Ingolstadt
Nur ein paar Schönheitsfehler

Bürger im Nordostviertel tragen eine ganze Mängelliste vor erzählen aber auch, dass man hier gut wohnen kann

07.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:20 Uhr

Treffpunkt Oberer Taubentalweg: Etwa ein Dutzend Männer und Frauen aus dem Nordosten diktierten den DK-Reportern gestern ihre Anregungen, Kritik, aber auch Lob in die Notizblocks. - Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Die Nordostler meldeten sich fleißig zu Wort, als das DK-Team gestern Nachmittag mit Notizblock und Kamera anrückte. Trotz vieler kritischer Anmerkungen vergaßen die Bürger aber am Schluss nie zu erwähnen: Es lebt sich gut im Nordosten der Stadt.

Selbst Irmgard Mayr, die am Körnerplatz wohnt und eine ganze Liste von Anregungen und Beschwerden vorbrachte, sagte dann doch: "Bei uns ist es schön." Nicht so schön sei allerdings das Verhalten vieler Mitmenschen. Zum Beispiel der Hundehalter im Nordpark. "Im ganzen Park gibt es keine Spender für Kotbeutel." Und wenn keine Beutel da seien, fühle sich auch niemand verpflichtet, auf Sauberkeit zu achten. Josef Wittmann vom Bezirksausschuss Nordost kennt das Problem. "Man braucht immer jemand, der sich darum kümmert und die Spender befüllt."

Irmgard Mayr - "ich gehe jeden Tag joggen und fahre mit dem Fahrrad, ich kenne das Viertel in- und auswendig" - nannte ein Ärgernis, über das sich auch andere Bürger beklagten: zu wenig Abfallbehälter und zu viele Zeitgenossen, die ihren Müll neben die Altglascontainer werfen. Namentlich am Parkplatz des TSV Nord sei dies immer wieder zu beobachten. Vereinspräsident Christian De Lapuente hörte aufmerksam zu und bestätigte, was auch Jürgen Lißner berichtet hatte: Junge Leute, die sich am Wochenende an dem großen Parkplatz aufhalten und Berge von McDonald's-Tüten hinterlassen. "Jeder bringt seinen Unrat zu uns", klagte der Chef des TSV Nord.

Auch am Lidl-Parkplatz Goethestraße gibt es ein Müllproblem. Eine unmittelbare Anwohnerin schimpfte, dass viele Bürger ihr Altglas zu den unmöglichsten Zeiten lautstark in den dortigen Container donnern. "Das scheppert unwahrscheinlich, da erschrickst du, wenn es am Sonntag ruhig ist." Einmal habe sie eine Frau zur Rede gestellt, und die habe danach "ihre ganzen Flaschen in die Grünanlage reingeschmissen".

Andrea Herker hat beobachtet, dass die Schollstraße zur "reinsten Rennstrecke" geworden sei. Und das Stück zwischen dem Bahnübergang und den ersten Häusern in Unterhaunstadt sei am Abend leider "stockfinster und unbeleuchtet". Sie gehe dort viel mit ihrem Hund spazieren.

Michael Hofmann, einem Anwohner der Kleiststraße, gehen die rasenden Smarts auf die Nerven, die im Auftrag eines großen Pizzaservices unterwegs seien. "Die nutzen die Kleiststraße immer als Abkürzung", kritisierte er, "je mehr Pizzas sie ausliefern, desto mehr Kohle machen sie." Auf die Anwohner der Tempo-30-Zone werde dabei keinerlei Rücksicht genommen. "Die geben wirklich Vollgas, dabei leben in der Straße viele Kinder."

Rücksicht auf andere Kinder ist offenbar auch für viele Eltern ein Fremdwort, die ihre eigenen Sprösslinge mit dem Auto möglichst direkt vor der Schule absetzen und am Nachmittag abholen. Christina Hüttinger konnte davon ein Lied singen, da sie in der Nähe der Lessingschule wohnt. "Unsere Kinder wären beinahe schon überfahren worden." Wenn es den Eltern arg pressiert, werde halt auf dem Zebrastreifen geparkt, auf dem Geh- und Radweg sowieso. "Viele Eltern sind leider unbelehrbar", stöhnte Hüttinger. "Da muss man jeden Tag Angst haben, wenn man nah dran wohnt." Ihr Schlusswort fiel jedoch positiv aus. Der Kinderclub im Stadtteiltreff Konradviertel sei eine prima Sache. Und das sportliche Angebot des TSV Nord ebenso, etwas für die ganze Familie. "Mein Mann ist Übungsleiter."