Ingolstadt
Nur mit grünen Socken

Während der Play-offs haben Rituale und Aberglaube Hochkonjunktur - auch beim ERC Ingolstadt

26.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:23 Uhr
  −Foto: Traub

Ingolstadt (DK) Play-offs sind die Zeit der Rituale und des Aberglaubens. Derselbe Anzug, dasselbe Hotelzimmer, dasselbe Aufwärmprogramm, das gleiche Essen - gelingt ein Sieg, darf am Ablauf vor dem Spiel nicht mehr gerüttelt werden. Auch die Spieler des ERC Ingolstadt haben ihre Methoden, mit denen sie die Viertelfinalserie gegen die Kölner Haie gewinnen wollen.

Stürmer Tim Wohlgemuth: "Ich habe vor dem allerersten Play-off-Spiel einen kleinen Becher Cola getrunken, dann habe ich ein Tor gemacht. Die nächsten zwei Spiele habe ich keine Cola mehr getrunken. Und ohne Scheiß: Dann hab ich vor dem vierten Spiel wieder Cola getrunken - und wieder ein Tor gemacht! Daraufhin habe ich darüber mit Colton Jobke geredet, und er meinte, ich sollte vielleicht vor dem fünften Spiel wieder Cola trinken. Also habe ich Cola getrunken - und wieder ein Tor gemacht!"

Trainer Doug Shedden: "Ich habe keine Rituale, dafür bin ich ein wenig zu alt. Tim (Co-Trainer Tim Regan, d. Red.) hat tausende davon - dieselbe Krawatte, dieselben Socken, hoffentlich nicht dieselbe Unterwäsche! Früher war ich abergläubischer, heute bin ich es nicht mehr so. Ich mache nur kleine Sachen, ich fahre zum Beispiel immer auf demselben Weg zur Arena und wieder zurück. Als Spieler hatte ich auch einige Rituale mit meinen Schlägern und Schlittschuhen. Aber auch als Trainer habe ich meine Routine. Ich komme an Spieltagen zum Beispiel sehr früh, schon gegen 15 Uhr, hierher, nur um hier zu sein. Dann laufe ich um die Arena, will sichergehen, dass all mein Zeug erledigt und organisiert ist - und denke die ganze Zeit an das Spiel."

Co-Trainer Tim Regan: "Wir ziehen in der Serie immer dieselbe graue Krawatte an. Seit Spiel eins haben wir die an. Doug hat das einmal mitgemacht - dann haben wir prompt verloren. Aber wir bleiben bei der Krawatte. Ich bin schon ein bisschen abergläubisch, ich ziehe immer die gleichfarbigen Socken an. Zurzeit habe ich ein Paar grüne Socken, die haben uns Glück gebracht. Auf jeden Fall trage ich am Freitag wieder farbige Socken!"

Stürmer Pat Cannone: "Ich erneuere nach jedem Warm-up und jedem Drittel das Tape auf meinem Schläger und schreibe meine Initialen drauf. Das muss jedes Mal frisch sein, bevor ich aufs Eis gehe. Außerdem binde ich immer meinen linken Schlittschuh zuerst, immer! Ryan Garbutt ist für die Kabinenmusik verantwortlich, er hat eine Play-off-Playlist zusammengestellt. Aber beim Dehnen höre ich meine eigene Musik, und auch da höre ich immer dieselben Lieder vor jedem Spiel. Gerade höre ich viel von Queen."

Co-Trainer Fabian Dahlem: "Ich versuche so wenig abergläubisch zu sein wie möglich. Aber das heißt nicht, dass es mich nicht ab und zu mal erwischt. Wenn ich merke, das läuft doch, dann würde sich so ein Aberglaube manchmal ganz schnell wieder einschleichen. Aber ich bleibe ganz bewusst weg davon. Als Spieler war ich wesentlich abergläubischer - linker Fuß als Erstes aufs Eis und der ganze Schmarrn. Aber mittlerweile versuche ich das zu vermeiden, weil ich glaube, dass mir das von der Psyche her nicht guttut. Grundsätzlich finde ich Aberglaube nämlich nicht so gut."

Fitnesstrainerin Maritta Becker: "Als Trainerin habe ich noch keine Play-off-Rituale entwickelt, aber als Spielerin hatte ich meine Play-off-Rituale. Ich hatte immer das gleiche Mittagessen und immer dieselbe Aufwärmroutine, und auch beim Anziehen hatte ich meine Routine. Ich habe meine Ausrüstung immer in derselben Reihenfolge angezogen oder den Schläger immer frisch getaped."

Stürmer David Elsner: "Ich fange immer mit dem rechten Schlittschuh an: anziehen, binden und so weiter. Das mache ich aber nicht nur während der Play-offs so. Ich mache grundsätzlich alles mit rechts, wahrscheinlich mache ich deshalb auch immer alles mit dem rechten Fuß oder der rechten Hand zuerst. Das ist alles Kopfsache."

Teambetreuer Igor Hasko: "Auf dem Weg zum ersten Spiel in Köln haben wir unterwegs bei einem Rasthof eine Grillplatte gegessen. Dann haben wir versucht, vor dem zweiten Auswärtsspiel genau denselben Ablaufplan zu machen und das gleiche zu essen - und trotzdem haben wir verloren. Wir ziehen auch jedesmal dasselbe an. Aber jetzt ändern wir das, jetzt essen wir etwas anderes. Am Wichtigsten ist ohnehin das Selbstvertrauen, am Ende entscheidet die Leistung auf dem Eis. Und wenn wir weiterkommen, ist sowieso alles egal, was wir essen oder anziehen. Dann kann ich mich auch nackig machen."
 

 

 

Julia Pickl