Schrobenhausen
Obdachlose Karnevalisten

Schromlachia sucht nach Aus für die Stadthalle nach einem neuen Veranstaltungsort

12.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:37 Uhr
Ohne Stadthalle kein Obdach mehr: In den vergangenen Jahren hatte die Schrobenhausener Faschingsgesellschaft Schromlachia die Stadthalle - wie heuer beim Kinderball - stets schmuck herausgeputzt. Doch nun hat die Stadt die Halle dichtgemacht. −Foto: Endres; Spindler

Schrobenhausen (SZ) "Mit den Veranstaltungen leben wir unter der Brücke", sagt Johanna Ruf, Präsidentin der Faschingsgesellschaft Schromlachia. Die Schrobenhausener Karnevalisten sind auf der Suche nach einer neuen Halle für ihre Veranstaltungen. Andernfalls könnte das Aus der Schromlachia drohen.

"Das war schon ein Schlag vor den Bug", meint Johanna Ruf, wenn sie auf die Entscheidung des Schrobenhausener Bauausschusses aus der vorigen Woche zurückblickt. Die Kommunalpolitiker hatten beschlossen, die marode Stadthalle niemandem mehr für Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen (wir berichteten). Dass es möglicherweise irgendwann mal so kommen werde, hatten die Präsidialen der Schromlachia in den vergangenen Jahren schon immer befürchtet. Wie Ruf weiter sagt, habe die Schromlachia in den vergangenen drei bis vier Jahren auch stets darum gebangt, ob sie denn wieder eine Sondergenehmigung für ihre vier Veranstaltungen in der Halle bekommen. Doch bislang sei es immer gut gegangen.

Nun wird es ernst für die Schromlachia und die Faschingsanhänger. Die Stadthalle ist bis auf Weiteres geschlossen. Und damit geht es für die Schromlachia auch ums nackte Überleben. Denn der organisierte Frohsinn ist auch ein Geschäft, das wirtschaftlich zu laufen hat. Mit den Auftritten der Garden in der Faschingssaison komme die Schromlachia nicht weit. Die Erlöse reichten nicht, um den Bus für die Auftrittstouren zu zahlen. Die Schromlachia benötige für das wirtschaftliche Überleben auf jeden Fall die gut besuchten Feten wie die 90er-Party und die Ladys Night an Weiberfasching. Für genau die brauche die Schromlachia auch die Stadthalle.

Wirtschaftlich habe die Schromlachia schon noch ein Polster, so Ruf weiter. Doch nach einer Saison ohne Partys gehe die Kasse schon auf Reserve. Und das wolle das neue Präsidium um Johanna Ruf vermeiden. Zumal auch in diesem Jahr eine weitere gute Einnahmequelle für die Schromlachia versiegt: das dreitägige Schrannenfest, das vom Verkehrsverein abgesagt wurde - als Alternative gibt es am Samstag, 22. Juni, ein Statt-Fest. Ruf blickt auf ihre Schromlachia: "Ich weiß nicht, wie der Verein weiter existieren soll."

Nun sucht die Schromlachia dringend nach einer Alternative zur Stadthalle. Für den Inthronisationsball hat die Faschingsgesellschaft bereits Unterkunft in der Alten Schweißerei der Firma Bauer gefunden. Fraglich ist für Ruf, ob die Schromlachia auch mit ihren anderen Veranstaltungen in die Halle hinein dürfe. Darüber müsste noch gesprochen werden, so Ruf. Der Pfarrsaal sei für die Partys definitiv zu klein, genauso Rufs eigenes Veranstaltungszentrum Excalibur am Sandhof. "Mit einer vernünftigen Lagerhalle wären wir schon glücklich", sagt Ruf, "wir sind flexibel." Genau das hatte die Schromlachia in den vergangenen Jahren in der Stadthalle bereits stets unter Beweis gestellt und die marode Halle herausgeputzt. Sogar eine eigene mobile Heizung hatte die Faschingsgesellschaft extra für diesen Zweck angeschafft.

Am heutigen Samstag hat Ruf das Präsidium der Schromlachia zu einer Tagung zusammengerufen. Eigentlich sollte bei der Gelegenheit lediglich auf die abgelaufene Saison zurückgeschaut werden. Darüber hinaus wollte die Schromlachia-Führung schauen, was für die nächste Saison zu verbessern sei. Nun sei die Tagesordnung um einen erheblichen Punkt erweitert worden, so Ruf mit Blick auf die Stadthalle. "Wir brauchen eine Lösung", sagt die Präsidentin. "Wir versuchen, in Schrobenhausen zu bleiben", so Ruf auf die bevorstehende Herbergssuche der Schromlachia, "wenn Schrobenhausen nichts zu bieten hat, werden wir außerhalb fremdgehen müssen."

Johanna Ruf möchte genau das tunlichst vermeiden. Darum will sie nach der Präsidiumstagung auf die Stadt Schrobenhausen zugehen und dort das Gespräch suchen. Es sei eben nicht einfach ein Problem, dessen Lösung ausschließlich die Schromlachia zu suchen habe. "Ich hoffe, dass uns die Stadt entgegenkommt und uns einige Türen öffnen kann", sagt Johanna Ruf. Denn derzeit blicke die Faschingsgesellschaft Schromlachia der Obdachlosigkeit entgegen.

Jürgen Spindler