Hilpoltstein
Oberstufe im Ausnahmezustand

Der aktuelle Abiturjahrgang hat zwei Jahre Einschränkungen wegen Corona hinter sich

26.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:59 Uhr
  −Foto: Münch, Bader

Hilpoltstein - Homeschooling, Distanz- und Wechselunterricht, Testpflicht, Quarantäne: Die 60 Abiturientinnen und Abiturienten des Hilpoltsteiner Gymnasiums haben alles mitgemacht, was die Corona-Pandemie an Problemen bereitet hat.

Ab diesem Mittwoch wird sich zeigen, welche Folgen das hat. Dann beginnen die Prüfungen. Zunächst in Deutsch.

"Der jetzige Jahrgang hat die volle Breitseite abgekriegt", sagt Schulleiterin Sigrid Fehn. Trotzdem hätte er unter widrigen Umständen einen "guten Job gemacht", egal ob im Distanzunterricht oder im Klassenzimmer. Der Jahrgang sei gut vorbereitet. "Wir sind guter Dinge", sagt Fehn, die trotzdem eine gewisse Nervosität nicht verhehlen kann. Schließlich ist es auch ihr erstes Abitur als Hilpoltsteiner Schulleiterin. "Ob es das letzte Corona-Abi ist, weiß ich nicht. "

Im Homeschooling entstehen einfach Lücken

Schülersprecher Jan Möller lobt das Gymnasium Hilpoltstein ausdrücklich: "Wir sind von den Lehrern gut eingestimmt worden. Das hat die Schule wirklich gut gemacht. Ich fühle mich gut vorbereitet, aber im Homeschooling entstehen einfach Lücken. " Und der Abi-Jahrgang hat alle Lockdowns mitgemacht. Vor allem der lange von November 2020 bis April 2021 sei schwierig gewesen. "Da waren wir nicht in der Schule. Das Problem ist, dass uns das zweite Halbjahr der 11. Klasse durch die Lappen gegangen ist", sagt Jan Möller.

Dass man da die Wahl hatte, ob man nur die mündlichen Noten anrechnen lässt oder eine Klausur dazuzählt, habe zwar bei allen den Schnitt verbessert, mancher Stoff hat trotzdem gefehlt. Die Schule habe zum Glück viel angeboten, Nachhilfe in den Sommerferien organisiert, die Lehrer haben nachmittags Kurse angeboten, in denen viel wiederholt wurde. Ob es reicht?

Am frühen Mittwochmorgen steigt auf jeden Fall die Spannung im Patersholzer Weg 19. Bereits um 5 Uhr werden die versiegelten Umschläge mit den Abi-Aufgaben im Beisein der Lehrkräfte geöffnet. Dann gibt es erste Antworten auf die spannende Frage: Ist etwas für unsere Schüler dabei? "Wir fiebern alle mit", sagt Sigrid Fehn. Sind die Aufgaben zu schwer oder gibt es wieder ein Rekord-Abi wie im Vorjahr, als der Notenschnitt in Bayern bei 2,14 lag?

Sicher ist bislang, dass es maximal 30 Minuten mehr Zeit zur Bearbeitung der Prüfungsaufgaben geben wird, zehn Minuten pro Stunde. Ein großer Vorteil, findet Schülersprecher Jan Möller. "Da geht man entspannter in die Prüfungen. " Es wird weder eine Test- noch eine Maskenpflicht geben. Sie war eigentlich der Grund für den Zeitzuschlag gewesen. Wer sich mit einer Maske schützen will, darf das natürlich gerne tun. Viele haben aber längst früher vorgesorgt, wie Möller erzählt. "Ich hatte die letzten zwei Wochen keine sozialen Kontakte", sagt er. Das habe er von vielen anderen auch gehört. "Man will sich ja nicht anstecken. "

Das Gefühl von Abi-Jahrgangwill sich nicht einstellen

Der Pandemie geschuldet ist auch die Reduzierung des Stoffumfangs. Laut Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sei das frühzeitig erfolgt. Vor Schuljahresbeginn sind in den Lehrplänen Schwerpunkte gesetzt und nicht prüfungsrelevante Themen gekennzeichnet worden.

"Es sind sehr wenige Stoffgebiete, die nicht Teil des Abiturs sind", sagt Schulleiterin Fehn. Schenken können sich die Schülerinnen und Schüler unter anderem die Analyse von Sachtexten, Sinus- und Kosinusfunktionen oder die Problematik der individuellen und kollektiven Geschichtserinnerung an die DDR. Es bleibt aber noch genügend übrig. "Das ist keine mega Erleichterung. Da kommt es auch nicht mehr drauf an", sagt Möller.

"Es wird ein ganz normales bayerisches Abitur stattfinden", sagt Schulleiterin Fehn. Da gehe es vor allem um Grundkompetenzen, das sei Stoff seit der 10. Klasse. An diesem Mittwoch wird man sehen, wie weit Erwartungen und Ergebnisse in Deckung kommen. Los geht es mit Deutsch, am Freitag sind Fremdsprachen, Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften an der Reihe, am 3. Mai steht das von vielen gefürchtete Mathe an. Am 5. Mai folgt Französisch. Bis zum 27. Mai sollen alle mündlichen Prüfungen abgeschlossen sein. Das heißt, die Pfingstferien sind auf alle Fälle frei. "Ein straffer Zeitplan, dafür ist bis zu den Pfingstferien alles rum", findet Möller.

Wenn alles geklappt hat, gibt es am Freitag, 24. Juni, Zeugnisse. Wer bestanden hat, darf getrost das Wochenende über feiern. "Es hat sich aber nicht so angefühlt wie eine Abschlussklasse", bedauert Schülersprecher Möller. Die Abi-Fahrt nach Heidelberg wurde abgesagt, der Spaß zum Unsinnigen Donnerstag stark eingedampft. "In der 11. Klasse ist viel Leben weggefallen", beklagt Möller. "Wir hoffen wir, dass jetzt alles normal abläuft und es einen Abi-Ball gibt. "

HK

Robert Kofer