Was
Ofenrohre versilbert

24.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Was war das für eine Sensation vor zwei Wochen! Kein anderes Thema beschäftigte die Eichstätter mehr an ihren Stammtischen, in den Cafés, an den Straßenecken. Immer mit derselben Frage: Was haben sie bloß mit unserem schönen Dom gemacht? Zugegeben, man muss sich ja schon dreimal die Augen rubbeln, um sich an diesen „Monster“-Turm zu gewöhnen (ja, das ist fast so ähnlich wie die „Monster“-Trasse, die es dereinst quer durch unser Land geben soll).

Hat sich das Domkapitel etwa Anleihen in Dubai genommen? Da steht seit zehn Jahren ein 440-Meter-Hochhaus („Burj“), das ziemlich ähnlich aussieht wie der große Osterleuchter. Oder ist es etwa, wie mir mein Ur-Ur-Ur-Neffe Lenzi aus dem Facebook gesteckt hat, gar eine versehentlich montierte Abschussrampe für eine neue Langstreckenrakete? Aber mit etwas Heidnischem wollen wir uns nicht herumschlagen.

Ich gebe es ja gerne zu. Ich habe einen Teil meiner Ofenrohre, mit denen wir 1796 die Burg vor einem Ansturm der Franzosen errettet haben, zur Verfügung gestellt. Sie müssen wissen: Der Unterhalt historischer Gebäude ist inzwischen ziemlich teuer geworden. Und, wie erst unlängst in hiesiger Zeitung zu lesen war, wird der Untergrund meiner Burg gerade saniert. Da tut ein bisschen Zuschuss recht gut.

Dabei wollte ich sie gar nicht dem Dom zur Verfügung stellen. Naheliegenderweise hätten sie ins Stadtmuseum gehört. Aber von dort wurde mir beschieden, dass die Inventarisierung jetzt gerade abgeschlossen sei und man erstens keinerlei Kapazitäten mehr hätte und zweitens die Stadt sowieso keinen Cent mehr übrig hätte, seit die Schuttberge anderswo herauskommen.

Bei einem abendlichen Schafkopfabend mit ein paar Herren des Domkapitels war der Deal dann perfekt: Meine Ofenrohre werden ordentlich versilbert – im wahrsten Sinn des Wortes. Und die geschichtsträchtigen Rohre bekommen eine wirklich verdiente Verwendung: als Kerzenständer im Eichstätter Dom.

Und ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Wenn Sie ganz genau hinschauen, entdecken Sie an der einen oder anderen Stelle noch Spuren von historischem Ruß. Vielleicht sind aber auch Reste des Auspuffs des bischöflichen Motorrads dabei? Denn man munkelt, dass unser Benediktiner-Hirte etwas dagegen hatte, dass ausschließlich teures, historisches Material zur Verwendung kam.

Pfüat Gott,

Ihr Schlossleutnant

Lorenz Krach