Neuburg
Oberbayerns Schützen auf Wallfahrt

08.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:47 Uhr

Nicht einmal OB Gmehling als Monstranzträger konnte beim Regenstart die Stimmung von Cheforganisator Karl Mosch (rechts) aufhellen.

Neuburg (r) Schwerbehängte Könige zogen betend durch den dampfenden Gietlhausener Forst. In Neuburg-Nord pilgerten gestern 1000 Schützen zur Wallfahrtskirche Hl.Kreuz in Bergen. 30 oberbayerische Gaue von Bad Tölz über Chiemgau-Prien bis Wasserburg waren gekommen.

Diese Bezirksschützenwallfahrt findet nur alle zwei Jahre statt und gilt als Besonderheit. Gauschützenmeister Karl Mosch holte sie zum ersten Mal in den Gau Pöttmes-Neuburg. Lange Gesichter gab es beim Auftakt in Bittenbrunn, als pünktlich zum Start der Wallfahrt ein Regenschauer niederprasselte. Nachdem Ortspfarrer Norbert Tuppi die Vereine segnend auf den Weg geschickt hatte, lichtete sich über dem Kirschendorf Gietlhausen der Himmel.

Durch Forst und Flur

Der ellenlange Zug der Schützen bewegte sich den Berg hinauf, am Kirchlein vorbei und bog ein in den Gietlhausener Wald. An Getreidefeldern vorbei ging es Richtung Bergen mit der herausragenden Barockkirche, Krypta und romanischem Turm.

Pfarrer und Domkapitular Leodegar Karg hieß die Wallfahrer mit der Baringer Blaskapelle am Ortsrand willkommen. Es dauerte seine Zeit, bis die Fahnenträger, Gauvertreter und anderen Pilger mit der ruhigen Hand die Wallfahrtskirche bis auf den letzten Platz füllten.

So wie die Schützen ihr Ziel ruhig und bestimmt ins Visier nehmen, so sollten auch die Gläubigen ihr Leben im Vertrauen auf Gott zielsicher gestalten, riet Pfarrer Karg den Gottesdienstbesuchern. Der Prediger bewies Kenntnis der Schützenthemen und zog Vergleiche zur derzeit laufenden Weltmeisterschaft in der Olympia-Schießanlage Hochbrück. Die Besten blenden dabei alles Unwichtige aus und konzentrieren sich auf das Wichtige – besser könne man es auch im Glauben nicht machen.

Die oberbayerische Schützenfamilie demonstriert mit ihrer großen Wallfahrt Zusammenhalt und Brauchtum. Darauf wiesen am Ende der Wallfahrt die Festredner hin. Landrat Roland Weigert, der die fünf Kilometer fleißig mitmarschiert war, freute sich über den Zulauf der Schützenjugend: "Die Erlebnisse und sozialen Werte, die unseren jungen Leute in den Vereinen vermittelt bekommen, sind unbezahlbar". Oberbürgermeister Bernhard Gmehling zollte den Organisatoren der Wallfahrt und der Traditionspflege Respekt: "Solche Leistungen bekommen nur die Ehrenamtlichen hin. Ohne sie läuft gar nichts im Sport und in unserer bayerischen Kulturpflege".

Danke "nach oben"

Das sieht auch Bezirksschützenmeister Eberhard Schuhmann so. Neben Sport und Jugendarbeit gründen die Schützenvereine auf ihrer Verankerung im Brauchtum und im christlichen Glauben. Schuhmann: "Wir bringen unsere persönlichen Bitten in die Wallfahrt ein und dürfen ruhig öfters ‚Danke’ zum Herrgott sagen". Er verwahrte sich gegen Verschärfung der Waffengesetze, weil die Schützen zuverlässig seien.

Mit Gauschützenchef Karl Mosch zündete er die gestifteten Wallfahrtskerzen an. Nach der Bayernhymne, Totenehrung und dem krachenden Salut der Böllerschützen von Alt-Baring kehrten die Gäste aus dem Oberland in eine der Baringer Wirtschaften ein, bevor es wieder nach Hause ging.