Ingolstadt
Ökoprojekt mit internationaler Beteiligung

29.12.2009 | Stand 03.12.2020, 4:22 Uhr

Er hat den Durchblick: Hubert Stockmeier, Chef der Stadtwerke-Tochter Netze, zeigt die Musterleitungen des Wärmeverbundes. Die Rohre stehen in Originalgröße auf dem Parkplatz des Unternehmens. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Ein wahrhaft internationales Projekt: Für den großen neuen Wärmeverbund zwischen der Raffinerie Petroplus, den Stadtwerken und Audi läuft noch während des Jahreswechsels die europaweite Ausschreibung. Der exotischste Lieferant für die Stahlrohre könnte aus China kommen.

Zur Vertragsunterzeichnung vor einigen Monaten war sogar Bayerns Umweltminister Markus Söder angereist – ein Zeichen dafür, dass die Dimensionen dieses Vorhabens auch über Ingolstadt hinaus Aufmerksamkeit erregen. Nachdem die riesigen Mengen an Abwärme aus der Raffinerie all die Jahre nicht genutzt wurden, sollen sie ab 2011 in das erweiterte Versorgungsnetz der Stadtwerke eingespeist werden.

"Gut in der Zeit"

Nach den Berechnungen von Hubert Stockmeier, dem Chef der Tochtergesellschaft Netze GmbH, entspricht die verfügbare Wärmemenge (130 000 Megawattstunden) einem Energieverbrauch von etwa 6500 Einfamilienhäusern. Spatenstich für die neue Leitung soll im März oder April sein. "Wenn wir am 1. April richtig starten, liegen wir noch gut in der Zeit", glaubt der Geschäftsführer, "denn wir werden an vielen Stellen gleichzeitig arbeiten." Die neue Trasse reicht von der Raffinerie Petroplus bis zur Ringlerstraße und ist etwa 5,3 Kilometer lang, zwei Drittel davon verlaufen oberirdisch. Die mit einer Isolierschicht ummantelten Stahlrohre, in denen heißes Wasser fließt, haben einen Außendurchmesser von 70 Zentimetern.

Noch bis zum 4. Januar, sagt Stockmeier, können sich Firmen für die Bauarbeiten und die Lieferung der Rohre bewerben. Die Ausschreibung wurde im EU-Amtsblatt veröffentlicht. "Bis Weihnachten haben sich schon 50 Firmen für die Tiefbauleistungen beworben", so Stockmeier, "eine davon sogar aus Slowenien."

Betriebe, die für diesen Millionenauftrag ernsthaft in Frage kommen, müssen während der Bauzeit ständig 50 bis 60 Arbeiter stellen, die in einem halben Dutzend Baukolonnen zugange sind, damit der Zeitplan eingehalten werden kann. Das zweite große Los der Ausschreibung umfasst die Leitungen. Die Stahlrohre, vermutet der Netze-Chef, werden vermutlich aus China kommen.

Da die Leitungen im Nordviertel zum größten Teil direkt neben dem Bahngleis verlegt werden sollen, können die Rohre von einem Bauzug heruntergehievt und auf Betonfertigteilen befestigt werden. Vor Ort bekommen sie dann erst ihre Ummantelung.

Auftrag nach Italien

Als erster Auftrag sind bereits Lieferung und Montage eines Wärmetauschers auf dem Raffineriegelände vergeben worden. Das Teil kostet immerhin sechs Millionen Euro. "Da gibt’s gar keinen deutschen Hersteller", sagt der Manager der Stadtwerke. Deshalb hat eine italienische Firma den Zuschlag erhalten. Sie war so früh dran, weil für die Installation im März 2011 nur eine Woche Zeit bleibt, in der die Raffinerie heruntergefahren wird. "Das ist der kritischste Teil", prophezeit Stockmeier, da müsse alles perfekt funktionieren. Keine Sorgen macht er sich wegen der Trasse. "Wir haben noch vor Weihnachten den Vertrag mit der Bahn geschlossen."