Offene Rechnung

Hansa Rostock knabbert bis heute am Absturz in die 3. Liga - der FC Ingolstadt hat daran großen Anteil

21.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:54 Uhr

Rostock/Ingolstadt - Um den ehemaligen Vorzeigeklub des Ostens im deutschen Fußball ist es ruhig geworden. Seit 2012 fristet Hansa Rostock mittlerweile ein Schattendasein in der 3. Liga. Mit dazu beigetragen hat auch der FC Ingolstadt, der die Hansa-Kogge 2010 in der Aufstiegsrelegation (1:0 und 2:0) erstmals in die Drittklassigkeit stürzte. Zuvor standen die Rostocker elf Jahre lang als einziger ehemaliger DDR-Klub im Rampenlicht der Bundesliga und träumten von einer großen Zukunft.

Trotz einer zwischenzeitlich kurzen Rückkehr in die 2. Bundesliga in der Saison 2011/12 haben sich die Hanseaten von dem damaligen Fall immer noch nicht erholt. Dennoch hat sich rund um das Ostsee-Stadion seit dem letzten Auftritt der Schanzer vor fast auf den Tag genau acht Jahren - der FCI gewann durch das Siegtor von Jose-Alex Ikeng 2:1 - viel getan.

Anstelle der früheren Ruinen und des umliegenden Brachlands ist ein Sportzentrum mit Schwimm- und Eishalle, Leichtathletikstadion und weiteren Fußballplätzen entstanden. Klar, dass dazu eine Rückkehr von Hansa Rostock wenigstens in die 2. Bundesliga gut passen würde, zumal die früher berüchtigten Fan-Randale erfolgreich eingedämmt werden konnten und der Zuschauerschnitt auf knapp 14000 angewachsen ist. Mehr als zweimal Rang sechs in den vergangenen beiden Spielzeiten war aber bisher nicht drin.

Das Potenzial für mehr ist jedoch vorhanden. Nach schwachem Saisonbeginn hatte sich das Team von Trainer Jens Härtel mit einer Serie von acht Spielen ohne Niederlage (fünf Siege) Ende Oktober zwischenzeitlich an die Tabellenspitze herangepirscht und nur noch drei Punkte Rückstand auf den damaligen Spitzenreiter Hallescher FC. Doch dann erwies sich die Hansa-Kogge noch nicht als stabil genug, um konstant weiter zu punkten.

Jetzt können die Rostocker wieder auf Tuchfühlung gehen. Doch der Härtel warnt vor der hohen Erwartungshaltung im Umfeld, an der das Team bisher regelmäßig gescheitert ist. "Wir müssen uns auf das Spiel konzentrieren und nicht auf mögliche Konstellationen, was passiert wenn wir gewinnen oder nicht gewinnen", erklärte der 50-Jährige wohl wissend um die Bedeutung der Partie. Schließlich kann Rostock mit einem Sieg erneut bis auf drei Punkte an die Aufstiegszone heranrücken - und die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht. Die Abwehr um die eingespielte Dreierkette mit Kapitän Julian Riedel, Sven Sonnenberg und Max Reinthaler steht stabil, dahinter strahlt der erfahrene Torhüter Markus Kolke Ruhe aus. In der Offensive erfuhr Mittelstürmer John Verhoek mit seinem ersten Saisontor zuletzt gegen die SG Großaspach einen persönlichen Aufschwung, als er den verletzten Torjäger Pascal Breier (neun Treffer) ersetzen durfte. Nun hat Härtel sogar die Qual der Wahl: "Es spricht nichts dagegen, dass John spielt. Einen Breier von der Bank bringen zu können, ist auch nicht die schlechteste Situation."

Doch mehr als die personelle Besetzung werden die Einstellung und das Nervenkostüm zählen. Das weiß auch Kolke, wenn er sagt: "Wir dürfen uns keine Gedanken darüber machen, ob das eine Chance ist, uns oben heranzupirschen. Wir müssen das als normales Spiel sehen und sollten Punkte sammeln." gst