Eichstätt
Nur das Wetter spielte am Anfang nicht mit

06.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:58 Uhr

Bei der Durchführung einer Aufgabe standen Oberbayerns Jungfischer nicht nur unter der kritischen Beobachtung der Juroren. Auch die Kameraden schauten interessiert zu. - Fotos: smo

Eichstätt (EK) "Wir müssen das Zeug trocken heimkriegen", schaut Armin Haunstetter etwas skeptisch in den Himmel und überblickt die große Zeltstadt, die auf den Seminarwiesen aufgebaut ist. 220 Jungfischer aus ganz Oberbayern waren von Donnerstag bis Sonntag in Eichstätt.

Mit dem "Zeug" meint der Fischer vorwiegend die Zelte. Um seine Jugendlichen macht er sich da weniger Sorgen. "Die können sich schon einpackeln." Es regnet seit Tagen – und das schlägt sich auf den Boden nieder. Zentimetertief sinken die jugendlichen und erwachsenen Fischer in die Wiese ein, wenn sie vom Wohn- zum Gemeinschaftszelt wollen.

Mittendrin: der 17-jährige Michael aus Markt Indersdorf. In Tarnuniform steht er an seiner Rute und wartet auf den Startschuss für die Wettbewerbe. "Zum achten Mal bin ich jetzt bei einem Ausbildungslager dabei", rechnet er nach. Das Wetter macht ihm dabei dann nichts mehr aus. "Das interessante hier ist, dass wir jedes Mal ein anderes Gewässer kennenlernen können." Da vergisst man dann die Außenbedingungen gleich mal viel schneller. Der Jungfischer, der durch seinen Vater zum Angeln gekommen ist, wird von seinem Betreuer zur Gruppe geholt. Jetzt geht’s los. "Hoffentlich geht der erste Wettbewerb schnell vorbei, den mag ich ja gar net", sagt er und stapft durch die matschige Wiese seiner Gruppe hinterher.

An acht verschiedenen Wettbewerben müssen die Jugendlichen – 220 an der Zahl aus ganz Oberbayern zwischen zehn und 18 Jahren – teilnehmen. Die letzte Disziplin treibt sie am Samstag um 4 Uhr aus den Federn. Dann werden die Angelplätze ausgelost und das "Königsfischen" ist angesagt. "Es geht uns hier nicht so sehr ums tagelange Fischen", erklärt Oberbayerns Jugendleiter Josef Grünwald, der im Bürocontainer das ganze Zeltlagergeschehen überwacht. "Die jungen Leut’ sollen was lernen."

Immerhin hat man auch den entsprechenden Titel für das Zeltlager, das zum 37. Mal überhaupt und zum zweiten Mal in Eichstätt stattfindet, gewählt: "Ausbildungszeltlager" steht auf der Einladung. Immer wieder stehen Vorträge auf dem Programm. "Und dazwischen wird auch gut gegessen", lobt Grünwald den Koch Roman Mildner, der seit Jahren für die Verköstigung der Truppe sorgt. Er grinst vom Nebentisch herüber, als er seinen Namen hört und nickt.

Währenddessen wird es draußen lauter, die Wettbewerbe haben begonnen. Überall wird von den Betreuern gemessen, auf die richtige Ausführung geachtet und fleißig werden die Ergebnisse mitgeschrieben. Julia Hanke gibt im großen Gemeinschaftszelt gerade eine kleine Plastiktüte ab, in der sie einen Zettel mit ihrem Namen und einen von ihr gebundenen Knoten gelegt hat. "Schau’ ma mal", sagt die 16-Jährige. Seit sie zehn ist, nimmt sie immer mal wieder die Angelrute in die Hand – "wie mein Vater". Das schöne am Fischen, sagt sie, während sie schon mit einem Bein auf dem Sprung zur nächsten Disziplin ist, sei, dass man in der Natur sei und ab und zu auch etwas fangen könne.

Dazu hat sie während der knappen Zeit, die im Programm zum "freien Fischen" vorgesehen ist, Gelegenheit. "Aber nur drei pro Tag", erklärt Josef Grünwald, während er als oberster Zeltlager-Chef sich bei jedem Wettbewerbsplatz kurz erkundigt, ob alles passt. "Der Anglerverein Eichstätt mit seinem Vorsitzenden Hans Schneider, der uns so tatkräftig bei der Vorbereitung des Zeltlagers unterstütz hat, hat uns auch seine Gewässer zur Verfügung gestellt", sagt Grünwald, "und unsere Jugend darf dabei Schleien, Karpfen und Aale fangen." Da kann der zehnjährige Marvin aus Puchheim bei München schon ganz gut mitreden. "Mir ist heute morgen schon ein Barsch an die Angel gegangen", sagt der kleine Fischer stolz. "Ich finds toll, dass man beim Fischen so viel an der frischen Luft ist." Währenddessen packt er seinen kleinen Koffer und klemmt sich die Rute, die fast dreimal so groß ist wie er, unter den Arm und schlappt hinter seinem Betreuer her. "Ich will jetzt ein bisschen fischen."

Schließlich ist so ein Wettbewerb auch anstrengend. Da braucht man ein bisschen Erholung. In zwei Stunden gibt es Essen. Leberkäse steht auf dem Plan. "Ab morgen gibt’s dann zwei Essen zur Auswahl, wir schmeißen nix weg und unser Koch zaubert da aus den Resten immer gute Sachen", lobt Zeltlager-Chef Josef Grünwald den Koch. Alfons Plank, der Präsident des Fischereiverbandes Oberbayern, nickt zustimmend. Er sorgt sich unterdessen nur um eins: "Solang das Wetter endlich besser wird." Da hat er keine zwölf Stunden später Erhörung gefunden – Sankt Petrus hatte ein Einsehen mit seinen Kollegen.