Öffnung mit Hindernissen

Wohnmobilisten und Camper sind glücklich über die Urlaubsmöglichkeiten - Verwirrende Vorgaben

01.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:12 Uhr
Hermann Redl
Glücklich, wieder im Freien campieren zu können, sind die Urlauber aus Biberach (links unten) und aus Tauberbischofsheim (rechts unten). Sie verbringen eine Woche am bestens gefüllten Wohnmobilstell- und Campingplatz an der Aumühle in Eichstätt. −Foto: Mayer/Redl

Eichstätt/Dollnstein/Mörnsheim - Es war ein Start unter erschwerten Bedingungen, und Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturpark Altmühltal, bringt es auf den Punkt: "Zugemacht ist schnell, beim Aufmachen wird es komplizierter." Seit Samstag dürfen die Campingplätze und Wohnmobilstellplätze wieder offiziell öffnen. Doch nur unter strengen Regeln, die allerdings bis zuletzt noch nicht einheitlich festgezurrt waren.

 

Kein leichtes Unterfangen also für Betreiber von Campingplätzen oder anderen touristischen Einrichtungen. Vor allem auch, weil die letztliche Entscheidung, ob und wie sanitäre Anlagen nun geöffnet werden dürfen oder geschlossen bleiben müssen, die Gesundheitsämter vor Ort und somit die Landkreise entscheiden. Bei einem Gebilde wie dem Naturpark Altmühltal, zu dem mehrere Landkreise gehören, ein verwirrende Angelegenheit.

 

Beispiel Bootstourismus: Der ist seit Wochen auf der Altmühl bereits wieder erlaubt - zur Freude der Bootsverleiher, die auch von reger Nachfrage berichten. Doch was tun, wenn einem während der Paddeltour die Blase drückt oder ein Geschäft zu schaffen macht? "Da sollte genau geplant werden, an welcher Ausstiegsmöglichkeit eine öffentliche Toilette zur Verfügung steht", gibt Christoph Würflein den Rat. Der Geschäftsführer, der ansonsten gewohnt ist, auf klare Fragen klare Auskünfte zu geben, ist selbst verunsichert und versucht, wenigstens im Landkreis Eichstätt in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt eine einigermaßen klare, für alle geltende Linie vorzulegen.

 

So hat der Landkreis Eichstätt seine Boots-Rastplätze, an denen in der Regel mit Zelt übernachtet werden kann, kurzerhand geschlossen. "Wir können die Hygienevorgaben einfach nicht einhalten", sagt Würflein. Alle Dixi-WCs, die in unterschiedlichen Abständen entlang der Altmühl aufgestellt waren, sind entfernt. Es fehlt dort Frischwasser. Lediglich ein Sanitärcontainer in Gungolding blieb erhalten. Und der werde in regelmäßigen Abständen gereinigt und desinfiziert, wie Würflein versichert. Die Arbeit erledigt eine Fremdfirma.

 

Für Boot- und Radfahrer bleiben entlang der Strecke somit nur die öffentlichen Toiletten oder die auf gewerblich betrieben Campingplätze. Dort allerdings muss gewährleistet sein, dass diese Einrichtungen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden, Duschen ist nur dann möglich, wenn Einzelkabinen zur Verfügung stehen und diese nach jeder Benutzung gesäubert werden.

 

Eine Mammutaufgabe für die Campingplatzbetreiber. Ein Großteil verzichtet deshalb auf diese Kunden und beschränkt sich bei der Öffnung des Angebots auf Wohnmobile und Wohnwagen. Denn diese verfügen in der Regel über eigene Sanitäreinrichtungen, sprich, sie haben WC und Dusche an Bord.

 

Wenig zufrieden mit dem ersten Wochenende zeigt sich deshalb Christian Hartl, Campingplatzbesitzer in Dollnstein, bei dem etwa der halbe Platz von Samstag bis Montag gefüllt war. Normalerweise ist es an Pfingsten brechend voll. "Es ist sehr bescheiden angelaufen," sagt Hartl. Die Camper, die da sind, nehmen in Kauf, dass sie autark stehen und das Wasser zum Wohnwagen schleppen müssen. Bei Hartl ist der Sanitärbereich komplett abgeriegelt. Auch die Campingfässer bleiben zu.

 

Trotz der Einschränkungen sehen es Ramona Köpf und Ramona Zeidlmeier aus Augsburg, die beide mit Sack und Pack in Dollnstein Urlaub machen, entspannt. "Schön, dass wir zum Camping endlich wieder raus dürfen", meinen sie. "Dann schmuddeln wir halt dahin", nehmen sie die Einschränkung, keine Duschen benutzen zu dürfen, in Kauf. Auch den Kindern gefällt's. Sie freuen sich aufs Fossiliensammeln in Mühlheim.

Brechend voll dagegen ist der Zelt- und Wohnmobilstellplatz an der Hammermühle bei Altendorf. "Die Nachfrage ist extrem groß," so Pächter Bernd Fischer. "Zunächst war unklar, ob wir Zelte reinlassen dürfen oder nicht", so Fischer, der nach den unklaren Vorgaben extra im Ministerium angerufen und die Auskunft erhalten hat, dass die Annahme von Zelten im Ermessen des Betreibers liege. Fischer hat die Abstände zwischen den Zelten kontrolliert, und auch Mörnsheim Bürgermeister Richard Mittl war vor Ort, um sich zu informieren. "Dies ist der Vorteil bei uns, da alles in einer Hand liegt", so Fischer, der hinzufügt, dass die Toiletten auch den Wanderern, Radfahrern und Bootsfahrern zur Verfugung stehen. Eine regelmäßige und gründliche Reinigung sei obligatorisch. Aus Heidenheim ist Heinz Keck zum großen Familientreffen an die Hammermühle gekommen. Dorthin sind auch die Kinder aus München, Hannover und Frankfurt gereist. "Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen, und deshalb ist das jetzt natürlich ein großes Hallo." Mit Familien, Freunden und Kollegen ist Andreas Winkler aus Abenberg an die Hammermühle gekommen. "Wir sind froh, dass wir uns endlich wieder frei bewegen dürfen".

Auch der Wohnmobilstell- und Zeltplatz in Eichstätt an der Aumühle ist gut gefüllt. Betreiber Karl Daum sieht bei den Wohnmobilen mit ihrem eigenen WC/Duschbereich keine Probleme. Allerdings bei den Campern, die mit dem Boot oder dem Fahrrad unterwegs sind und in der Stadt einen Zwischenstopp einlegen. Letztlich hat er sich dazu entschlossen, die Toiletten täglich eine Stunde am Morgen und eine am Abend zu öffnen. In dieser Zeit ist auch immer eine Reinigungskraft anwesend, die nach jedem Toilettenbesuch die Kabine reinigt. Die Duschen bleiben zu. Einer Gruppe von Campern, die sich angemeldet haben und eine Woche in Eichstätt verbringen wollen, stellt Daum die Schlüssel für eine Toilette zur Verfügung. "Die werden von ihnen in Eigenverantwortung dann benutzt."

Was für Michael und Petra Thierauf auch kein Problem darstellt. Die beiden sind mit zwei weiteren befreundeten Ehepaaren aus der Gegend von Biberach angereist. Sie kennen das Altmühltal schon von mehreren Besuchen. "Wir waren schon öfter am Platz in Gungolding; der aber ist ja jetzt geschlossen", sagt Michael Thierauf. Ihre Zelte (für jedes Paar eines) haben sie bereits aufgebaut, ein kleiner Gemeinschaftspavillon kommt noch dazu. Auf ihrem Programm für diese Woche steht vor allem Kanufahren. Sie haben ihre eigenen Boote dabei und werden immer wieder Ausflüge auf der Altmühl unternehmen. "Einfach entschleunigen, sich treiben lassen" ist laut Adrian Jenke, einem weiteren Gruppenmitglied, das Ziel. Sie alle haben sich auf diese Woche "riesig gefreut: Endlich wieder raus." Und: "Wer weiß, was im Sommer ist. Ob wir da wieder raus dürfen, gilt abzuwarten," so Thierauf. "Schön, dass wir wieder dürfen", freut sich auch Heidi Stumpf. Sie ist mit ihrem Partner Rainer Hilpert im Wohnmobil unterwegs. Die beiden wollen ein paar Tage in Eichstätt verbringen und haben sich gerade informiert, was sie alles unternehmen können: Radfahren, Bootwandern, Wandern - "da ist wirklich viel geboten", sagt Rainer Hilpert. Das Paar war, nachdem das ursprünglich Urlaubsziel Rügen angesichts der Corona-Pandemie nicht mehr in Frage gekommen war, vergangene Woche bereits mit ihrem Wohnmobil aufgebrochen und wollte die Donau-Auen bei Regensburg erkunden. Doch dann mussten sie feststellen, dass noch alle Campingplätze geschlossen waren und auch eine Übernachtung auf einem Parkplatz nicht erlaubt war. "Obwohl wir doch völlig autark sind, weil wir Toilette und Dusche in unserem Gefährt haben", sagt Heidi Stumpf. Also ging es wieder nach Hause in die Gegend um Tauberbischofsheim. Jetzt der erneute Anlauf mit Ziel Eichstätt. Sie freuen sich auf ihren Urlaub mit ihrem Wohnmobil im Altmühltal. "Endlich können wir wieder reisen", so Hilpert.

EK

Hermann Redl