Nur ein Schlagabtausch

Kommentar

23.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:46 Uhr

Für diesen Eklat war das Drehbuch bereits vorher geschrieben worden. Das Treffen der Vertreter des Zentralrates der Muslime und der AfD geriet zu einer durchsichtigen Inszenierung. So wie Zentralratschef Aiman Mazyek nicht ernsthaft erwarten konnte, dass seine Gesprächspartner mit dem Rotstift an ihr Anti-Islam-Programm gehen würden, so durften AfD-Chefin Frauke Petry und ihre Begleiter nicht damit rechnen, dass ihr Gegenüber sich für seine grenzwertigen historischen Vergleiche entschuldigt und diese zurücknimmt.

Beide Seiten haben hier nicht Dialog und Verständigung gesucht, sondern nur den öffentlichen Schlagabtausch. Nachdem die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, deutlich zurückgegangen ist, und sich die Krise entspannt hat, ist der AfD ein für sie und ihren Erfolg zentrales Thema verloren gegangen. Mit ihrer Stimmungsmache gegen den Islam, der Forderung nach Verboten von Minaretten und Kopftuch, will sie nun erneut Ressentiments schüren und damit bei den Wählern punkten. Mit einer sachlichen und vorurteilsfreien Auseinandersetzung mit dem Islam hat dies rein gar nichts zu tun.

Wenn allerdings der Zentralrat der Muslime die Alternative für Deutschland in die Nähe der Nationalsozialisten rückt, geht dies zu weit. Die einsetzende Spaltung der Gesellschaft droht sich weiter zu vertiefen, wenn hier mehr auf Populismus und Konfrontation gesetzt wird als auf Dialog und Verständigung.