Dietfurt
Ölbergandacht als Wissenschaft

Gymnasiastin Julia Mayerhöfer hat sich bei ihrer Facharbeit der Dietfurter Tradition gewidmet

21.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:48 Uhr

 

Dietfurt (grb) Die Ölbergandachten, die morgen im Dietfurter Franziskanerkloster beginnen, sind eine Tradition, die aus der Sieben-Täler-Stadt nicht mehr wegzudenken ist. Jetzt hat mit der Gymnasiastin Julia Mayerhöfer erstmals jemand eine Facharbeit über dieses Ereignis geschrieben.

Wie stark verwurzelt die 18-Jährige aus Dietfurt mit der Tradition der Ölbergandachten im Franziskanerkloster ist, zeigt allein die Tatsache, dass sie für ihre Facharbeit in Deutsch das Thema „Die Ölbergandacht in Dietfurt“ gewählt hat. In einem 23 Seiten umfassenden Werk einschließlich Anhang und Literaturverzeichnis gibt die junge Frau nicht nur einen Einblick in das heutige Geschehen bei den Ölbergandachten, sondern geht weit in die Entstehungsgeschichte zurück. Umfangreiche Recherchen waren dazu nötig.

Das Überthema für sie und ihre Mitschüler lautete „Dialekt und Brauchtum in der Jura2000 Region“. Aus diesem Themenkomplex konnte sich jeder einzelne Abiturient ein eigenes Feld aussuchen. Julia Mayerhöfer wählte die Ölbergandachten in Dietfurt, zu denen sie auch persönlich einen starken Bezug hat. In einem Gespräch mit dem DONAUKURIER erzählt sie, dass die Ölbergandacht für sie von Kindheit an zum Kirchenjahr gehört. Das kommt nicht von ungefähr, sie war schließlich achteinhalb Jahre lang Klosterministrantin und erlebte die Ölbergandachten schon als kleines Kind mit – schließlich ist ihr Vater Karl Mayerhöfer seit 33 Jahren der Christussänger. Sie selbst hatte als Kind immer den Wunsch, den Engel singen zu dürfen. Aber leider machen dies in Dietfurt traditionsgemäß nur Buben. Auch in der Pfarrei Dietfurt ist sie sehr aktiv, seit Jahren engagiert sie sich als Gruppenleiterin, ist im Arbeitskreis Jungkolping der Diözese Eichstätt und gehört dem Vokalensemble von Elke Meiser an. Ihre Hobbys sind Singen und Volleyballspielen.

Ihre Arbeit basiert auf der Grundlage der regionalen und überregionalen Bedeutung damals und heute. So beschäftigt sich der Text damit, wie die Ölbergandacht organisiert und aufgebaut ist, welchen biblischen Hintergrund sie hat und wie sie entstanden ist. Auch einen Vergleich der Dietfurter Andacht mit denen der Umgebung hat sie erstellt, etwa mit der Berchinger und dem Passionsspiel in Altmühlmünster.

Die Ölbergandacht bezieht sich, wie auch andere Teile der christlichen Liturgie, auf die Bibel. In ihr wird das Leiden Jesu auf dem Ölberg erzählt. Wenn man die Evangelien mit der Geschichte der Dietfurter Ölbergandacht vergleicht, fällt auf, dass diese eine Ableitung der drei Überlieferungen nach Matthäus, Markus und Lukas darstellt.

Im Abschnitt Entstehungsgeschichte hat Mayerhöfer dokumentiert, dass die Uraufführung des Ölbergspiels und der -dacht erstmals 1680 in der Klosterchronik erwähnt ist. Doch bereits 1486 gab es in der Stadtpfarrkirche eine Ölbergandacht in ähnlicher liturgischer Form, man nannte sie Angstandacht. 1820, während der Säkularisation, stand die Tradition in Dietfurt beinahe vor dem Aus, doch der Klosterbetrieb konnte unter König Ludwig I. schon 1827 mit den Ölbergandachten wieder aufgenommen werden. Von 1942 bis 1950 wurde die Andacht von Donnerstag auf Sonntag verlegt, die Menschen mussten damals unter anderem während des Zweiten Weltkrieges Arbeitsdienste verrichten.

Dass die Ölbergandacht und vor allem das Spiel nichts von ihrer Ursprünglichkeit verloren haben, beweist ein Vergleich der Ölbergbüchlein von 1897 und 2011. Die Texte des Engel- und Christusgesanges haben sich nur unwesentlich verändert.

Die Requisiten der Ölbergandacht haben einen großen Anteil am dramatischen Geschehen, es gibt mit dem Engel nur einen Darsteller, die hölzerne Jesusfigur ist sehr einfach gehalten. Der vor 13 Jahren gestorbene Franziskanerbruder Carpophorus, der über 40 Jahre die Andachten geleitet hatte, sagte einmal; „Christus ist so einmalig und großartig, dass kein Mensch ihn nachahmen kann.“

Die musikalische Leitung liegt seit 43 Jahren in Händen von Max Bauer nicht nur für den Männerchor, sondern er bildet auch die Engelsänger aus. Die Arbeitsgruppe Ölberg kümmert sich um den technischen Ablauf hinter der Bühne, Anton Bachhuber ist für die Gesamtorganisation und das Marketing zuständig. Er kümmert sich auch darum, herausragende Prediger zu gewinnen. Mayerhöfer hat er außerdem einen Großteil seiner Bilder zur Illustration ihrer Arbeit zur Verfügung gestellt. Abschließend schreibt die Gymnasiastin, dass die Ölbergandacht bei vielen Menschen auch heute noch einen großen Stellenwert besitzt.