Neuburg
"Nur die Glocken haben ihn noch gehalten"

Tag des offenen Denkmals: Aktion zur Sanierung des Schlossturms stößt auf reges Interesse

09.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:01 Uhr
Blick ins Innere des Glockenturms: Beim Tag des offenen Denkmals informierte sich rund ein Dutzend Interessierte über die Sanierung. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Die Glockenturmsanierung am Neuburger Schlosses hat rund ein Dutzend Teilnehmer bei einer besonderen Aktion interessiert. Zum Tag des offenen Denkmals informierten die Fachleute des Staatlichen Bauamts Ingolstadt über die Maßnahme und deren Hintergründe. Fragen gab es dabei zuhauf.

Schon der Beginn der Sanierung ist unübersehbar gewesen: Erst stand monatelang ein Gerüst im Schlosshof und auf dem Dach des südlichen Gebäudetrakts, dann hob ein Kran die Spitze des Glockenturms herunter. Eine spektakuläre Maßnahme, die sich für die Teilnehmer der gestrigen Aktion als Glücksfall erwies. Denn hoch oben, auf dem Dach des Neuburger Wahrzeichens, wäre die Erklärung der Sanierung beileibe nicht so anschaulich geworden wie auf dem Boden. Ganz zu schweigen davon, dass es auf diese Weise nicht nur viel Holz, sondern auch eine Glocke zum Anfassen gab, die noch aus der Zeit von Kurfürst Ottheinrich stammen.

Ob er es wirklich war, der den kleinen Turm auf dem Schloss errichten ließ, ist laut Thomas Kürzinger vom Bauamt aber noch nicht final geklärt. "Wir gehen derzeit davon aus, dass nicht alle Teile gleich alt sind und dass der Turm schon an anderer Stele im Einsatz war", erklärte der Fachmann, der mit seinem Kollegen Thomas Sendtner die Aktion anbot. Die Forschung läuft seinen Worten zufolge zwar schon, erweist sich aber nicht als einfach. Erkenntnisse, die sich die Experten von der Kugel auf der Turmspitze, genauer gesagt von deren Inhalt, erhofft hatten, blieben aus. "Darin haben wir nichts mehr gefunden", so Kürzinger, der nun auf eine Untersuchung der Holzteile hofft.

Die Maßnahme selbst ist wegen der massiven Schäden an der tragenden Konstruktion nötig gewesen. Diese hatten nicht nur die Standsicherheit des Turmes beeinträchtig, sondern diesen letztlich sogar in Schräglage versetzt. "Nur die Glocken haben ihn noch gehalten", wusste Kürzinger. Würde der Klang nicht durch ein Schlagwerk, sondern durch Schwingen der Glocken erzeugt, hätte seine Behörde schon viel früher eingreifen müssen.

Verursacher der Schäden war neben eindringendem Wasser auch eine fehlende Belüftung der Holzstützene. Diese sind daher nur noch zum Teil zu retten, wie schon jetzt deutlich sichtbar ist. Aktuell sind zwei Stützen bereits saniert, drei noch im Urzustand vorhanden und drei weitere in der Werkstatt in Arbeit. Damit sie in Zukunft deutlich länger halten, greifen die Fachleute auf sanfte Weise ein und korrigieren die Arbeit von damals etwas. Dass dabei auch ein kleiner Teil des gesunden Holzes weg muss, war jedem der Teilnehmer klar. Andernfalls wäre eine stabile Befestigung auf dem Dach nicht möglich.

Wann genau der Turm, dessen Sanierung wohl eine niedrige sechsstellige Summe verschlingt, wieder an seinen Platz kommt, steht noch nicht final fest. Das wird sich erst nach der Restaurierung der beiden Glocken aus dem Jahr 1534 zeigen. "Bis zum Schlossfest im nächsten Jahr", das versprach Kürzinger den Neuburgern, "ist er aber auf jeden Fall wieder oben.

Stefan Janda