Pfaffenhofen
Nur der Kirchturm als Grenze

Pfaffenhofen überlässt der Raiffeisenbank das BayWa-Gelände und der Stadtbaumeister will dort hoch hinaus

07.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Was passiert auf dem BayWa-Gelände? Die Stadt Pfaffenhofen und die Raiffeisenbank als neue Eigentümerin wollen ein ambitioniertes städtebauliches Konzept entwickeln. - Foto: Gegger

Pfaffenhofen (SZ) Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Der neue Eigentümer des BayWa-Geländes an der Münchener Straße in Pfaffenhofen ist die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte.

In Abstimmung mit der Stadt soll auf dem fast 14 000 Quadratmeter großen Gelände eine städtebaulich anspruchsvolle Lösung entwickelt werden, sogar von einem für Pfaffenhofener Verhältnisse hochhausähnlichen "Punktgebäude" ist die Rede.

Warum die Geheimniskrämerei um den neuen Eigentümer - obwohl schon vor einem Monat bekannt geworden war, dass die BayWa ihr Areal gegenüber dem Bahnhof verkauft hat? Die Stadt hatte ein Vorkaufsrecht auf das Gelände und hätte die Raiffeisenbank in letzter Minute noch "ausbremsen" können. In der jüngsten Sitzung verzichteten die Stadträte allerdings erwartungsgemäß auf die Kaufoption und machten somit den Weg für das Geldinstitut frei, sich mit der Bebauung ihres neuen Grundstücks zu beschäftigen. Zeit hat die Bank dafür bis 2019, denn bis dahin wird die BayWa das Gelände weiter nutzen.

Begründet wird der Kauf des BayWa-Geländes mit der derzeitigen Niedrigzinsphase, wegen der sich die regionale Genossenschaftsbank für eine neue Strategie entschieden hat. "Rendite mit und über Leistungen für die Region und ihre Menschen" wurde als neues Ziel ausgegeben. So sollen zum Beispiel Teile eines Anlagevermögens von rund 700 Millionen Euro, das bisher in Bank- und Unternehmensanleihen investiert war, in die Region und in neue regionale Geschäftsfelder gesteckt werden. "Mit dem Kauf des BayWa-Betriebsgeländes investiert die Raiffeisenbank in ein Immobilienprojekt, das in den Bankbestand genommen werden soll, um Mieterträge zu generieren", heißt es in einer Erklärung der Bank. Bislang wird das rund 14 000 Quadratmeter große Gelände von der BayWa selbst genutzt. Noch in diesem Jahr wird sich allerdings die Agrarsparte Richtung Bruckbach verabschieden, für die verbleibenden Bereiche Technik und Energie wird bereits nach Ersatzstandorten gesucht.

2019, so heißt es, werden auf dem Gelände dann die Bagger anrollen und die derzeitigen Gebäudeteile und Befestigungen entfernen - ab 2020 soll dann gebaut werden. Bis dahin will die Raiffeisenbank das Grundstück in enger Abstimmung mit der Stadt und begleitet durch die Experten des Pfaffenhofener Unternehmens Trend-Immobilien in einem Bebauungsplanverfahren entwickeln. Ziel sei letztlich ein qualitätsvolles Bebauungs-, Grünordnungs- und Erschließungskonzept, das standortgerechte Nutzungen wie Hotel, Büros, Dienstleistungen, Einzelhandel und Gastronomie und Wohnen vorsieht. "Wir sind uns sicher, dass wir mit dieser Investition einen wertvollen Beitrag zur Erweiterung der Infrastruktur von Pfaffenhofen leisten werden, mit einem echten Mehrwert für die örtliche Bevölkerung und für unsere Genossenschaftsbank," so die Vorstände Richard Riedmaier, Wolfgang Gebhard und Franz Mirbeth. Und auch bei der Stadt Pfaffenhofen hat man klare Vorstellungen, in welche Richtung sich das Gelände entwickelt könnte.

Inspirationen erhofft man sich durch eine Art Architektenwettbewerb, mit dem die städtebaulichen Möglichkeiten ausgelotet werden sollen. Was man auf alle Fälle nicht will: "Einen Gewerbeeinheitsbrei, zum Beispiel mit einem großen Discounter und unzähligen Parkplätzen". Da sind sich Bürgermeister Thomas Herker (SPD) und Stadtbaumeister Gerald Baumann einig. An dieser exponierten Stelle gegenüber des Bahnhofs, wo viele Reisende ihren ersten Eindruck von Pfaffenhofen bekommen, wünscht sich Baumann eine qualitativ hochwertige und entsprechend große "Baumasse" und keine "städtebauliche Tristesse". Und diese Bebauung darf sich zumindest in Teilbereichen durchaus in die Höhe entwickeln - und das nicht zu knapp. Der Stadtbaumeister kann sich auf dem Gelände ein "nicht allzu lang gezogenes, sondern eher punktförmiges Gebäude" als Gegengewicht und als Ergänzung zum gegenüber und deutlich höher liegenden Bahnhofsgebäude vorstellen. Ob dieses Gebäude dann acht oder sogar neun Stockwerke haben könnte, sollte man am besten noch im Vorfeld des Wettbewerbs prüfen. Als Beispiel nannte Baumann das Hochhaus auf dem Hipp-Werksgelände, wobei natürlich klar sei, dass ein solcher Neubau nicht mit dem Turm der Stadtpfarrkirche in Konkurrenz treten dürfe.