Abu Dhabi
Ölpreis stürzt auf unter 31 Dollar

Nigeria verlangt Sondertreffen des Förderkartells Opec BP streicht mindestens 4000 Stellen

12.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Abu Dhabi/London (AFP) Nigerias Ölminister Emmanuel Ibe Kachikwu fordert wegen des dramatischen Ölpreisverfalls ein Sondertreffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec). Die Vereinigung solle Anfang März zusammenkommen, sagte Kachikwu gestern in Abu Dhabi. Allerdings habe er dies noch nicht mit seinen Kollegen verabredet. Der Ölpreis hat ein Zwölfjahrestief erreicht.

"Wir haben gesagt, wenn der Preis die 35-Dollar-Marke erreicht, dann werden wir über ein Sondertreffen sprechen", sagte Kachikwu, der bis zum Jahreswechsel auch Opec-Präsident war, auf einer Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gestern wurden in Asien sowohl die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) als auch die Nordseesorte Brent zeitweise für weniger als 31 Dollar pro Barrel (159 Liter) gehandelt. So billig war WTI zuletzt im Dezember 2003 und Brent im April 2004.

Der Ölpreis fällt bereits seit Mitte 2014; allein in der vergangenen Woche rutschte er um zehn Prozent ab. Hintergrund ist ein Überangebot am Markt, gepaart mit einer verhaltenen Nachfrage. Hinzu kommen derzeit Sorgen um die Konjunktur in China, dem größten Ölverbraucher der Welt. In diesem Jahr könnte die Rückkehr des in einem Dauerkonflikt mit Saudi-Arabien liegenden Iran auf die Ölmärkte der Welt die Preise weiter drücken. Bei ihrem Treffen Anfang Dezember entschied die Opec trotzdem, ihre Fördermenge nicht zu drosseln.

Kachikwu räumte am Dienstag deutliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den 13 Mitgliedern der Organisation ein. "Eine Gruppe glaubt, dass etwas unternommen werden muss", sagte er. "Die andere Gruppe meint, selbst wenn wir etwas tun, repräsentieren wir nur 30 bis 35 Prozent der Ölproduzenten." Solange die anderen 65 Prozent "nicht mit am Tisch sitzen, lässt sich keine große Veränderung erreichen", gab Kachikwu zu bedenken.

Innerhalb der Opec verweigern bislang die Ölexporteure am Golf, angeführt von Saudi-Arabien, eine Drosselung der Produktion. Sie wollen so sicherstellen, dass ihre Marktanteile erhalten bleiben. Die Ölproduktion wollen sie nur reduzieren, wenn die Konkurrenz außerhalb der Opec mitzieht.

Mit der aktuellen Politik der Opec gehen schwere finanzielle Einbußen für die Mitgliedstaaten einher. So sind etwa die Staatshaushalte von Algerien, Venezuela und Nigeria stark von den Öleinnahmen abhängig. Auch Saudi-Arabien musste kürzlich Sparmaßnahmen einleiten, nachdem es 2015 zum zweiten Mal in Folge ein Haushaltsdefizit verbucht hatte.

Als Reaktion auf den drastischen Ölpreisverfall will der Ölkonzern BP in den kommenden zwei Jahren weltweit mindestens 4000 Stellen streichen. Bis Ende 2017 solle die Mitarbeiterzahl in den Bereichen Exploration und Produktion von derzeit 24 000 auf unter 20 000 schrumpfen, teilte das britische Unternehmen gestern in London mit. Unter anderem sollten auf Plattformen in der Nordsee 600 Jobs gestrichen werden. Am Sonntag war bekannt geworden, dass BP in Deutschland Berichten zufolge etwa 800 Stellen streichen will.