Nürnberg
Nur noch 2,6 Millionen ohne Job

Arbeitslosigkeit auf tiefstem Stand seit 25 Jahren Region Ingolstadt am besten

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Nürnberg/Ingolstadt (DK) Die robuste Konjunktur und die auslaufende Frühjahrsbelebung haben die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf den niedrigsten Juni-Stand seit 25 Jahren sinken lassen. Die Region Ingolstadt weist weiterhin die bundesweit niedrigste Arbeitslosenquote aus.

Insgesamt waren im Juni 2,614 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit - und damit 50 000 weniger als im Mai und 97 000 weniger als vor einem Jahr, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern in Nürnberg mit. Weniger Jobsucher hatte es in einem Juni zuletzt im Jahr 1991 gegeben.

Die Arbeitslosenquote lag damit im Berichtsmonat mit 5,9 Prozent sogar auf dem niedrigsten Niveau seit der deutschen Wiedervereinigung, hob BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise hervor. Im Mai hatte die Quote noch bei 6,0 Prozent gelegen. "Die Beschäftigung hat weiter zugenommen und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiter hoch. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich damit weiter positiv", so Weise.

"Mehr als zufrieden" zeigte sich auch der Leiter der Agentur für Arbeit Ingolstadt, Manfred Jäger, "mit der ersten Halbzeit des Arbeitsmarktjahres 2016". Nach seinen Angaben sank die Zahl der Erwerbslosen im Juni gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres in der Region um 43 auf 5293. Die Arbeitslosenquote lag damit wie im Vormonat bei 1,9 Prozent, aber 0,1 Punkte unter dem Vorjahreswert. Dies bedeute "erneut den besten Wert in der gesamten Republik", sagte Jäger. Noch besser sieht es jedoch weiterhin im Kreis Eichstätt aus: Hier waren im Juni 899 Menschen ohne Beschäftigung gemeldet, die Arbeitslosenquote lag im Berichtsmonat bei 1,2 (Vorjahr: 1,1) Prozent. In Bayern wurden im Juni insgesamt 233 918 Erwerbslose gezählt, die Arbeitslosenquote sank auf 3,2 Prozent, nach 3,4 Prozent im gleichen Monat des Vorjahres.

Die jüngsten Arbeitsmarktdaten zeigen auch nach Ansicht von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), dass der Arbeitsmarkt in Deutschland "ein echter Stabilitätsanker" für Deutschland und in Europa ist. Die Folgen der Fluchtmigration würden wohl erst in den kommenden Monaten stärker sichtbar, stellte sie in einer Mitteilung fest.

Vom britischen Brexit-Votum erwartet BA-Chef Weise vorerst "keine dramatischen Auswirkungen" auf den deutschen Arbeitsmarkt. "Es gibt jetzt keinen Anlass für uns, in den Krisenmodus zu gehen", unterstrich er. Sollte sich der Trennungsprozess jedoch länger als nötig hinziehen, könnten verunsicherte Firmenchefs bereits geplante Investitionen auf die lange Bank schieben. Das würde der Wirtschaft schaden.

Überschaubar bleibt weiterhin die Flüchtlingsarbeitslosigkeit. Den BA-Zahlen zufolge waren im Juni 131 000 "arbeitslose Geflüchtete" registriert. 100 700 davon stammten aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, dem Iran, Eritrea, Nigeria und Somalia. Weitere 170 000 Asylsuchende, die noch auf ihre Asylanerkennung warteten, würden derzeit bei den Arbeitsagenturen betreut, ergänzte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker.

Von den 131 000 im Juni als arbeitslos registrierten Flüchtlinge hat gut jeder Vierte keinen Hauptschulabschluss oder ähnlichen Abschluss, drei von vier keine formale Berufsausbildung. Immerhin 26 Prozent haben einen dem deutschen Abitur vergleichbaren Schulabschluss, neun Prozent eine akademische Ausbildung.

Becker sieht nach entsprechender Förderung dennoch gute Jobchancen für viele Flüchtlinge. Er und Weise verwiesen dabei auf den weiter aufnahmefähigen Arbeitsmarkt. So registrierte die BA im Juni 665 000 offene Stellen - 93 000 mehr als im Vorjahr. Im Mai waren 43,56 Millionen Männer und Frauen in Arbeit; das waren saisonbereinigt 45 000 mehr als im April und 559 000 mehr als im Mai 2015.