Audi Sport
Nur kurz Schnee statt Sand für Audis Dakar-Renner

13.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:44 Uhr
Schneehaufen statt Düne: Den ersten öffentlichen Sprung mit seinem Dienstwagen nach dem überaus erfolgreichen Dakar-Abenteuer wagte Etappensieger Mattias Ekström jetzt beim Ice Race in Zell am See. Im Januar 2023 geht es zurück nach Saudi-Arabien. −Foto: Audi

Ingolstadt - Audi Sport blickt genau einen Monat nach der erfolgreichen Premiere bei der Rallye Dakar schon auf das Wüstenrennen 2023 - und lässt deshalb den elektrisch angetriebenen RS Q e-tron in Kürze in Abu Dhabi starten.

Auf den Tag genau einen Monat nach der historischen Zieldurchfahrt in Dschidda ist das Dakar-Team von Audi in alle Winde zerstreut - und kämpft mit den unterschiedlichsten Elementen. Zur Abwechslung nach den vielen Stunden in den Dünen steuerte Mattias Ekström den elektrisch angetriebenen RS Q e-tron jetzt in Zell am See durch Eis und Schnee. Der Etappensieger hatte nach der überraschend erfolgreichen Dakar-Premiere von Audi (aus dem Stand vier Tagessiege und 14 Podiumsplätze) auch kein Problem damit, seinen Fahrerplatz abzugeben: Er ließ auch US-Motorsportikone Ken Block ein paar lustige Runden beim Ice Race drehen.

In ganz anderen Gefilden steht der Audi-Renner, der bei der Dakar die Startnummer 200 trug: der von Stephane Peterhansel. Der Stromer von "Monsieur Dakar" blieb nach dem ersten Wüstenabenteuer gleich auf der Arabischen Halbinsel, wohin auch die französische Motorsport-Legende bald zurückkehren wird. Anfang März kommt der Audi bei der Abu Dhabi Desert Challenge (4. bis 10. März) zum Einsatz.

Und zwar in derselben Konfiguration wie bei der Dakar. "Abu Dhabi ist auch ein Heißlandrennen", sagt Julius Seebach, der Geschäftsführer von Audi Sport und auch zuständig für die Motorsportaktivitäten im Konzern. Entsprechend gibt es weitere - und bestenfalls - aufschlussreiche Rennkilometer, die in den kommenden Monaten mit einer Prämisse gesammelt werden: Der Maßstab für Einsätze sei ausnahmslos "die beste Vorbereitung für die Dakar", denn die steht ganz oben auf der Prioritätenliste. Wobei Seebach für 2023 wiederholt: "Erklärtes Ziel ist dann der Gesamtsieg!"

Von nachrangigem Interesse ist die neue Rally-Raid-WM, zu der die Dakar und vier weitere Rennen gehören; wie Abu Dhabi. Audi Sport wird sicher mit allen drei Fahrzeugen auf der letzten Rennstation Marokko (6. bis 12. Oktober) antreten - im Vorjahr noch abseits des Renngeschehens der Haupttestort Audis. "Die Strecke ist hervorragend zur Vorbereitung", sagt Seebach. Weil eben: sehr hart zum Material; ein Vierteljahr vor der Dakar 2023 die perfekte Einstimmung.

Noch darf die 2022er-Ausgabe gefeiert werden - die aus Audi-Sicht alle Erwartungen übertraf. "Wir sind respektvoll an das Rennen rangegangen", sagt Seebach, der selbst vor Ort war. "Diese 14 Tage sind Strapazen! Aber wir sind super Glück, dass das komplette Konzept funktioniert." Die Elektromotoren und der aus der DTM stammende Vierzylinder-Motor, der die Hochvoltbatterie lädt, kamen überraschend ohne Aussetzer durch. "Keine Probleme mit der Batterie, Software und dem Antrieb - das ist schon bemerkenswert", sagt Seebach stolz auf die vielen Beteiligten. Und das "beim ersten Mal - und ohne Testrennen". Die größte Überraschung war folglich, dass "die Reife so hoch ist. Es ist das komplexeste Auto, das wir je gebaut haben."

Und das in Rekordzeit von knapp über einem Jahr. Bliebe nun also vergleichsweise viel Zeit, um die Entwicklung voranzutreiben. "Mit Blick auf den Gesamtsieg würden wir ungern Dinge, die funktionieren, grundsätzlich anpacken." Die Tagessiege sprechen durchaus Bände. "Performancetechnisch" sei man "super-happy".

Ein Auge wird das Team auf die Dämpfer haben, die in der ersten Dakar-Woche massiv geschwächelt hatten, aber vom Audi-Team für die glanzvolle zweite Rennwoche (allein drei Etappensiege) in den Griff bekommen wurden. Ein anderes Entwicklungsthema ist das Gewicht. Noch liegt der Audi Renner deutlich über den zwei Tonnen, die als Untergrenze erlaubt wären. "Da wollen wir noch einen Schritt machen, weil der dann eins zu eins auf die Performance geht" - die Audis also dann noch schneller wären...

Dabei ist der Konkurrenz nach dem ersten Aufschlag jetzt schon unwohl. Der Chef von Prodrive, das mit Sebastien Loeb im BRX Hunter (Verbrenner) den Zweitplatzierten stellte, warnte bereits vor einer Audi-Überdominanz. David Richards forderte den Weltverband FIA sogar zum Handeln auf.

Die Ingolstädter blicken entspannt auf die Situation. "Wenn das respektvoll vom Wettbewerb gesehen wird, dann freut uns das natürlich", sagt Seebach. Er spricht von einem "fairen Wettbewerb vor Ort". Darüber hinaus sei es aber nun mal Fakt: "Die E-Mobiliät ist in der Wüste angekommen."

DK

Christian Rehberger