Ingolstadt
Ökologie als sportliche Aufgabe

Rüdiger Recknagel und seine kleine Truppe sind bei Audi verantwortlich für den Umweltschutz

10.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr

Nicht nur sauber, sondern rein: Umweltbeauftragter Rüdiger Recknagel in der chemisch-physikalischen Anlage, die aus dem Wasser der Lackiererei in einer ersten Stufe Schwermetalle herausholt. Eine weitere Reinigungsstufe ist geplant. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Rüdiger Recknagel (52) dürfte der einzige Audianer sein, der schon einmal ein Tennismatch gegen Boris Becker ausgetragen hat. Aber das ist natürlich nicht der Grund, weshalb er im Frühjahr zum obersten Umweltschützer der Audi AG geworden ist.

"Das ist meine Lebensaufgabe, da blühe ich richtig auf", schwärmt Recknagel von seinem neuen Job bei den Autobauern. "Mein Hobby ist gerade zum Beruf geworden." Ganz korrekt lautet die Position: Umweltbeauftragter für den Standort Ingolstadt und Umweltschutzbeauftragter für die Audi AG innerhalb des Volkswagen-Konzerns. Mit 16 Mitarbeitern leitet er eine "kleine, aber gute Truppe" von Umweltingenieuren, wie er sagt. "Das ist eine tolle Abteilung mit sehr qualifizierten Mitarbeitern, die leben für den Umweltschutz."

Rüdiger Recknagel stammt aus Karlsruhe. Nach dem Studium der Verfahrenstechnik an der dortigen Universität promovierte er am Institut für chemische Verfahrenstechnik auf dem Gebiet der heterogenen Katalyse für ein petrochemisches Verfahren. Für den Laien einfacher zu verstehen als das Promotionsthema ist die sportliche Leidenschaft, die den jungen Mann bewegte und den Herrn im mittleren Alter noch immer bewegt. Recknagel war in jungen Jahren Pfalzmeister im Tennis und spielte in der Regionalliga im Doppel gegen Boris Becker, unterlag allerdings gegen den späteren Wimbledonsieger. "Das ist ein toller Sport", findet er nach wie vor. Heute ist der Audi-Manager noch beim Ruderclub aktiv.

Seine Audi-Karriere startete Recknagel 1994 als technischer Sachbearbeiter in der Ingolstädter Lackiererei. Seitdem wohnt er auch in Ingolstadt, genauer gesagt in Etting. "Ich bin fest verwurzelt und integriert in der Region, ich fühle mich sehr wohl." Dem verheirateten Vater dreier Töchter reicht nach eigenen Worten genau eine Ladung seines A3 e-tron, um eine Woche ins Werk und am Abend heim nach Etting zu fahren. Mit dem Radl sei es für Anzugträger "manchmal schwierig", erklärt der Umweltexperte, warum er nur in der Freizeit auf zwei Rädern unterwegs ist.

1998 war Recknagel für den Anlauf der ersten Wasserlackstraße verantwortlich, danach leitete er den Bereich Korrosionsschutz in der TE und war Projektleiter für den Bau des neuen Korrosionsschutzzentrums in Neustadt an der Donau. Bevor er in seine jetzige Position kam, hatte er seit 2011 die Verantwortung für die Lackiererei A4/A5/Q5 im Audi-Stammwerk in Ingolstadt.

Dass die Autobauer im September eine neue Lackiererei in Betrieb nehmen, dafür habe er "fünf Jahre gekämpft", nimmt Recknagel für sich in Anspruch. "Das ist mein Baby." Die Anlage, die mit einem Umluftkreislauf arbeitet, werde zu den "saubersten der Welt" gehören. Sie werde entscheidend weniger Energie verbrauchen als die bestehende, auch deutlich weniger organische Lösemittel und Wasser. Bisher kann das Wasser aus der Lackiererei in einer chemisch-physikalischen Anlage gereinigt werden. Geplant ist eine weitere Reinigungsstufe, nach der das Wasser wieder "an das Produkt gebracht" wird, also in der Produktion verwendet werden kann.

Das Team um Recknagel ist bei Audi der Ansprechpartner der Behörden in Sachen Immissionsschutz, Wasser und Abfall. Allein die Genehmigung der neuen Lackierei habe "eine solche Ordnerreihe" erfordert, sagt Recknagel und breitet weit seine Arme aus. Nicht geringer ist der Aufwand für IN-Campus, das von Audi übernommene frühere Raffineriegelände. Im Herbst soll die Sanierung des belasteten Areals beginnen. In Gesprächen mit den Umweltverbänden soll vereinbart werden, wie man mit der Nähe des Naturschutzgebietes umgeht. "Ich bin daran interessiert, dass das gut läuft", versichert der Audi-Beauftragte, "wir wollen dort ja keinen Golfrasen anlegen, sondern einen fließenden Übergang."

Als Geschäftsführer der Audi-Umweltstiftung will Recknagel der Gesellschaft "fernab des Automobils etwas zurückgeben". Hier wie dort sei es das Ziel, "den ökologischen Fußabdruck zu verringern", so fasst er seine Aufgaben zusammen. "Daran werden wir arbeiten."