Nürnberg
"Oft ist es Schlamperei am Bau"

17.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:10 Uhr

Nürnberg/Bamberg (dpa/ lby) Es ist eine bange Frage nach dem Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame: Wäre das auch hierzulande möglich?

Die Antwort lautet: ja. Allein in Bayern sind in den vergangenen fünf Jahren drei bedeutende historische Bauwerke abgebrannt. In Nürnberg brannte im Sommer 2014 die 700 Jahre alte Marthakirche ab, in Straubing 2016 das nahezu gleichaltrige Rathaus. Auch in Dillingen wurde 2017 das um 1500 erbaute Rathaus ein Raub der Flammen. Wie in Notre-Dame brachen die Brände jeweils im Dachstuhl aus. Und wie in Paris ereigneten sich die Unglücke während Sanierungsarbeiten.

"Oft ist es Schlamperei am Bau", sagt Nikolaus Bencker, Leiter des Sachgebiets Denkmalschutz in Nürnberg. "Vorschriften gibt es genug. " Historische Bauwerke - insbesondere alte Kirchen - sind gefährdeter als moderne Bauten: Die hölzernen Dachstühle sind Jahrhunderte alt, die Innenräume groß und hoch, was die Ausbreitung von Feuer begünstigt und den Feuerwehren das Löschen erschwert. In den Nürnberger Kirchen sind nach Benckers Worten im Dachgebälk auch keine Brandmelder installiert. Diese würden aber auch wenig Sinn machen. "Da laufen ja keine elektrischen Leitungen", sagt Bencker.

Sowohl die Behörden als auch die Eigentümer der vielen bedeutenden Bauwerke in ganz Bayern haben umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um Bränden vorzubeugen und im Falle eines Falles Menschen und Bauwerke schnell retten zu können. Beispiel Bamberg: Der tausend Jahre alte Dom mit seinen vier Türmen ist eine der bedeutendsten Kirchen Mitteleuropas. "Es gibt einen Feuerwehrplan. Darin sind die Brandmeldepunkte mit entsprechenden Einsatzwegen und Plänen für das Verlegen von Schläuchen verzeichnet sowie die Standorte von Hydranten", sagt ein Sprecher des Bistums. Außerdem gibt es regelmäßige Ortsbegehungen mit der Feuerwehr. "Die Bausubstanz im Dom ist massiv, Schwachpunkte sind allerdings die Holzdachstühle", sagt der Bistumssprecher. Ein weiteres Problem: Die Türme sind über 70 Meter hoch, die Drehleitern der Feuerwehr haben dagegen nur eine Einsatzhöhe von 25 Metern.