Mountainbike unterwegs", erzählt er. Übrigens genau dort, wo er jetzt sein Forstrevier betreut. Er sei schon immer viel und gerne in der Natur gewesen. "Ich muss das machen, was mich interessiert", habe er sich damals gesagt. So sei er nach Weihenstephan gegangen. "Den Beruf des Försters habe ich in seiner ganzen Vielfalt erst im Studium entdeckt. " Und es sei die perfekte Mischung: Man habe einen Bürojob, könne aber viel an der frischen Luft sein. "Sehr abwechslungsreich", fasst Ploner es mit einem Lachen zusammen.

Auch wenn er sich derzeit viel mit dem Käferholz beschäftigen muss. Und das gehört im Fall des Falles raus aus dem Wald. Mindestens 500 Meter weit entfernt auf einen Lagerplatz. Denn so weit kann der Schädling fliegen, sich wieder in die Rinde einer Fichte einnisten und das ganze Spiel geht von vorne los. "Wir fördern vom Amt her die insektizidfreie Borkenkäferbekämpfung", verweist Ploner auf ein entsprechendes Programm. Dabei gibt es mehrere Förderszenarien: die Direktabfuhr ins Sägewerk, das Verbringen auf Zwischenlager mit entsprechendem Abstand vom Wald, das manuelle Entrinden des betroffenen Stamms und die Weiternutzung des Waldrestholzes. "Wie und ob man das Holz verkauft, das ist Sache des jeweiligen Besitzers", erklärt Ploner, dessen Revier sich über elf Kommunen erstreckt, nämlich Hohenwart, Pörnbach, Rohrbach (alle Kreis Pfaffenhofen), Brunnen, Weichering, Karlskron, Karlshuld, Oberhausen, Rohrenfels, Bergheim und die Stadt Neuburg.

Mit der Bekämpfung des Borkenkäfers und der Entfernung des befallenen Holzes aus dem Wald beginnt letztlich auch eine Wiederaufforstung - und die Möglichkeit, den Wald nach den Erkenntnissen der Klimaveränderung umzubauen. "Fichten und Kiefern haben bei uns auf Dauer keine Zukunft", sagt der Förster. Ein Großteil der Bauern habe das auch verstanden. Er berate die Waldbesitzer aber ausführlich und gebe Tipps, welche Bäume wo und wie am besten zu pflanzen sind - in einer Mischung aus Laub- und Nadelbäumen. Die Gewichtung spielt dabei allerdings auch eine Rolle: Nicht mehr als 60 Prozent Nadelhölzer nennt Ploner einen Richtwert. Aufgrund des eher abnehmenden Niederschlags setzt er beispielsweise auf die Alternative Douglasie. "Die kommt mit der Trockenheit gut klar", weiß der Profi. Sie kann in Europa übrigens bis zu 60 Meter hoch wachsen und nach einschlägigen Angaben ein Höchstalter von 400 Jahren erreichen.

Rot- und Stieleiche seien ebenfalls zu empfehlen, weitere Neu-Pflanzungen könnten mit Elsbeere, Vogelkirsche, Walnuss oder Esskastanie geschehen. "Das Wichtige ist: Es dürfen keine Monokulturen entstehen", sagt der studierte Wald- und Forstwirt. Er könne dabei allerdings immer nur empfehlen. Umsetzen müsse der Waldbesitzer alles alleine.

DK

Marco Schneider