Eichstätt
"Offen für weitere Fusionen"

Der Vorstandschef der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte verfolgt die Entwicklung mit Interesse

27.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:38 Uhr

Richard L. Riedmaier, Vorstandsvorsitzender der Volksbank-Raiffeisenbank Bayern Mitte, die aus drei Fusionen heraus entstanden ist - Foto: Weinretter

Eichstätt/Ingolstadt (kno) „Die erfolgreiche Entwicklung unserer Volksbank Raiffeisenbank hat bewiesen, dass Fusionen großen Sinn machen können, wenn man sie richtig macht“, so der Vorstandsvorsitzende des Geldinstituts, Richard L. Riedmaier, auf Anfrage unserer Zeitung. „Ich sehe einer möglichen Fusion der drei regionalen Sparkassen mit Interesse entgegen. Ich glaube aber nicht, dass es für uns schwieriger werden würde. Wir behaupten uns sehr gut in einem sehr intensiven Wettbewerb, auch mit den Großbanken.“

Fusionen böten viele Synergien: statt zwei nur eine Revisionsabteilung, nur eine Marketingabteilung, nur eine Personalabteilung, Stelleneinsparmöglichkeiten auf Management- sowie Arbeitsebene. „Auch wir sind offen für weitere Fusionen“, so Riedmaier weiter. Bedeutende Meilensteine der Unternehmensentwicklung seien 1993 die Fusion mit der Raiffeisenbank Pfaffenhofen, 1999 mit der Raiffeisenbank Eichstätt und 2009 mit der Volksbank Raiffeisenbank Eichstätt gewesen. Sie hätten dazu beigetragen, die Zukunftsfähigkeit der beteiligten Unternehmen zu sichern.

Hier sei festzustellen, dass nicht allein das Abwägen von rationalen wirtschaftlichen Vorteilen eine Rolle spiele, sondern dass auch „die emotionalen Komponenten“ Einfluss haben. „Natürlich lösen Fusionsüberlegungen bei vielen noch Ängste vor Veränderung und vor neuen Herausforderungen aus. Ängste, vereinnahmt zu werden, keine Mitspracherechte mehr zu haben und im schlimmsten Fall vielleicht sogar überflüssig und wegrationalisiert zu werden.“ Hier gelte es, bei Aufsichtsräten, bei Mitgliedern und bei den Mitarbeitern Überzeugungsarbeit zu leisten, dass eine Fusion die Chance bringe, als eine größere Einheit leistungsfähiger zu sein. Riedmaier: „Entgegen manch kritischer Bedenken und Meinungen im Vorfeld unserer Fusionen haben wir persönlich die Erfahrung gemacht, dass im Nachhinein diese Bedenken in Zustimmung und Begeisterung für das neue Unternehmen gewandelt werden konnten.“ Was die Ängste der Kommunen vor einem Ausfall der Gewerbesteuer angeht, meint Riedmaier: „Wir haben es geschafft, dass die Kommunen unserer Fusionspartner nach der Fusion mehr Gewerbesteuer bekommen haben als davor. Auch deshalb bin ich gern gesehener Gast bei den Bürgermeistern.“

Riedmaier betont gleichzeitig, dass sich die Ertragslage im Bankensektor aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zunehmend verschärfe: „Dies kann nicht mit Steigerungen von Provisionserträgen aus Vermittlungs- und Dienstleistungsgeschäften abgefangen werden. Daraus erfolgt automatisch, dass die Erträge der Banken in der Zukunft deutlich sinken werden.“ Es sei zu erwarten, dass auf absehbare Zeit die Zinsen niedrig bleiben werden, so Riedmaier weiter. „Als Optionen verbleiben nur das Drehen an der Kostenschraube, eine Erhöhung der Preise, die Ausweitung des Dienstleistungsgeschäftes sowie Innovationen.“

Daneben seien Investitionen, vor allem in Beratung und neueste Technik, notwendig. Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte investiere gerade erhebliche Summen in das Thema „Einzigartige Beratungsqualität“ und Digitalisierung.

Kosteneinsparungen würden in den nächsten Jahren zur Daueraufgabe der regionalen Banken, „nicht aus Selbstzweck, sondern als Überlebensfrage“. Das Einsparpotenzial bei den Sachkosten sei begrenzt, da in der Vergangenheit an dieser Stelle schon sehr viel getan worden sei. „Große Kosteneffekte lassen sich somit hauptsächlich nur noch über Strukturveränderungen erzielen.“ Das werde die Herausforderung der nächsten Jahre sein. Das heiße, darüber nachzudenken, wie man künftig seine stationären Geschäfte machen wird. „Konkret: weniger Personal, andere Filialen, schlankere Prozesse und vermehrte Digitalisierung.“