Eichstätt
Nur das Gefolge trank Altmühltaler Wein

11.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:57 Uhr

Eine Aufnahme, die um 1900 entstand: Am Frauenberg sind die Umrisse der Kartoffel- und Getreideäcker zu erkennen. Die weitgehend kahlen Berghänge von Rebdorf bis Inching waren einst Weinbaugebiet. - Foto: Historischer Verein

Eichstätt (EK) Das Weinbaugebiet Altmühltal von Rebdorf bis Inching war in der Zeit von Bischof Gebhard I., dem Papst Viktor II. (1020 bis 1057), und Kaiser Heinrich III. zur Kirche gekommen. Allgemein aber herrscht die Auffassung, "der Altmühltaler Wein wird ein arger Sauerampfer gewesen sein".

Verschiedentlich heute noch hier geerntete Weintrauben und daraus gekelterter "Rebensaft" ergeben zwar nicht gerade "edle Tropfen", aber doch trinkbare Sorten.

ANNO DAZUMAL

"Weinbauer" Dieter Eichiner in Rebdorf genießt seinen "Weinleite Spätlese", Alois Morgott in Landershofen erzeugt Wein aus biologischem Anbau von "Portugieser Trauben", und Herrmann Schermbacher in Mörnsheim taufte seinen Wein "Gailachtaler Tröpfchen". Seine Rebstöcke stehen an einem sonnigen Hang, und das "Tröpfchen" wird allgemein "als rein und süß" beurteilt.

Ansonsten sind vom Weinbau in der Eichstätter Umgebung Flur- und Ortsnamen geblieben: Weinleite und Weinsteige, Rebdorf oder Weinberghöhlen bei Mauern im Wellheimer Trockental. In einem Plan von 1730 ist der Weg von Wimpasing und Häringhof nach Landershofen als Weinstraße eingetragen.

Der Geschichtsforscher Julius Sax berichtet in seinem Buch "Eichstätt. Geschichte des Hochstifts und der Stadt" davon, dass im Jahr 1521 bei Eichstätt, Hirschberg, Wernfels und Mässing rund 600 Eimer Wein für das Hochstift erzeugt wurden. Auch in der Stadt selbst wurden Weinreben gezogen. Wie eine Urkunde aus dem Jahr 1289 beweist, war das zum Beispiel im Buchtal der Fall. Das Kloster der Augustinerchorherren Rebdorf hatte einen Weingarten, der 1344 in Besitz der Dompropstei überging.

Weingärten in der Westenvorstadt sind im 14. und 15. Jahrhundert erwähnt. Dazu schrieb Stadtforscher Franz Xaver Hofer: "Die Bürgerin von Eichstätt, Anna Näpflin, erbte von ihrem Bruder Michael Künig, Domherr in Eichstätt und Pfarrer in Ingolstadt, drei Weingärten und einen Acker, gelegen bei der Westen." Das Datum: 26. August 1407. Urkundlich erwähnt ist am 25. Mai 1315 ein Weingarten des Klosters Sankt Walburg. Später findet sich die Nachricht "von einem Acker, der an das äußere Westentor, an den Wintershofer Weg und oben an ein Weingärtlein stößt".

Zahlreiche Hinweise auf den Weinbau im Hochstift Eichstätt sind in Felix Maders "Geschichte des Schlosses und Oberamtes Hirschberg" verzeichnet. Einmalig war zum Beispiel, dass in Haunstetten und Kinding die Gült (Zins, Steuer) aus "Speiswein" bestand. So wurde für ein Krautfeld ein Seidl Wein erhoben, für einen Hopfengarten zwei Maß Wein. Der Pfarrer von Beilngries erhielt für einen fürstbischöflichen Weingarten einen Eimer von 30 erzeugten Eimern Wein.

"Der Hirschberg war im Mittelalter von Weinbergen umsäumt, die zum größten Teil dem Hochstift Eichstätt gehörten. Auch bei Kottingwörth lag am Arzberg ein beträchtlich großer Weinberg. Weitere Weinberge bestanden bei Pfraundorf und Badanhausen." Soweit Felix Mader. Am sonnigen Hang des Eichstätter Frauenbergs Richtung Rebdorf sind zwar heute noch Feldstreifen und Steinwälle von der Bewirtschaftung erkenntlich. Sie dürften aber von Anbau von Kartoffeln und Getreide herrühren. Weinbau ist dort nicht belegt. Der Wein für den Landesherrn und das Gefolge war im "Hochfürstlichen Hof-Keller auf der Willibaldsburg" gelagert. Bedienstet waren ein Hofhausmeister, Kellerschreiber, Weinvisierer, auch ein Fassbinder. Im Weinkellerbuch wurde Lagerungen der Weine und Verbrauch verzeichnet. Auskunft darüber gibt ein Beitrag im "Heimgarten", einer Beilage zum EICHSTÄTTER KURIER von 1951 unter dem Titel "Blick in den fürstbischöflichen Weinkeller", ohne Nennung des Autors. Die Mengenangaben waren "Eimer" und "Maßen". In Eichstätt galt: Ein Eimer war 64 und 68 Maß, ein Maß gleich 1,08 Liter.

Der Historische Verein verwahrt ein wunderschön bemaltes kleines Weinfass aus dem Jahr 1791, das in ein Stadtmuseum gut passen würde. Fürstbischof war damals Joseph Graf von Stubenberg. Die abgebildeten Anker befinden sich auch in seinem Wappen.

Im hochfürstlichen Keller eingelagert waren unter anderem Weine aus dem Rheinland, von der Mosel, vom Neckar, aus Franken und von der Tauber.

Dann gab es noch den "Spänden", das war geringerer Wein, der gespendet, also verschenkt wurde. Altmühltaler Weine waren im fürstlichen Weinkeller nicht verzeichnet, obwohl über den Beginn des 18. Jahrhunderts hinaus der Weinbau im Hochstift betrieben wurde. Der Verfasser bemerkt dazu: "Der Landwein war ein saures, nicht hoffähiges Getränk." Für das fürstbischöfliche Gefolge wird er wohl getaugt haben.