Pfaffenhofen
Offenes Atelier in der Auenstraße

Skulpturen mit ausgefallenen Zutaten: Kunst aus Kaltporzellan

01.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:36 Uhr
Tom Parthum erklärt den Besuchern, wie aus Leim und Tapiokastärke eine Modelliermasse für Skulpturen wird. −Foto: Böhm

Pfaffenhofen (SZ) Eigentlich ist das Rezept ein wohlgehütetes Geheimnis.

Also muss man schnell sein, um keine der Zutaten zu verpassen, die Tom Parthum, freischaffender Künstler aus Ingolstadt, da zusammenmischt: Alles beginnt mit Holzleim und Tapiokastärke, außerdem spielt Essig eine Rolle und . . . Es staubt erst mal ordentlich, dann, nach Hinzufügen des Leims, entsteht eine Art Teig. Es geht um Mengenverhältnis und Konsistenz. Auch die Vorbereitung für die eigentliche Arbeit hat etwas Künstlerisches, Vertieftes. Alles geschieht wohlbedacht und langsam. Tapioka ist eine Stärke, die aus der Maniokwurzel gewonnen wird und für die Zubereitung von Speisen in der asiatischen Küche verwendet wird.

Am Freitagabend, als Tom Parthum sein Atelier in die Galerie Kuk44 in Pfaffenhofen verlegt hat, will er jedoch alles andere als kochen. Er gestaltet stattdessen Skulpturen. Denn die weiße Masse, die nach sorgfältigem Zusammenmischen aller Zutaten entsteht, ist lange Zeit formbar und härtet dann später aus. Solche und andere Massen werden auch als Kaltporzellan bezeichnet. "Man spart sich das Brennen in einem Ofen", erklärt der Künstler.

Vor einigen Monaten hat er dieses Material und die damit verbundene Schaffensweise für sich entdeckt. "Vor allem bin ich nun beim Format des Werkes freier", erklärt Parthum. Was in einen Ofen muss, darf nun mal eine bestimme Größe nicht überschreiten. Die Arbeiten basieren auf einem Drahtgestell, das die grundsätzliche Form vorgibt, die Feinarbeit steckt dann im Aufbau der Masse, im Formen, Abschaben, Wegnehmen oder Hinzufügen. Planung, Geduld und ein Blick für das Detail sind gefragt. Nach und nach füllt sich dann auch bei hochsommerlichen Temperaturen das Atelier mit neugierigen Besuchern und Besucherinnen, die den Künstler bei seiner Arbeit beobachten und sich mit ihm austauschen.

Das begonnene Werk - ein Kopf - wird an diesem Abend nicht mehr ganz fertig werden. Aber das ist auch nicht das Wichtigste. Es sollte ja ein Abend mit Begegnungen und Gesprächen sein - und der ist voll und ganz gelungen.

Sibylle Böhm