Nur noch das Fußballspielen zählt

Nach "Dummheit" mit Gina-Lisa Lohfink beschränkt sich Jerome Boateng wieder auf das Wesentliche

11.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:24 Uhr

Erlebt gerade sehr ereignisreiche Tage: der 23-jährige Jerome Boateng - Foto: dapd

Danzig (DK) Jerome Boateng hat aktuell nur einen Wunsch: Sich einfach nur auf Fußball konzentrieren zu dürfen, das wär’s doch . . . Es warten schließlich große Aufgaben auf ihn sowie die DFB-Elf, am Mittwoch etwa geht’s gegen die Niederlande. Nun müssten nur noch die Boulevardblätter endlich Ruhe geben . . .

Jetzt war’s also nur ein Glas Wasser, das er mit dem C-Klasse-Model auf dem Zimmer eines Berliner Hotels trank. Beziehungsweise ein Bussi auf die Wange bei der Verabschiedung. Das sagt zumindest jene blonde Dame mit großer Oberweite und wohl nicht ganz so großem Intelligenzquotienten, die in der ganzen Schmierenkomödie die Hauptrolle spielte. Gina-Lisa heißt sie, mit Nachnamen Lohfink. Man muss sie nicht kennen. Aber sie hätte es gerne so. Also muss sie für öffentliches Interesse nach ihr sorgen – koste es, was es wolle. Notfalls auch das Ansehen eines Elitekickers mit dem Adler auf der Brust.

Der Stand jetzt: Schwamm drüber über die Sache. Die Möchtegern-Hübsche hat ihr Ziel erreicht, und Boateng ist rehabilitiert. Zumindest irgendwie. Denn er konnte, so sieht es aus, ja fast nichts dafür. Einmal ganz davon abgesehen: Der gebürtige Berliner hat danach ja auch wieder richtig gut gekickt. Für Deutschland, gegen Portugal. Und dabei im Speziellen gegen Cristiano Ronaldo, den extrovertierten Weltstar der Iberer. Übrigens: Auch der kennt sich mit Models hervorragend aus. Mit einem davon, Irina Shayk, ist er sogar liiert. Siehe immer wieder die Fotos dazu in den Klatschspalten. In denen nun eben in der vergangenen Woche Boateng stand. Für allerdings nur kurze Zeit – hoffen zumindest er sowie Joachim Löw. Und gewiss auch Jeromes Freundin, die mit den zwei einjährigen Zwillingen des Paars zu Hause sitzt.

Also vergessen wir’s. Oder doch nicht? Zumindest fängt Boateng selbst wieder mit dem Thema an: „Es war eine große Dummheit, dass ich noch so spät unterwegs war. Ich habe mich aber dafür beim Team sowie dem Trainer entschuldigt. Sie wissen die Wahrheit und standen stets hinter mir.“

Von Anfang an? Na ja . . . Hatte Löw nicht öffentlich mit Konsequenzen gedroht? Hatte er dem Jerome nicht dessen Stammplatz auf der rechten Seite der Vierer-Abwehrkette wegnehmen wollen – für einen braven Lars Bender, der gewiss nie in die Gefahr gerät, von Gina-Lisa aufs Kreuz (oder sonst wohin) gelegt zu werden? Tat er, zumindest öffentlich. Weil er Autorität zeigen musste.

Aber der Bundestrainer musste halt auch das Match gegen Portugal gewinnen – was mit Boateng wohl deutlich einfacher ging. Also spielte der 23-Jährige. „Eine Bringschuld“ hatte er dabei zu erbringen, wie Löw meinte. Boateng verspürte es „als die bislang größte Drucksituation, die ich sportlich erlebt habe“. Und er ging damit hervorragend um – deutlich besser als mit Gina-Lisa.

„Das war eine Super-Leistung von ihm“, jubelt Teamkollege Lukas Podolski jetzt. Löw ergänzt: „Jerome hat es sehr gut gemacht.“ Und so lieben sie ihn alle wieder, alle klopfen ihm munter auf die Schulter. Nur er selber nicht: „Jeder weiß, was Ronaldo für eine Klasse hat, ganz ausschalten kann man ihn nicht. Aber als Mannschaft insgesamt haben wir das ganz gut hinbekommen“, so Boateng bescheiden. Kein Wort über sich selbst, kein Wort über eine gewisse Genugtuung seinerseits.

Der gebürtige Berliner weiß: Er kickt auf Bewährung. Ein weiteres Fehlverhalten, und er wäre raus. Löw kann in solchen Fällen rigoros sein. Siehe Kevin Kuranyi. Und der war nicht mit Lohfink unterwegs gewesen, sondern war „nur“ vor dem Ende eines Fußballspiels nach Hause gefahren.

„Der Mann, der auszog, Großes zu leisten“, so bezeichnet sich Boateng gerne selbst. Ganz offiziell auf seiner Homepage. Für die Privilegien, die ihm das Leben als Fußballprofi bietet, sei der 23-Jährige einfach nur dankbar. Er wisse das Ganze zu schätzen. Ach ja, und seine Freizeit verbringe er am liebsten in Ruhe. Gerne sogar zu Hause.

Boateng ein Bad Boy? Nein, dieses Image mag er nicht – trotz oftmaligem Ghetto-Style mit Basketballkappe und coolem Blick. Der böse Junge der Familie ist wohl eher der Bruder. Beziehungsweise Halbbruder. Kevin-Prince heißt der, kickt aktuell für den AC Mailand – und ist Nationalspieler Ghanas, nachdem er beim DFB alle Nachwuchsauswahlteams durchlaufen hatte und ihm dann die Perspektive nicht mehr gut genug gewesen war. Dieser Kevin-Prince beendete schließlich auch mit einem brutalen Tritt die Nationalmannschaftskarriere des Michael Ballack. Und aktuell füllt er alle italienischen Klatschspalten – weil er mit einer gewissen Melissa Satta liiert ist, der Ex-Freundin von Ex-Stürmerstar Christian Vieri. Natürlich, auch sie ist Model.

Zurück zu Jerome Boateng. Der ist eben Fußballer. Weiterhin ein richtig guter, und deswegen darf er nun am Mittwoch (20.45 Uhr) gegen die Niederlande kicken. Der 23-Jährige zählt erneut zur Startelf und bekommt es dann wohl mit einem gewissen Ibrahim Afellay zu tun. Nun gut, der Angreifer des FC Barcelona ist nicht ganz so namhaft wie Ronaldo – aber trotzdem gefährlich. Boateng muss also erneut hellwach sein. Beziehungsweise ausgeschlafen. Nach dem Match gegen Portugal gelang ihm das ja wieder nicht – weil er bis spät in die Nacht das NBA-Halbfinale zwischen den Miami Heat und den Boston Celtics im TV anschaute. Nein, Lohfink war diesmal nicht schuld daran. Und sie wird es auch nie wieder sein.