Roth
Offenes Ohr für Asylbewerber

Helferkreis in Roth will Leid der Flüchtlinge lindern – Weitere Mitstreiter gesucht

13.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:30 Uhr

 

Roth (HK) Die schwierige Suche nach Unterkünften im Landkreis, immense Sprachprobleme und bürokratische Hürden – die Situation für Asylbewerber ist nicht einfach. Doch es gibt Menschen, die nicht nur zuschauen, sondern anpacken wollen – in Roth ist seit Ende vergangenen Jahres ein Helferkreis für Asylbewerber aktiv.

Was muss das für ein Gefühl sein, seine Familie, seine Freunde, seine vertraute Umgebung, sein ganzes bisheriges Leben hinter sich zu lassen? Vielleicht sogar für immer. Was muss passiert sein, wenn man bereit ist, dieses Leben in eine Tasche zu packen für eine Reise ins Ungewisse?

So unterschiedlich die 15 Männer und Frauen sind, die an diesem Abend um einen großen Besprechungstisch sitzen – sie alle können und wollen nicht das erleben, was die Menschen gesehen, gefühlt und gehört haben, um die sie sich seit Wochen in ihrer Freizeit kümmern. Seit Ende des vergangenen Jahres nimmt sich die Gruppe des guten Dutzends Asylbewerber an, die in Roth am Weinberg ein Übergangszuhause gefunden haben. Dass im Haus am Weinberg alles gut funktioniert, darauf schaut auch die Sozialpädagogin Daniela Pfitzenmaier, die die Asylbewerber reihum besucht.

„Wir geben uns oft die Klinke in die Hand, wenn wir im Haus am Weinberg sind“, erzählt Loni Weiß, der „Mann der ersten Stunde“. Jetzt, als Ruheständler, habe er mit seiner freien Zeit etwas Sinnvolles tun wollen. Als er im November den Aufruf gelesen habe, es würden ehrenamtliche Helfer gesucht, habe er sich gleich angesprochen gefühlt. „Ich war früher viel im Ausland und habe dort viele gute Erfahrungen gemacht. Jetzt will ich quasi ein bisschen davon zurückgeben“, so der ehemalige Dolmetscher, der mit einem Schmunzeln gerne zugibt: „Mein Spanisch hilft mir jetzt gar nichts. Ich bin nur froh, dass ich vor 30 Jahren mal zwei Semester Russisch belegt hatte. Das habe ich jetzt wieder ausgegraben.“

Hildegard Genniges fand und findet es „als Rotherin einfach beschämend und peinlich, wenn ich sehe, wie wenig hier die Flüchtlinge offensichtlich willkommen sind“. Sie zögerte nicht lange, wurde Teil des Helferkreises, brachte gleich noch einen Schwung Sprachlehrbücher aus ihrem Laden mit und weiß seit Kurzem „ganz nebenbei“ von ihrem neuen Untermieter aus Äthiopien, dass dessen Muttersprache Amharisch ist. „Seine Heimat zu verlassen – das tut doch niemand aus Spaß. Dafür muss es schon massive Gründe geben.“

Birgit Gerner bietet mit ihrer Mutter Rosie Anderl einmal in der Woche einen Sprachkurs im Haus an. Doch die Konversation ist oft schwierig, vieles läuft über Englisch und auch das nur sehr holprig. Deshalb wären die beiden Frauen froh, wenn sie Helfer hätten, die beispielsweise Russisch, Persisch oder Kurdisch sprechen.

Derzeit leben rund 110 Asylbewerber – darunter über die Hälfte Kinder und Jugendliche – im Landkreis. Trotz der zwei registrierten Helferkreise werden in allen Gemeinden des Landkreises (auch in Roth und Hilpoltstein) weitere ehrenamtliche Betreuer für Asylbewerber gesucht. Für Fragen und für die Vermittlung von Kontakten steht Annegret Thümmler, Telefon (0 91 71) 8 11 25, E-Mail: fuereinander@lraroth.de, zur Verfügung. Wer in Roth mitarbeiten will, kann sich an Loni Weiß, Telefon (0 91 71) 8 84 27, oder an Edgar Griese, Telefon (0 91 71) 6 12 97, wenden.